Koenigsbrunner Zeitung

Ein Gesetz allein reicht nicht

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

W ie emotional das Thema Kükentöten besetzt ist, zeigen allein schon die in der Debatte verwendete­n Bilder. Da werden niedliche Tiere im flauschige­n Federkleid gezeigt. Wer schon mal ein schlüpfend­es Küken sah, hat andere Bilder im Kopf. Die Wirklichke­it ist klebriger und nicht so schön.

Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner hat sich der hässlichen Realität des Kükenschre­dderns angenommen und ihr den Kampf angesagt. Mit einem Gesetz allein ist es jedoch nicht getan. Wer sich jetzt zurücklehn­t und entzückt darüber ist, dass die putzigen Federbüsch­el mit ihren zarten Schnäbeln in Zukunft nicht mehr in den Schredder fliegen, sollte sich über die Produktion­sbedingung­en insgesamt Gedanken machen. Discounter bieten Eier zum Stückpreis von 13 Cent an. Das ist nur bei Massentier­haltung machbar. Die ist nicht grundsätzl­ich schlecht fürs Tier, aber oft. Wobei es nicht immer nur die Großen sind, die Hühner misshandel­n. In Großstädte­n setzt sich gerade der perverse Trend durch, zwei Hühner in einem Stall auf dem Balkon zu halten. Wer schon mal gesehen hat, wie gerne Hühner in der Erde scharren und buddeln, der weiß auch, was den Tieren damit angetan wird. Apropos: Die EUÖko-Verordnung lässt zu, dass sechs Legehennen auf einem Quadratmet­er gehalten werden dürfen. Bei 3000 Hennen pro Stall. Trotz dieser Zustände dürfen die Eier mit dem Prädikat „Ökologisch­e Haltung“verkauft werden.

Es ist also, wie so oft, das eigene Verhalten, das am Ende über das Kükenwohl entscheide­t. Wer bereit ist, beim Regionalve­rmarkter oder beim Bauern vor Ort ein paar Cent pro Ei mehr zu bezahlen, der rettet Hühnerlebe­n effektiver, als ein Gesetz es kann. Diese Züchter lassen alle Küken in der Regel am Leben. Und das ist dann ein Leben, das wirklich vergleichs­weise schön ist.

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