Impfstoff mit Nebenwirkungen
In Illertissen sollte der Impfstoff hergestellt werden. Warum die Studie gestoppt wurde
Illertissen/London Derzeit laufen weltweit Studien zu neuen CoronaImpfstoffen unter Hochdruck. In Illertissen (Landkreis Neu-Ulm) war man schon einen Schritt weiter: Am Standort des russischen Pharmaherstellers R-Pharm wollte man, wie berichtet, Anfang 2021 mit der Produktion des Vakzins AZD1222 des britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca beginnen. Doch genau dieses Mittel hat nun bei einem Probanten aus Großbritannien heftige Nebenwirkungen ausgelöst, die Studie wurde vorerst gestoppt.
Ob dies Auswirkungen auf die Pläne von R-Pharm in Illertissen hat, ist noch nicht bekannt. Eine Stellungnahme des Unternehmens gab es zunächst nicht. Nach Angaben von AstraZeneca ist der Stop der Studie in solchen Fällen eine Routinemaßnahme: „In großen Versuchsreihen treten Erkrankungen zufällig auf, müssen aber von unabhängiger Seite untersucht werden, um das gründlich zu überprüfen.“Das Mittel zählt aktuell zu den vielversprechendsten möglichen Corona-Impfstoffen.
AstraZeneca machte keine Angaben zur Erkrankung. Die New York Times berichtet unter Berufung auf eine informierte Person, es handle sich um eine Transverse Myelitis, eine Entzündung, die das Rückenmark trifft und von Vireninfektionen ausgelöst werden kann. Der von AstraZeneca hergestellte Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen und soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es Sars-CoV-2 im Falle einer Infektion unschädlich machen kann.
„Die Studie wurde nicht abgebrochen, sondern es werden als Standard zunächst neue Impfungen ausgesetzt, um die mögliche Nebenwirkung genauer untersuchen zu können“, erklärt Bernd Salzberger vom Uniklinikum Regensburg. Transverse Myelitis gehe in der Regel mit schweren neurologischen Symptomen einher, erklärte der Infektiologe. Ursachen könnten etwa Polio und Autoimmunreaktionen wie Multiple Sklerose sein. „Und die Symptome sind je nach Höhe des Befalls im Rückenmark meist akute Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen.“