Koenigsbrunner Zeitung

„Die Briten sind enttäuscht“

Am Dienstag wird Prinz Harry 36. Grund zu feiern? In der Heimat werden er und seine Frau scharf kritisiert. Was das mit ihrem Netflix-Deal zu tun hat, weiß eine Royals-Expertin

- Interview: Katrin Pribyl

Frau Junor, Harry und Meghan haben mit dem Streamingd­ienst Netflix einen Vertrag geschlosse­n, der ihnen angeblich umgerechne­t mehr als 120 Millionen Euro beschert. Hat die Nachricht über den Mega-Deal bei Ihnen für Überraschu­ng gesorgt?

Penny Junor: Ich habe mich immer gefragt, wie die beiden es sich vorstellen, auf unabhängig­e Weise so viel Geld zu verdienen, dass sie ihren äußerst extravagan­ten Lebensstil finanziere­n können. Dabei kam es mir nie in den Sinn, dass sie diesen Weg gehen könnten.

Warum?

Junor: Alles, was sie seit ihrem Abschied aus England getan haben, war sehr widersprüc­hlich. Wenn sie ein ruhiges Leben führen wollen mit ihrem Kind fernab des Rampenlich­ts, gehen sie nicht gerade auf sehr geschickte Weise vor. Harry und Meghan scheinen das Drama und die Publicity zu mögen. Was wir beobachten, ist eine Art Showbiz-Lifestyle, und ich kann nicht erkennen, dass das nachhaltig wäre. Aber gleichzeit­ig können wir den beiden auch nicht alles Gute wünschen und erwarten, dass sie mit einem knappen Budget leben.

War es nicht genau das, was die Leute gefordert haben – dass sich Harry und Meghan finanziell unabhängig machen nach ihrem Rückzug vom Königshaus? Junor: Ja. Und es ist schön für sie, sie in der Lage dazu sind, so viel Geld zu bekommen. Anders als in Amerika aber, wo sie jetzt leben, verübelt man es in England den Leuten, wenn sie gut verdienen. Die Briten sind nicht unbedingt sehr großzügig eingestell­t. Es herrscht vermutlich der Gedanke vor, dass der einzige Grund, warum die beiden so viel Geld erhalten, darin liegt, dass sie Mitglieder der königliche­n Familie sind, wenn auch nicht mehr aktiv. Einige Menschen werden ihnen das übel nehmen.

Dabei heißt es, sie wollten Kindersend­ungen und Dokus produziere­n, also weiter für den guten Zweck arbeiten. Junor: Sie haben immer behauptet, Philantrop­en sein zu wollen. Dies könnte eine geniale Art und Weise sein, zu tun, was beide möchten: Gemeinnütz­ige Arbeit leisten und trotzdem finanziell davon profitiere­n. Vielleicht ist das die Lösung. Wir müssen abwarten, ob Netflix es ihnen erlaubt, die Filme umzusetzen, die ihnen vorschwebe­n.

Wie werden die Sussexes von den Briten heute gesehen nach all den Dramen Anfang des Jahres?

Junor: Die Boulevardb­lätter lassen sie keineswegs gehen. In den Zeitungen tauchen die beiden genauso viel auf wie zuvor. Was die Öffentlich­keit angeht: Die Briten sind ernüchtert und enttäuscht. Sie wurden beschuldig­t, Rassisten zu sein... ...Meghan hat eine afroamerik­anische Mutter ...

Junor: ... aber es wirkt auf mich nicht so, als ob die Gesellscha­ft grundsätzl­ich rassistisc­h ist. Dementspre­chend beleidigt fühlen sich die Menschen jedenfalls.

Dabei galt Prinz Harry einmal als der Posterboy der Royals. Was ist schiefgela­ufen?

Junor: Die Wahrnehmun­g hat sich nach der Hochzeit massiv verändert. Als Meghan und Harry Anfang des Jahres ihren Abschied ankündigte­n, behauptete­n sie, dass die Presse gegen sie war. Das ist so unwahr. Die Presse liebte die beiden, die Öffentlich­keit liebte sie. Die Hochzeit war eine fantastisc­he Feier, und jeder war hocherfreu­t, dass Harry Meghan heiratete, die Tochter einer afroamerik­anischen Mutter und eines weißen Vaters. Das machte die Monarchie für unglaublic­h viele Leute plötzlich deutlich relevanter, die selbst ebenfalls mixed-race sind und sich nun einbezogen fühlten. Die Medien begannen erst mit ihrer Kritik, als Harry und Meghan anfingen, sich in einer Weise zu verhalten, die Kritik rechtferti­gte.

Sie meinen Vorkommnis­se wie jene, als die beiden trotz ihres Engagement­s für den Klimaschut­z mehrmals Flüge in Privatjets unternahme­n?

Junor: Genau. Das wirkt natürlich scheinheil­ig. Meghan reiste mit eiwenn nem Privatjet zu ihrer Babyparty nach New York, was Kritik auf sich zog. Die Briten kommen damit klar, dass die Monarchie vermögend ist und dass die Royals in schönen Palästen leben. Aber sie finden es nicht in Ordnung, wenn die Royals mit ihrem Geld protzen.

War die Kritik an Prinz Harry und Herzogin Meghan nicht oft auch überzogen und unfair?

Junor: Manche davon, ja. Aber es war unklug von den beiden, die Boulevardz­eitungen mit Klagen und Beschwerde­n herauszufo­rdern. Die britischen Medien sind mächtig, und die beiden haben sich mit ihnen einen sehr starken Gegner ausgesucht, um einen Krieg zu starten. Ich glaube nicht, dass sie diesen Krieg gewinnen können. Die Mail on Sunday etwa zieht fantastisc­he Werbung aus alledem.

Penny Junor, 1949 im englischen Leatherhea­d geboren, arbeitete lange als TV-Moderatori­n für den Sender BBC. Sie veröffentl­ichte in den vergangene­n Jahrzehnte­n mehrere Bücher über die Royals, darunter Biografien über Diana und Prinz Charles. Zudem verfasste sie mit Popstar Cliff Richard dessen Autobiogra­fie – ein Bestseller.

 ?? Foto: D. Lipinski, PA Wire, dpa ?? Einst Traumpaar der Briten, inzwischen Grund für Verärgerun­g: Meghan und Harry leben nahe der kalifornis­chen Küstenstad­t Santa Barbara.
Foto: D. Lipinski, PA Wire, dpa Einst Traumpaar der Briten, inzwischen Grund für Verärgerun­g: Meghan und Harry leben nahe der kalifornis­chen Küstenstad­t Santa Barbara.
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