Respekt für einen Selbstdarsteller
Beim 2:0-Sieg Portugals im Nations-League-Spiel gegen Schweden hat Cristiano Ronaldo seine Länderspieltreffer Nummer 100 und 101 erzielt. Es gibt auf der ganzen Welt nur noch einen Spieler, den Iraner Ali Daei, der auf eine bessere Bilanz verweisen kann. Einen wie Ronaldo könnte die deutsche Mannschaft gut gebrauchen. Nur würde er den Deutschen nicht einmal theoretisch helfen, weil Jogi Löw jeden Spieler um die 30 aussortiert und Ronaldo schon 35 Lenze zählt. Dass er noch immer spielt wie ein 25-Jähriger würde ihn vor Jogi nicht retten. Thomas Müller rettet es auch nicht. Dabei ist Müller ein bayerischer Charmebolzen und Ronaldo ein gelackter Selbstdarsteller, Egomane und Maulaufreißer. Man muss es so sagen: Ronaldo ist eines jener schwer zu ertragenden Beispiele dafür, dass sich mitunter die atemberaubendsten Talente in den größten Kotzbrocken wiederfinden? Wie kann es sein, dass einem der Ball wie ein braver Hund folgt, obwohl der Kerl die Menschen mit seiner Arroganz abschreckt?
Warum hat ihn das Schicksal mit den schnellsten Beinen der Branche für 35-Jährige verwöhnt, mit Athletik, Torinstinkt und Spielintelligenz? All das gegossen in ein Format zeitloser Schönheit, wo es eine Horst-Hrubesch-Figur auch getan hätte. Wieso teilt ein Ronaldo-Freistoß ähnlich geisterhaft eine Abwehrmauer wie Moses das Rote Meer? Und wie kann es sein, dass einer von all dem, was ihn zum Göttlichen macht, maßlos überschüttet wird, während unsereins sich bescheiden durchs Leben kämpft?
Wer lange darüber nachdenkt, verzweifelt. In besonders schlimmen Fällen hilft es, sich der eigenen Werte zu erinnern. Der Freistöße, die man ohne breitbeiniges Posen in lückenlose Abwehrmauern gestümpert hat. CR7 ist, wie MX5 oder 007, eine Marke. Lionel Messi, der Einzige, der mit Ronaldo auf einer Stufe spielt, ist keine Marke. Lionel ist nur Messi. Marken wollen ausgestellt sein, lackiert, poliert, gerührt und geschüttelt. Dieser Popanz lässt sich kaum ertragen. Trotzdem erntet Ronaldo zu Recht Respekt und Staunen. Die Marke CR7 hat einen beeindruckenden Kern, der scheinbar nicht altert. Schweden hat sich daran die Zähne ausgebissen. » RADSPORT Tour de France Eurosport/ARD, 11.45/16.05 Uhr
12. Etappe: Chauvigny – Sarran Corrèze (218 km)
» TENNIS US Open
Eurosport, 21 Uhr Finale Männer Doppel 1 Uhr/3 Uhr Halbfinale Frauen