Ewan gewinnt Wildwest-Finale
Der Australier erreicht nach 167,5 Kilometern einen Wimpernschlag vor Peter Sagan das Ziel. Der Slowake wird allerdings später für einen Rempler auf Platz 85 strafversetzt
Poitiers Wout van Aert fluchte, schimpfte und zeigte Peter Sagan den Mittelfinger. Der belgische Überflieger wurde durch einen heftigen Rempler des Ex-Weltmeisters vom deutschen Bora-hansgroheTeam in einem Wildwest-Sprint womöglich um seinen dritten Etappensieg bei der 107. Tour de France gebracht. „Ich habe ihm einige unschöne Worte gesagt. Es ist frustrierend. Das war komplett gegen die Regeln. Ich war überrascht und schockiert. Ich konnte froh sein, nicht zu stürzen“, echauffierte sich van Aert. Die Jury teilte die Meinung des Belgiers und gab Sagan die Quittung. Der Superstar wurde auf Platz 85 strafversetzt.
Doch am Etappensieg des Australiers Caleb Ewan nach 167,5 Kilometern von Châtelaillon-Plage nach Poitiers änderte dies nichts. Der Teamkollege von Roger Kluge revanchierte sich für Platz zwei am Vortag und raste zu seinem zweiten Etappensieg. Der Slowake Sagan, der zunächst als Zweiter die Ziellinie überquert hatte, war sich erst keiner Schuld bewusst. Sein Team räumte aber schnell den Fehler ihres Topstars ein.
Auch dank der erneuten Vorarbeit von Anfahrer Roger Kluge siegte Ewan nach dem bereinigten Ergebnis ganz knapp vor dem Iren Sam Bennett und van Aert. Bereits in Sisteron hatte er triumphiert. Damit könnte er seine Bestmarke aus dem Vorjahr mit drei Tagessiegen noch einstellen oder gar übertreffen. „Es war sehr hektisch. Nach dem zweiten Platz am Dienstag wollte ich unbedingt gewinnen. Ich bin super happy mit dem zweiten Etappensieg. Nach dem ersten Erfolg ist der Druck abgefallen“, sagte Ewan. Die deutschen Fahrer spielten bei der nächsten Massenankunft keine Rolle, auch Altstar André Greipel konnte sich nach Platz sechs am Vortag dieses Mal nicht in Szene setzen. Dem 38-Jährigen bleibt damit im Kampf um den zwölften Etappensieg seiner Karriere als letzte Chance wohl nur noch der Königssprint
auf den Champs-Élysées in Paris, wo er bereits 2015 und 2016 triumphiert hatte. Immerhin geht es dem Rostocker inzwischen besser, nachdem er sich in der ersten Woche mit Sturzverletzungen gequält hatte. „Der Ruhetag kam zum richtigen Zeitpunkt. Ich fühle mich besser und besser“, sagte Greipel. Favorit auf den Toursieg bleibt der slowenische Vuelta-Champion Primoz Roglic. Der Ex-Skispringer hatte auf der Flachetappe keine Mühe, sein Gelbes Trikot zu verteidigen, und liegt weiterhin 21 Sekunden vor dem kolumbianischen Titelverteidiger Egan Bernal. Emanuel Buchmann spielt keine Rolle mehr, seinen wichtigsten Helfer hat er auch verloren. Der Österreicher Gregor Mühlberger musste nach einem Infekt aufgeben.