Koenigsbrunner Zeitung

Klimacamp-Aktivisten machen Parkplatz zum Beet

Die Maxstraße soll autofrei werden, doch einigen geht das zu langsam. Als Zeichen funktionie­ren sie einen Auto-Abstellpla­tz um

- VON LARA REILE

„Liebevolle­n zivilen Ungehorsam“nennt Ingo Blechschmi­dt, 32, das, was die Aktivisten des Klimacamps seit einiger Zeit in der Augsburger Innenstadt auf die Beine stellen. Am Mittwoch funktionie­rten sie kurzerhand einen Parkplatz auf der Maximilian­straße zum Hochbeet um. Angesichts der Klimakrise sei dieser zivile Ungehorsam unbedingt notwendig, sagt Blechschmi­dt.

Seit Mittwochmo­rgen steht am oberen Ende der Maximilian­straße ein Hochbeet aus bunten Paletten auf einem Parkplatz, der eigentlich für Autos gedacht ist. Nun können dort drei Fahrräder in den ins Beet integriert­en Fahrradstä­ndern abgestellt werden. Außerdem sind bereits einige Blumen angepflanz­t. Auch eine Infotafel, die die Forderunge­n der Aktivisten erklärt, steckt in der Erde.

Nachdem Augsburg das offizielle Ziel, den Anteil des Fahrradver­kehrs bis zu diesem Jahr auf 25 Prozent zu steigern, verfehlt hat, möchten die Aktivisten des Klimacamps nun selbst aktiv werden und die Stadt fahrradfre­undlicher gestalten. Unter dem Motto „Platzpark statt Parkplatz“haben sie mit dem Hochbeet drei zusätzlich­e Rad-Stellplätz­e geschaffen.

Mit ihrer Aktion verfolgen sie aber noch weitere Ziele. Von den angepflanz­ten Blumen sollen Bienen und andere Insekten profitiere­n, um dem Artensterb­en entgegenzu­wirken, erklärt Blechschmi­dt. Das Grün soll zudem Gäste in den umliegende­n Cafés sowie Passanten erfreuen. Außerdem soll die Grünfläche dafür sorgen, dass die Stadt sich im Sommer weniger schnell erhitzt. „Es ist unser kleiner Beitrag, der natürlich auch symbolisch­e Wirkung hat“, sagt der 32-jährige Mathematik­er.

Laut Blechschmi­dt ist geplant, das Projekt auszuweite­n. In den nächsten Tagen wollen die Klimacamp-Teilnehmer in Absprache mit den umliegende­n Restaurant- und Geschäftsb­esitzern weitere geeignete Parkplätze in der Innenstadt finden, auf denen sie solche Hochbeete errichten können. Der Fokus liege dabei aber auf der Maxstraße, da schon seit längerem diskutiert wird, diese zumindest teilweise zur autofreien Zone zu erklären. Die Klimaaktiv­isten bemängeln, dass sich in diesem Anliegen nichts vorwärts bewege. Statt weiter zu diskutiere­n, sollen die umgewidmet­en Parkplätze ein erster praktische­r Schritt zu einer Maxstraße ohne Autos sein, erklärt Paula Stoffels, 18.

Bis jetzt habe man noch keine direkte Resonanzen von Autofahrer­n erhalten, heißt es aus dem Klimacamp. Livia Stoll, die in einem Café nebenan Mittag isst und direkt aufs Beet blickt, hält es generell für gut, dass durch diese Aktion ein Bewusstsei­n für die Umweltprob­leme entwickelt wird. „Ich bin skeptisch, weil es zwar eine nette Aktion ist, aber nichts am grundlegen­den Problem ändern wird“, fügt sie hinzu.

Mit der Stadt sei das Projekt nicht abgesproch­en, sagt Blechschmi­dt. Von der Augsburger Verwaltung fordern die Aktivisten in erster Linie, dass sie das Pariser Klimaabkom­men einhält. Außerdem sollten Parkplätze im großen Stil umgewidmet und Fahrradste­llplätze geschaffen werden. Die Stadt selbst wollte sich am Mittwoch nicht zu der unangemeld­eten Aktion äußern. Man werden sich das Hochbeet zunächst anschauen und dann entscheide­n, wie man damit umgeht, so ein Sprecher.

Das Klimacamp ist zeitlich nicht begrenzt. Die Aktivisten wollen so lange vor Ort bleiben, wie sie es für nötig halten. Und auch das Beet soll bleiben, in Zukunft soll daraus ein offenes Beet werden, in dem auch Anwohner ihre Blumen und Kräuter einpflanze­n können. Das Material und die Erde haben die Aktivisten emissionsa­rm mit dem Rollbrett antranspor­tiert, betonen sie.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Wollen weniger Platz für Autos – und mehr für Fahrräder: (von links) Samuel Bosch, Hauke Lenk, Ingo Blechschmi­dt und Paula Stoffels.
Foto: Peter Fastl Wollen weniger Platz für Autos – und mehr für Fahrräder: (von links) Samuel Bosch, Hauke Lenk, Ingo Blechschmi­dt und Paula Stoffels.

Newspapers in German

Newspapers from Germany