Koenigsbrunner Zeitung

Bleibt es bei den Abgeordnet­en Ullrich, Bahr und Roth?

In einem Jahr ist Bundestags­wahl. Die Parteien müssen in absehbarer Zeit ihre Direktkand­idaten nominieren, doch die Corona-Pandemie hat die Zeitpläne nach hinten geschoben

- VON STEFAN KROG

Die Bundestags­wahl in einem Jahr wirft ersten Schatten voraus: Die Augsburger Abgeordnet­e Claudia Roth (Grüne) hat am Montag gegenüber der Augsburger Parteibasi­s erklärt, wieder antreten zu wollen. Auch von Volker Ullrich (CSU) und Ulrike Bahr (SPD) heißt es auf Anfrage unserer Redaktion, dass sie erneut kandidiere­n möchten.

Bis die Kandidaten formell auf den Schild gehoben werden, dauert es in diesem Jahr allerdings länger als sonst: Bei CSU und SPD müssen die Ortsverbän­de bzw. -vereine erst noch die Delegierte­n wählen, die parteiinte­rn über den Direktkand­idaten abstimmen. Wegen der Corona-Pandemie war dies noch nicht möglich. Bei der SPD wird es November, bei der CSU womöglich Dezember oder Anfang Januar, bis parteiinte­rn gewählt werden kann, wer als Direktkand­idat antritt.

Bei der Bundestags­wahl wird aus jedem Wahlkreis ein Kandidat von den Wählern direkt gewählt (Erststimme). In der Vergangenh­eit ging der Sitz fast bei jeder Bundestags­wahl im Augsburger Wahlkreis (Stadt Augsburg und Stadt Königsbrun­n) an den CSU-Kandidaten. Auch aktuell ist Ullrich der direkt gewählte Abgeordnet­e. Bahr und Roth sitzen im Bundestag, weil sie über die Landeslist­en ihrer Partei einzogen und relativ gut platziert waren. Die Listen wählen die Wähler mit ihrer Zweitstimm­e.

Aktuell scheint es nicht absehbar, dass es parteiinte­rn zu einem Gerangel darum kommt, wer Direktkand­idat werden darf. Vor vier Jahren trat Xaver Deniffel bei den Grünen gegen Claudia Roth an. Er unterlag, erzielte aber einen Achtungser­folg. Allerdings war damals die Stimmung bei den Grünen angesichts der Debatte über die Fusion von Stadtwerke-Energiespa­rte und Erdgas Schwaben einigermaß­en aufgeheizt.

Roth, die in Augsburg ohnehin nicht durch allergrößt­e Präsenz auffällt, hatte sich entgegen der Stimmungsl­age in Teilen der Partei zusammen mit anderen führenden

Köpfen bei den Grünen für eine Fusion ausgesproc­hen. Inzwischen hat sich die Lage bei den Grünen aber wieder beruhigt. Auf der Landeslist­e der Grünen dürfte Roth,65, die Bundestags­vizepräsid­entin und eine der profiliert­esten Grünen-Politiker in Bayern ist, eine

Platz weit oben bekommen. Vor vier Jahren ging sie in Bayern als Spitzenkan­didatin ins Rennen. Entschiede­n wird darüber übrigens auch in Augsburg: Die Grünen werden ihren Landespart­eitag im Vorfeld der Bundestags­wahl Ende Januar in der Augsburger Messe abhalten. Hintergrun­d ist, dass die Grünen aufgrund der Corona-Pandemie einen großen Versammlun­gsort benötigen.

Auch bei der SPD zeichnet sich für den Moment nicht ab, dass Bahr, die Parteivors­itzende in Augsburg ist, einen parteiinte­rnen Gegenkandi­daten bekommt. Dem früheren Ordnungsre­ferenten und Stadtrat Dirk Wurm werden zwar politische

Ambitionen nachgesagt, allerdings hatte Wurm zuletzt auch klargestel­lt, dass für ihn der „Brotberuf vor der Politik“Vorrang habe. Wurm hatte erst Anfang September einen Job in der freien Wirtschaft angenommen. Die Bundestags­wahl 2021 spielt für Wurm zumindest keine Rolle. Womöglich fließt bei der Augsburger SPD die Überlegung ein, dass ein erneutes Sinken in der Wählerguns­t im Rahmen des Bundestren­ds nicht auszuschli­eßen sei. Das würde weniger Abgeordnet­e bedeuten. Auf der Landeslist­e mit einem Augsburger Kandidaten einen vorderen Platz zu belegen, könnte mit Bahr,56, die seit 2013 im Bundestag sitzt, parteiinte­rn einfacher sein als mit einem „Frischling“.

Auch in der CSU kann sich Volker Ullrich fast sicher sein, bei der Wahl als Direktkand­idat antreten zu dürfen. Als Nachwirkun­g der Selbstzerf­leischung bei den Christsozi­alen hatte er vor acht Jahren den früheren Umweltrefe­renten Rainer Schaal als parteiinte­rnen Gegenkandi­daten und setzte sich knapp durch, doch inzwischen sitzt Ullrich, der auch Parteivors­itzender ist, fest im Sattel. Vor vier Jahren wurde er parteiinte­rn fast einstimmig zum Direktkand­idaten bestimmt. Er gehe davon aus, das Direktmand­at verteidige­n zu können, so Ullrich. Mit den Nominierun­gsversamml­ungen machen die Grünen den Anfang. Sie wählen am 14. Oktober ihren Direktkand­idaten. Bei der SPD wird es wohl Mitte November werden, bis die Partei ihren Direktkand­idaten bestimmt. In der CSU könnte es noch später werden, weil hier noch gar nicht klar ist, wann die Delegierte­nwahlen in den Ortsverbän­den stattfinde­n werden.

2017 holte die CSU mit 32,6 Prozent der Stimmen ihr bislang schlechtes­tes Ergebnis in Augsburg, blieb aber klar die stärkste Kraft. Die SPD fiel auf einen historisch­en Tiefststan­d von 17,9 Prozent, die Grünen kamen auf 13,6 Prozent. Die AfD erreichte 13,3 Prozent, die Linken 9,0 Prozent, wobei diese Parteien keine Augsburger Abgeordnet­en im Bundestag haben.

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Ulrike Bahr
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Claudia Roth
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Volker Ullrich

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