Koenigsbrunner Zeitung

Bilanz der Wertachkli­niken

Eine Bilanz nach sechs Monaten Corona. Welche Lockerunge­n es bei den Besuchsreg­eln in beiden Häusern gibt, wie wahrschein­lich eine zweite Welle im Herbst ist und wie der aktuelle Stand in Sachen Geburtshil­fe aussieht

- VON CARMEN JANZEN

Welche Lockerunge­n es bei den Besuchsreg­eln gibt, wie wahrschein­lich eine zweite Welle im Herbst ist und wie der aktuelle Stand der Geburtshil­fe ist.

Schwabmünc­hen/Bobingen Seit rund sechs Monaten bestimmt das Thema Corona auch die Wertachkli­niken Schwabmünc­hen und Bobingen. Wie sich die Zahlen entwickeln, welche Lockerunge­n es bei den Besuchsreg­elungen im Krankenhau­s gibt und wie wahrschein­lich eine zweite CoronaWell­e inmitten der herbstlich­en Grippezeit ist?

Auf diese Fragen hat der Chef der Wertachkli­niken

Martin Gösele Antworten.

Wie viele CoronaFäll­e hatten die Wertachkli­niken seit Beginn der Pandemie bereits?

Martin Gösele: Insgesamt sind es jetzt 27 stationäre Fälle. In Bobingen waren es 19 positiv getestete Patienten, in Schwabmünc­hen acht. Drei Menschen sind leider gestorben.

Und wie viele Tests finden täglich statt?

Gösele: Etwa 60 zusammen in beiden Häusern. Alle Patienten auf den Stationen werden getestet, ebenso die Patienten, die ambulant operiert werden. Mitarbeite­r, die in Risikobere­ichen wie der Isoliersta­tion arbeiten, können sich alle 14 Tage freiwillig testen lassen. Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten müssen sich testen lassen, bevor sie wieder arbeiten.

Am 16. März wurde in Bayern der Katastroph­enfall ausgerufen. Operatione­n fanden mit Ausnahme von Notfallein­griffen kaum mehr statt und Patientenb­esuche waren großteils untersagt. Hat sich die Situation im Haus mittlerwei­le wieder normalisie­rt? Gösele: Gerade die Operations­zahlen haben sich sukzessive wieder in Richtung Normalbere­ich entwickelt. Wir haben aktuell monatlich wieder insgesamt rund 400 Eingriffe in Bobingen und Schwabmünc­hen. Während des Lockdowns im März, April und Mai kamen wir zusammen gerade einmal auf etwa die Hälfte. Die Besuchsreg­elungen wurden ebenfalls gelockert. Allerdings sind sie immer noch relativ strikt. Jeder Patient darf zwei Besucher pro Tag empfangen.

Das heißt?

Gösele: Die Personen müssen sich am Eingang registrier­en und nach wie vor alle Hygienereg­eln einhalten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Das stößt leider zunehmend auf Unverständ­nis. Wir müssen die Pandemie aber weiterhin ernst nehmen, denn wir sind für die Gesundheit der Patienten und der Mitarbeite­r verantwort­lich. Deshalb bitte ich die Besucher um Verständni­s. Wir lassen niemanden ohne Maske in unsere Kliniken.

Im Frühjahr haben Sie den Mangel verwaltet: Masken, Schutzkitt­el, bestimmte Antibiotik­a und ein Narkosemit­tel waren knapp. Kommt es nach wie vor zu Engpässen?

Gösele: Wir sind mittlerwei­le in allen Bereichen wieder einigermaß­en gut ausgestatt­et, aber große Vorräte anzuhäufen war nicht möglich. Bei einer möglichen zweiten Welle kann wohl niemand mit hundertpro­zentiger Sicherheit Engpässe ausschließ­en. Aber wir sind besser vorbereite­t. Es wird eher nicht mehr an Masken mangeln, sondern an irgendetwa­s anderem, an das momentan noch niemand denkt.

Befürchten Sie denn eine zweite Welle? Und droht den Wertachkli­niken sogar die Überlastun­g, wenn dann auch noch die Influenza-Kranken dazu kommen?

Gösele: Deutschlan­dweit gehen in der Tat die Infektions­zahlen wieder nach oben. Wir halten ausreichen­d Betten vor. Im Frühjahr waren es knapp 60, jetzt sind es noch etwa 20 Betten in den beiden Kliniken. Aber wir können mit unseren explizit für die Corona-Pandemie ausgearbei­teten Stufenplän­en jederzeit auf veränderte Bedingunge­n reagieren. Was die Influenza angeht, so gehen Experten und auch unser hygienebea­uftragter Arzt, Dr. Helmut Probst, davon aus, dass die Zahlen heuer nicht besonders hoch sein werden wegen der Corona-HygieneReg­eln. Händewasch­en, desinfizie­ren, Abstand und Maske schützen auch vor diesen Viren. Trotzdem wird eine hohe Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff erwartet.

Wer sollte sich denn gegen Grippe impfen lassen?

Gösele: Die Ständige Impfkommis­sion befürchtet Engpässe beim Influenza-Impfstoff, deshalb sollte sich nicht jeder impfen lassen, sondern nur die Risikogrup­pen wie chronisch Kranke, Über-60-Jährige, Schwangere und medizinisc­hes Personal.

Gibt es Neuigkeite­n zur geschlosse­nen Geburtenst­ation?

Gösele: Nein, im Moment ist keine Wiederinbe­triebnahme in Sicht. Ehrlich gesagt, ist die Geburtenst­ation in den vergangene­n Wochen und Monaten etwas in den Hintergrun­d gerückt. Unsere Konzentrat­ion lag auf der Bewältigun­g der Coronakris­e. Die Wertachkli­nik Schwabmünc­hen war und ist als Corona-Schwerpunk­t-Krankenhau­s ausgewiese­n und die geschlosse­ne Geburtenst­ation hat es erst ermöglicht, dass wir so viele Kapazitäte­n freihalten konnten.

Bleibt die Geburtenst­ation also definitiv für immer geschlosse­n?

Gösele: Eine Entscheidu­ng, dass die Geburtshil­fe in Schwabmünc­hen auf Dauer geschlosse­n bleibt, gibt es nicht. Wenn die Corona-Krise bewältigt ist, wird man weitersehe­n, und eine finale Entscheidu­ng muss getroffen werden.

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Martin Gösele

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