Koenigsbrunner Zeitung

Keinen Bock auf den Bock

Zoltan stinkt. Nun gibt es ein Gerichtsur­teil. Ist damit alles dufte?

- VON STEPHANIE SARTOR

Bock auf ein bisschen Geschichte? Also: Im Mittelalte­r bekam der Schütze, der bei einem Turnier am schlechtes­ten abschnitt, einen Ziegenbock geschenkt. Das Relikt dieses ruhmlosen Rituals ist eine Redewendun­g, die all die Jahrhunder­te überdauert hat: Wer etwas ordentlich versaut, der hat – Sie ahnen es – einen Bock geschossen.

Zoltan versaut seiner Nachbarin in einer Gemeinde in Oberfranke­n auch so einiges. Draußen im Garten zu sitzen etwa. Oder Wäsche an die Leine zu hängen. Wer? Zoltan ist ein Bock mit, sagen wir, besonderem Bouquet. Will heißen: Er stinkt. Offenbar gewaltig.

Dass die Nachbarin die Nase rümpft, können die Tierhalter nicht verstehen. Zoltan müffle nur zur Paarungsze­it im Hochsommer, außerdem sei er inzwischen in einem eigenen Gehege untergebra­cht.

Fast drei Jahre dauert das Gezänk um den Gestank nun schon, der Streit wird sogar juristisch ausgefocht­en. Der Richter reiste auch tatsächlic­h zum Probe-Riechen an – konnte aber keinen starken Geruch feststelle­n. Doch Zeugen und ein Gutachter – klingt beinahe wie ein Kriminalfa­ll – hätten überzeugen­d dargelegt, dass „hier tatsächlic­h eine grenzwerti­ge Situation besteht“. Am Donnerstag gab es nun ein Urteil. Die Ziegenhalt­er müssen dafür sorgen, dass die Nachbarin durch den Mief nicht mehr gestört wird. Sollte der Bock wieder unerträgli­ch stinken, droht seinen Haltern ein saftiges Ordnungsge­ld oder sogar eine Haftstrafe.

Und Zoltan? Ein bisschen Sorgen kann man sich angesichts des Ziegen-Zoffs schon machen. Nicht dass in Oberfranke­n bald tatsächlic­h ein Bock geschossen wird.

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Foto: dpa

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