Frei sein und fliegen
Ala Cya tritt im Brunnenhof auf
Als sich Ala Cya nach vier melancholisch funkelnden Pianostücken eine schwarze Strat um den Hals hängt, ist man plötzlich mitten in ihrem Soundtrack zu einem Roadtrip durch das weite Nirgendwo, auf dem nur die dunklen Bluesakkorde und ihre tiefe, umarmende Stimme die schweren Lider geöffnet halten, während monoton die Lichter am Fenster vorbeiziehen.
Die Reise geht weiter. Weiterfahren verspricht Neues, bedeutet aber auch immer Abschied. Das Konzert der Songwriterin Ala Cya im Brunnenhof des Zeughauses am Mittwochabend ist ein Abschied. Der Sommer verabschiedet sich mit einer früh untergehenden Sonne, die Künstlerin auf der Bühne verkündet ihren Abschied von Augsburg. Doch bevor sie zu noch unbekannten Zielen aufbricht, lässt sie ihr Publikum mit ihren einfachen, nie belanglosen Liedern tief in ihre Gedanken, in ihre Seele blicken. Man wird Teil ihrer schlaflosen Nächte, in denen die Probleme vor lauter Herumgewälze immer größer und größer erscheinen, bis das fahle Morgenlicht die Erkenntnis bringt, dass man sein Leben doch selbst in der Hand hat. Dazu löst sie das gewohnte Strophe-Refrain-Schema auf zu einer fesselnden Erzählung mit überraschenden Akkord- und Harmoniewechseln, die ihre Stimme noch eindringlicher erscheinen lassen. Wenn Ala Cya singt, gehen die Gedanken auf Wanderschaft, trotzdem ist man immer bei den Songs und verliert sich in ihrer Musik.
Sie singt davon, frei zu sein, ihre eigene Herrscherin in ihrer Welt zu sein, fliegen zu können. Bei ihrer Ansage zum „Thank You“betont sie ihre Dankbarkeit für die Menschen, die sie unterstützten, zeigt aber auch, dass sie hadert mit ihrer Heimatstadt. Doch wenn sie von ihrer neuen Heimat aus ein Ticket mit der Aufschrift „Augsburg Hbf“löst, werden sich wieder Menschen finden, die bei ihrem auf Polnisch getexteten Song den Backing-Chor geben und ihrem Wunsch nachgeben, noch einmal „aus vollem Bauch heraus zu singen, dass es nie wieder Konzertsperren geben wird“. Denn wenn die kargen Virusmonate eines deutlich machten, so sagte sie gleich zu Beginn des Konzerts, ist es, wie wichtig Musik ist.