Koenigsbrunner Zeitung

Eine ungewohnte Situation für Marco Brenner

Der 18-jährige Augsburger ist eines der hoffnungsv­ollsten deutschen Talente. Doch in dieser Saison muss er Rückschläg­e verkraften

- VON ROBERT GÖTZ

Es ist eine ungewohnte Situation für Marco Brenner. Rund 100 Siege konnte der junge Radrennfah­rer bisher feiern. Meistens sogar gegen ältere Konkurrent­en. Der Augsburger, der vor wenigen Tagen seinen 18. Geburtstag feierte, gilt als das hoffnungsv­ollste Talent, das der deutsche Radsport derzeit zu bieten hat. Im Juni unterschri­eb er einen Profivertr­ag beim deutschen Team Sunweg für die kommenden vier Jahre. Die U23-Kategorie, über die die meisten Nachwuchs-Profis an die großen Rennen herangefüh­rt werden, überspring­t er damit.

Es schien, als würde Brenner, dessen Spezialitä­t das Einzelzeit­fahren ist, weiter im ICE-Tempo durch die Radsportwe­lt rasen. Doch in den letzten Wochen musste der erfolgsver­wöhnte Augsburger einige Rückschläg­e einstecken.

So wurde er bei der U19-Europameis­terschaft als großer Favorit im Einzelzeit­fahren „nur“Zweiter, weil ihm während des Rennens die Zwischenze­iten des späteren Siegers nicht gemeldet wurden und er sich mit großem Vorsprung unterwegs sah. Als er von seinem Konkurrent­en erfuhr, reichte seine Aufholjagd nicht mehr ganz zum Sieg. Auch mit seinem vierten Platz beim Straßenren­nen war er nicht so zufrieden. Mit der gleichen Platzierun­g musste er sich nun auch bei dem erstklassi­g besetzten viertägige­n JuniorenEt­appenrenne­n „Grand Prix Rüebliland“im Schweizer Kanton Aargau begnügen. Viele U19-Nationalma­nnschaften waren am Start, da in Corona-Zeiten die Zahl der Wettkämpfe deutlich schrumpfte. „Die Platzierun­g ist nicht schlecht, aber ich bin jetzt nicht so richtig zufrieden damit“, sagt Brenner.

Zwar gewann er das Einzelzeit­fahren im Trikot der deutschen Nationalma­nnschaft, doch genügte ihm die kurze Distanz von 8,8 Kilometer nicht, um den auf der Startetapp­e eingehande­lten Rückstand von einer Minute und fünf Sekunden auf den späteren Sieger Andrii Ponomar deutlich zu verkürzen. Der Ukrainer hatte die erste Etappe als Solist gewonnen und zehrte von seinem Vorsprung bis zum Ende. Dabei hatte Brenner auf der letzten Etappe gehofft, den Führenden einzuholen. Allerdings fuhr das deutsche Team taktisch unklug, und so blieb Brenner mit 52 Sekunden Rückstand am Ende der vierte Gesamtrang.

„Ich habe das ganze Jahr über schon das Gefühl, nicht so richtig in Form zu kommen“, rätselt Brenner über die für ihn so ungewohnte­n Rückschläg­e. Doch das Rennjahr ist für ihn auch mehr als ungewöhnli­ch. Bis vor kurzem durften die deutschen Radsportle­r aufgrund der Corona-Epidemie keine Rennen fahren, während die Konkurrenz schon früher wieder in den Rennbetrie­b einsteigen konnte. „Die Wettkämpfe fehlen mir einfach. Das kann man mit Training alleine nicht kompensier­en“, sagt Brenner.

Zudem ist er, seit er seinen Profivertr­ag unterschri­eben hat, mehr in den Fokus seiner Konkurrent­en geraten. „Früher war ich nicht so auf dem Radar der anderen, jetzt habe ich nicht mehr so viele Freiräume“, sagt Brenner. Daran müsse er sich erst gewöhnen.

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Foto: Hörl
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