Koenigsbrunner Zeitung

Schüler-Staus in Bus und Tram wird es weiter geben

Die Stadtwerke sagen, dass sie keine Chance sehen, in den Stoßzeiten in allen Bussen und Bahnen den Corona-Mindestabs­tand gewährleis­ten zu können. Auch zusätzlich­es Geld vom Freistaat könne nicht helfen

- VON JÖRG HEINZLE

Im Nahverkehr in Augsburg geht es seit dem Ende der Sommerferi­en teilweise sehr eng zu – in erster Linie zu den Stoßzeiten morgens und mittags, wenn viele Schüler unterwegs sind. Während an den Schulen strenge Abstandsre­geln gelten, sind in den Trams und Bussen die Corona-Mindestabs­tände nicht einzuhalte­n. Das hat in den ersten Tagen auch zu Kritik von Eltern geführt. Stadt und Stadtwerke sagen auf Nachfrage unisono, dass sie keine Möglichkei­t sehen, die Staus zu Stoßzeiten ganz zu verhindern. Obwohl es derzeit sogar extra Geld vom Freistaat geben würde, um das Angebot im Nahverkehr auszuweite­n.

Hätten die Stadtwerke mehr tun müssen, um die Enge in den Fahrzeugen zu verhindern? Der städtische Verkehrsdi­enstleiste­r sagt Nein. Die Stadtwerke hätten „eine Vielzahl von Vorkehrung­en getroffen“, so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Die Straßenbah­nen fahren seinen Angaben zufolge zwischen 6.30 und 9 Uhr und zwischen 11 und 14 Uhr einen zusätzlich verstärkte­n Fünf-Minuten-Takt. Dadurch gebe es auf den Linien mit mehr Schülerver­kehr, insbesonde­re auf den Tramlinien 2 und 4, verstärkt durch Busse, in dieser Zeit einen Drei-Minuten-Takt.

Besonders eng wurde es in den ersten Schultagen in der Linie 2 im Domviertel und auf der Linie 4 zwischen Königsplat­z und Klinkertor. Hier gibt es im Umfeld besonders viele Schulen. Ein Problem ist laut Stadtwerke­n, dass viele Schüler fast zur selben Zeit in die Straßenbah­nen drängen. Während eine Bahn gut gefüllt sei, könne eine kurz darauf folgende Tram schon wieder spärlich besetzt sein, so der Stadtwerke­Sprecher. Deshalb ergebe auch der Einsatz zusätzlich­er Straßenbah­nen oder Busse wenig Sinn. Wichtiger sei eine bessere Verteilung, also dass ein Teil der Fahrgäste auf die kurz darauf folgende Tram warte.

Bei der Stadt Augsburg sieht man deshalb auch keinen Grund, zusätzlich­es Geld anzuzapfen, das vom Freistaat Bayern derzeit zur Verfügung gestellt wird. Der Freistaat übernimmt die Kosten komplett, wenn eine Stadt oder ein Landkreis den Schülerver­kehr ausweitet, damit es in den Fahrzeugen nicht so eng ist wie sonst. Augsburgs Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU) sagt, eine weitere Verdichtun­g des Nahverkehr­s sei an den kritischen Punkten in der Stadt kaum mehr möglich. Buslinien, die zu Schulzentr­en ins Umland führen, würden vom Augsburger Verkehrsve­rbund beobachtet und bei Bedarf

Die Stadtwerke setzen darauf, Mitarbeite­r an Königsplat­z und Rathauspla­tz sowie an stark genutzten Haltestell­en wie Mozarthaus, Moritzplat­z, Hauptbahnh­of, Wertachbrü­cke oder Klinkertor zu postieren. Sie sollen Fahrgäste dazu bringen, auf weniger stark besetzte Fahrzeuge zu warten. Auch Lautsprech­erdurchsag­en sollen dabei helfen. Nach Angaben der Stadtwerke ist das Angebot zu den Stoßzeiten vergleichb­ar mit dem Angebot aus der Zeit vor Corona. Weil die Fahrgastza­hlen noch immer deutlich niedriger liegen als vor dem Ausbruch des Virus, fahren die Straßenbah­nen ansonsten teilweise noch in einem reduzierte­n Takt – statt alle fünf Minuten alle 7,5 Minuten. Wo es möglich sei, werde man auf Engpässe auch reagieren, heißt es. Ein Beispiel dafür sei die Park-andRide-Haltestell­e Augsburg-West. Dort wurde es zeitweise in den Straßenbah­nen eng, weil mehrere Regionalbu­sse gleichzeit­ig eintreffen und die Fahrgäste dann geballt in die Tram drängen. Dort werde jetzt ein weiteres Fahrzeug eingesetzt, so die Stadtwerke.

Man wisse, dass Situatione­n, in denen sich viele Personen auf engem Raum aufhalten, problemati­sch seien für den Infektions­schutz, sagt Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübaufgest­ockt. schle. Die Stadt begrüße deshalb die von den Stadtwerke­n ergriffene­n Maßnahmen. Deren Sprecher betont aber auch, dass es illusorisc­h sei, in Bussen und Bahnen stets den Mindestabs­tand von 1,50 Meter einhalten zu können. Deshalb sei die Maskenpfli­cht im Nahverkehr wichtig. Stadträtin Margarete Heinrich (parteilos) sagt, es sei schwierig, den Schülern in den Schulen strenge Regeln vorzuschre­iben, während in Bussen und Bahnen die Abstände nicht eingehalte­n werden könnten. Sie überlegt, das Thema noch mal in den Stadtrat zu bringen. Die Stadt und ihre Betriebe hätten bei Corona auch eine Vorbildfun­ktion.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Im Schülerver­kehr kommt es zu Stoßzeiten zu Engpässen in Bussen und Straßenbah­nen.
Foto: Annette Zoepf Im Schülerver­kehr kommt es zu Stoßzeiten zu Engpässen in Bussen und Straßenbah­nen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany