Was macht Bernd Kränzle als Bürgermeister?
Der frühere CSU-Fraktionsvorsitzende ist seit Mai in der Stadtregierung für Bürgerkontakte zuständig. Manche sehen in ihm den Schatten-Sportreferenten. Kränzle selbst weist das jedoch von sich
Wenn Bernd Kränzle in der Stadt unterwegs ist, dann wird er jetzt häufig angesprochen. Das war schon früher als CSU-Fraktionsvorsitzender so, doch in seinem Amt als ehrenamtlicher Dritter Bürgermeister ist Kränzle seit Mai auch offiziell Ansprechpartner der Bürger für alles. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hatte das Amt mit diesem Zuschnitt geschaffen, weil sich so mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen ließen: den nach der Wahl schwelenden Brand in der CSUFraktion um den Vorsitz auszutreten, ihr Wahlversprechen zu mehr Bürgerbeteiligung zum Teil einzulösen und den Dritten Bürgermeisterposten mit einem CSU-Mann zu besetzen, nachdem der dafür vorgesehene Baureferent Gerd Merkle (CSU) aus formalen Gründen ausschied.
Kränzle, der zumindest noch ein paar Jahre als CSU-Fraktionsvorsitweitermachen wollte, sagt heute, es sei eine Ehre, dass die Wahl für den Bürgermeisterposten auf ihn gefallen sei. Seitdem verbringt der 77-Jährige pro Tag etwa fünf bis sechs Stunden in der Stadtverwaltung in seinem Büro und kümmert sich um Bürgeranliegen. Er sei über deren Anzahl selbst überrascht gewesen, sagt er. Mal geht es um Anwohner, die sich darüber beklagen, dass in die Glascontainer in der Nachbarschaft auch zu Ruhezeiten etwas eingeworfen wird, mal um Verkehrsprobleme in Stadtteilen, mal um Möglichkeiten der Passverlängerung kurz vor der Ferienzeit.
Kränzle hält dann Rücksprache mit dem zuständigen Referat und Amt bei der Stadt oder vermittelt den Bürger dorthin weiter. „Ich regiere in keine Ämter hinein, aber versuche, Lösungen mitzuentwickeln“, so Kränzle, der studierter Jurist ist. Die Basis von Bürgerbeteiligung sei, erst einmal miteinander zu reden. „Der Wunsch ist, ständig in Kontakt zu bleiben - sonst droht Politikverdrossenheit“, sagt Kränzle. Gleichwohl sei Bürgerbeteiligung nicht mit einem Wunschkonzert gleichzusetzen. „Man kann nicht allen Wünschen nachkommen, etwa weil es gesetzliche Vorschriften gibt. Dann muss man das erklären und kann vielleicht Tipps geben, wie man zu Lösungen kommt.“
Mit seinen 77 Jahren wirkt Kränzle nach wie vor topfit. Sofern es die Gesundheit zulasse, wolle er die sechs Jahre Amtszeit selbstverständlich vollmachen, sagt er. Neben seiner Büroarbeit vertritt er die Stadt auch als Repräsentant bei offiziellen Terminen oder wenn es um ein Grußwort geht. „Das liegt mir durchaus und hat mir schon in meizender ner Zeit als Staatssekretär Spaß gemacht“, sagt Kränzle.
Nicht wenige im politischen Umfeld sind der Meinung, dass Kränzle, als langjähriger Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im Taktieren und Strippenziehen geübt, die Rolle des Grüß-Gott-Bürgermeisters nicht reichen wird. In der Tat hat der Stadtrat Kränzle auch den Job zugewiesen, als Verbindungsmann zur Kanuszene die Kanu-WM in Augsburg mit vorzubereiten und speziell in den Bereichen Kultur, Sport und dem Vereinsleben als Repräsentant unterwegs zu sein - alles Aufgaben, die in den Bereich des künftigen Kultur- und Sportreferenten Jürgen Enninger (er startet im Oktober) fallen. Enninger kann im Kulturbereich Expertise vorweisen, hatte mit dem Bereich des Sports aber bisher wenig am Hut. Von der Rathausopposition wird die Architektur des neuen Referats mit den zwei Schwerpunktenohnehin kritisch gesehen.
Das Gerücht, dass er künftig als „Schatten-Sportreferent“unterwegs sein werde, weist Kränzle, Vizepräsident im Landessportverband, zurück - um dann eine Reihe von sportpolitischen Überlegungen anzustellen, die durchaus ins Detail gehen. Das geht von Finanzierungsfragen für Sportprojekte über ein Internat für den auswärtigen KanuNachwuchs im Leistungszentrum bis hin zur Belegung von Sporthallen unter Corona-Bedingungen. Vieles bringe er gemeinsam mit Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne), bis zur Besetzung des neuen Referats für den Sport zuständig, voran, damit dann zügig entschieden werden könne, sobald Enninger sein Amt angetreten hat.
Mit Enninger werde er gut zusammenarbeiten, versichert Kränzle. „Er führt das Sportamt ohne jede Einmischung.“Er kenne die Augsburger Vereinslandschaft aber seit Jahrzehnten und stehe mit Rat jederzeit zur Verfügung.