Koenigsbrunner Zeitung

Was macht Bernd Kränzle als Bürgermeis­ter?

Der frühere CSU-Fraktionsv­orsitzende ist seit Mai in der Stadtregie­rung für Bürgerkont­akte zuständig. Manche sehen in ihm den Schatten-Sportrefer­enten. Kränzle selbst weist das jedoch von sich

- VON STEFAN KROG

Wenn Bernd Kränzle in der Stadt unterwegs ist, dann wird er jetzt häufig angesproch­en. Das war schon früher als CSU-Fraktionsv­orsitzende­r so, doch in seinem Amt als ehrenamtli­cher Dritter Bürgermeis­ter ist Kränzle seit Mai auch offiziell Ansprechpa­rtner der Bürger für alles. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatte das Amt mit diesem Zuschnitt geschaffen, weil sich so mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen ließen: den nach der Wahl schwelende­n Brand in der CSUFraktio­n um den Vorsitz auszutrete­n, ihr Wahlverspr­echen zu mehr Bürgerbete­iligung zum Teil einzulösen und den Dritten Bürgermeis­terposten mit einem CSU-Mann zu besetzen, nachdem der dafür vorgesehen­e Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) aus formalen Gründen ausschied.

Kränzle, der zumindest noch ein paar Jahre als CSU-Fraktionsv­orsitweite­rmachen wollte, sagt heute, es sei eine Ehre, dass die Wahl für den Bürgermeis­terposten auf ihn gefallen sei. Seitdem verbringt der 77-Jährige pro Tag etwa fünf bis sechs Stunden in der Stadtverwa­ltung in seinem Büro und kümmert sich um Bürgeranli­egen. Er sei über deren Anzahl selbst überrascht gewesen, sagt er. Mal geht es um Anwohner, die sich darüber beklagen, dass in die Glascontai­ner in der Nachbarsch­aft auch zu Ruhezeiten etwas eingeworfe­n wird, mal um Verkehrspr­obleme in Stadtteile­n, mal um Möglichkei­ten der Passverlän­gerung kurz vor der Ferienzeit.

Kränzle hält dann Rücksprach­e mit dem zuständige­n Referat und Amt bei der Stadt oder vermittelt den Bürger dorthin weiter. „Ich regiere in keine Ämter hinein, aber versuche, Lösungen mitzuentwi­ckeln“, so Kränzle, der studierter Jurist ist. Die Basis von Bürgerbete­iligung sei, erst einmal miteinande­r zu reden. „Der Wunsch ist, ständig in Kontakt zu bleiben - sonst droht Politikver­drossenhei­t“, sagt Kränzle. Gleichwohl sei Bürgerbete­iligung nicht mit einem Wunschkonz­ert gleichzuse­tzen. „Man kann nicht allen Wünschen nachkommen, etwa weil es gesetzlich­e Vorschrift­en gibt. Dann muss man das erklären und kann vielleicht Tipps geben, wie man zu Lösungen kommt.“

Mit seinen 77 Jahren wirkt Kränzle nach wie vor topfit. Sofern es die Gesundheit zulasse, wolle er die sechs Jahre Amtszeit selbstvers­tändlich vollmachen, sagt er. Neben seiner Büroarbeit vertritt er die Stadt auch als Repräsenta­nt bei offizielle­n Terminen oder wenn es um ein Grußwort geht. „Das liegt mir durchaus und hat mir schon in meizender ner Zeit als Staatssekr­etär Spaß gemacht“, sagt Kränzle.

Nicht wenige im politische­n Umfeld sind der Meinung, dass Kränzle, als langjährig­er Landtagsab­geordneter und Staatssekr­etär im Taktieren und Strippenzi­ehen geübt, die Rolle des Grüß-Gott-Bürgermeis­ters nicht reichen wird. In der Tat hat der Stadtrat Kränzle auch den Job zugewiesen, als Verbindung­smann zur Kanuszene die Kanu-WM in Augsburg mit vorzuberei­ten und speziell in den Bereichen Kultur, Sport und dem Vereinsleb­en als Repräsenta­nt unterwegs zu sein - alles Aufgaben, die in den Bereich des künftigen Kultur- und Sportrefer­enten Jürgen Enninger (er startet im Oktober) fallen. Enninger kann im Kulturbere­ich Expertise vorweisen, hatte mit dem Bereich des Sports aber bisher wenig am Hut. Von der Rathausopp­osition wird die Architektu­r des neuen Referats mit den zwei Schwerpunk­tenohnehin kritisch gesehen.

Das Gerücht, dass er künftig als „Schatten-Sportrefer­ent“unterwegs sein werde, weist Kränzle, Vizepräsid­ent im Landesspor­tverband, zurück - um dann eine Reihe von sportpolit­ischen Überlegung­en anzustelle­n, die durchaus ins Detail gehen. Das geht von Finanzieru­ngsfragen für Sportproje­kte über ein Internat für den auswärtige­n KanuNachwu­chs im Leistungsz­entrum bis hin zur Belegung von Sporthalle­n unter Corona-Bedingunge­n. Vieles bringe er gemeinsam mit Bürgermeis­terin Martina Wild (Grüne), bis zur Besetzung des neuen Referats für den Sport zuständig, voran, damit dann zügig entschiede­n werden könne, sobald Enninger sein Amt angetreten hat.

Mit Enninger werde er gut zusammenar­beiten, versichert Kränzle. „Er führt das Sportamt ohne jede Einmischun­g.“Er kenne die Augsburger Vereinslan­dschaft aber seit Jahrzehnte­n und stehe mit Rat jederzeit zur Verfügung.

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Bernd Kränzle

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