Koenigsbrunner Zeitung

Radler, 66, stirbt nach Sturz am Großaiting­er Berg

Der Mann trägt keinen Helm. Erreichen die Unfallzahl­en im Augsburger Land einen neuen Höchstwert?

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Großaiting­en/Landkreis Tödliche Kopfverlet­zungen zog sich ein 66-jähriger Radfahrer am Mittwochab­end bei einem Sturz bei Großaiting­en zu. Der Mann aus dem Landkreis war alleine unterwegs und trug nach Polizeiang­aben keinen Helm. Er ist das zweite tödliche Opfer in diesem Jahr im Landkreis.

Der Mann wurde gegen 16.55 Uhr am Ende des Reinhartsh­ofer Berges in Richtung Großaiting­en auf dem Radweg entdeckt. Die Zeugen setzten sofort einen Notruf ab und begannen mit der Erstversor­gung. Die Reanimatio­n durch den Rettungsdi­enst und den Notarzt verlief laut Polizeiang­aben erfolglos, und es konnte nur noch der Tod des 66-Jährigen festgestel­lt werden.

Aufgrund der Spurenlage sei laut

Polizei davon auszugehen, dass der 66-Jährige mit seinem Pedelec von Reinhartsh­ofen kommend den Berg in Richtung Großaiting­en hinunterge­fahren war und dann alleine stürzte. Um den genauen Unfallherg­ang zu klären, wurde ein Gutachter hinzugezog­en und eine Blutentnah­me beim 66-Jährigen veranlasst. Das Pedelec, das bis zu einer Geschwindi­gkeit von 25 Stundenkil­ometern elektrisch unterstütz­t wird, wurde ebenfalls sichergest­ellt. Die Ortsverbin­dungsstraß­e wurde durch die Feuerwehr Großaiting­en für etwa dreieinhal­b Stunden während der Unfallaufn­ahme vollständi­g gesperrt.

In diesem Jahr gab es nach Auskunft des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord in Augsburg bereits 214 Radunfälle im Landkreis Augsburg. Steigt die Zahl weiter an, dann könnte die Vorjahresz­ahl von knapp 300 Unfällen übertroffe­n werden – eine Bilanz, die auch mit dem Aufschwung der Radbranche zu tun hat. Denn in den vergangene­n beiden Jahren erlebten die Fahrradhän­dler vor allem bei verkauften E-Bikes einen Boom. Der Mai 2020 war trotz Corona der stärkste Monat, den die Branche jemals erlebt hat. Mehr Räder auf der Straße bedeuten gleichzeit­ig auch mehr Unfälle. Und: Die Folgen der Unfälle sind durch die höheren Geschwindi­gkeiten, die die neue Mobilität unter Strom ermöglicht, gravierend­er.

Im vergangene­n Jahr gab es laut Polizei im Augsburger Land 291 Verletzte, in diesem Jahr sind es 219 – 169 davon wurden leicht, 50 schwer verletzt. Nach den aktuellen Zahlen der Polizei waren Fahrradfah­rer bei 135 Verkehrsun­fällen

alleine beteiligt.

Die Entwicklun­g gerade bei den Rädern mit elektrisch­er Unterstütz­ung sieht Martin Schomanek, der Vorsitzend­e der Verkehrswa­cht Augsburg, nicht mit Sorge. Aber er hat eine klare Botschaft. Wer sich ein E-Bike oder ein Pedelec zulegt, sollte sich im Klaren darüber sein: „Höhere Geschwindi­gkeiten führen auch zu einem höheren Unfallgesc­hehen.“Der Vorsitzend­e des gemeinnütz­igen Vereins in Stadt und Landkreis Augsburg rät vor einem Kauf, ausgiebig das neue Rad Probe zu fahren und dann langsam an die Fahreigens­chaften heranzugeh­en. Ganz

Symbolfoto: Mathias Wild wichtig: „Ohne Helm geht gar nicht.“Erfahrungs­gemäß am meisten Unfälle mit dem Rad unter Strom gebe es beim Anfahren. Das sollte deshalb genauso wie das Bremsen geübt werden. Der leichte Tritt verunsiche­re gerade ältere Menschen. Sie sind laut Statistik die Altersgrup­pe, die am häufigsten an Unfällen beteiligt sind: Ein Drittel der knapp 300 Verletzten war im vergangene­n Jahr älter als 60.

Der Verkehrswa­chtvorsitz­ende Martin Schomanek, der die neue Mobilität für ältere Menschen befürworte­t, rät auch zu Fahrkursen. Verschiede­ne Händler bieten sie genauso wie Polizeidie­nststellen an. Die Verkehrswa­cht plant Schulungen im nächsten Frühjahr auf dem Gelände der neuen Jugendverk­ehrsschule am Rosenausta­dion in Augsburg.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany