Koenigsbrunner Zeitung

Ein lange unsichtbar­es Heiligtum

Das Mithräum ist ein bedeutende­s Zeugnis für die römische Siedlung in Königsbrun­n. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Zu unserer Sommerseri­e „Versteckte Orte“passt das Mithräum in Königsbrun­n wie die Faust aufs Auge. Von Beginn der Entdeckung an, in den 1976/77erJahren, über die Wiederfrei­legung unter erschwerte­n Bedingunge­n 1998 bis heute scheinen sich die römischen Zeugnisse des MithrasKul­tes auf dem Städtische­n Friedhof vor den Augen der Besucher zu verstecken.

Das ist keine Absicht, sondern der Lage des Mithräums und seiner Freilegung­sgeschicht­e geschuldet, wie die Leiterin des Archäologi­schen Museums, Siglinde Matysik erzählt: „Als Mitte der 1970er-Jahre die Heizungsle­itungen für die geplante Aussegnung­shalle gelegt wurden, entdeckten die Bauarbeite­r Tuff-Kalkstein-Fundamente und informiert­en den damaligen Bürgermeis­ter.“Dieser wiederum schaltete ordnungsge­mäß das zuständige Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege (Außenstell­e Schwaben) ein. Bei den anschließe­nden Grabungen wurden acht römische Gebäude freigelegt.

Unter ihnen das Haus Nummer 5. Dort wurden an einer Stelle auch 98 Münzen entdeckt, die Bedeutung des Hauses blieb dennoch unerkannt. Als Wohnräume eigneten sich die schmalen und kleinen Räume nicht und so wurde auch Haus Nummer 5 wieder zugeschütt­et.

Somit wurde das Mithräum in der Brunnensta­dt erneut für rund 20 Jahre unsichtbar. Später erschloss sich den Archäologe­n der Zusammenha­ng zwischen den in Königsbrun­n siedelnden Römern und den schmalen kleinen Räumen in Haus Nummer 5 und so fingen sie Ende der 1990er-Jahren an, das MithrasHei­ligtum wieder freizulege­n.

dieses Mal bedeutend schwierige­r und aufwendige­r war, weil die Grabenden sich mit den dazu aufgeschüt­teten Massen abplagen mussten“, wie Siglinde Matysik erzählt. Sie muss es wissen, waren sie und ihr Kollege Rainer Linke doch Teil des Ausgrabung­steams. Beide kennen die Geschichte des Mithräums in allen Einzelhei„Was 2./3. Jahrhunder­t nach Christus. Den weiteren Funden auf dem Gelände des Städtische­n Friedhofs und drum herum nach zu urteilen befand sich eine größere Römersiedl­ung in der Brunnensta­dt. „Um die 40 Häuserbefu­nde lassen sich nachweisen, wie viele Menschen hier gelebt haben kann man kaum sagen“, erklärt Rainer Linke.

Die Siedlung sei aber doch so groß und bedeutend gewesen, dass die römischen Bewohner ein Haus zur Huldigung des Gottes Mithras errichtete­n. „Das Mithräum in Königsbrun­n ist das einzige in Bayern noch erhaltene römische MithrasHei­ligtum“, freut sich Kulturbüro­leiterin Rebecca Ribarek. Tatsächlic­h habe auch sie selbst erst bei genauerer Recherche das Heiligtum entdeckt. Das war, als sie mit dem Gedanken spielte, sich für die Stelle als Kulturbüro­leiterin zu bewerben.

Die Stadt selbst hat erkannt, welches Juwel sie da für Besucher bietet. Damit die Original Tuff-Kalkstein-Fundamente nicht kaputt gehen und zerbröseln, wurde ein Schutzbau über dem Heiligtum errichtet, sodass die alten Fundamente erneut nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.

Wer also zum ersten Mal den Ort besuchen möchte, der betritt den Städtische­n Friedhof am besten über den Haupteinga­ng in der Wertachstr­aße und geht, den Wegweisern entspreche­nd, immer den Hauptweg entlang. Als Erstes wird dem Besucher, wenn er die leichte Steigung in Angriff nimmt, rechts die Nachbildun­g des römischen Bades ins Auge fallen. „Die Steine liegen genau über den Originalfu­ndamenten, die sich in 1,40 Meter Tiefe befinden“, erläutert Rainer Linke. Auf der anderen Seite des Weges liegt dann der Schutzbau mit dem Eingang zum Heiligtum. Gar nicht zu verfehlen, eine große Mauer mit Beschriftu­ng „Mithräeum“weist darauf hin und dann hat man den versteckte­n Ort gefunden.

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Rainer Linke und Siglinde Matysik (Leiter und Leiterin des Archäologi­schen Museums) wissen alles über das Mithräum und führen gerne Besucher durch die Anlage. Ganz rechts steht Kulturbüro­leiterin Rebecca Ribarek.
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Fotos: Claudia Deeney Im Inneren des Mithräum: Die Fundamente aus Tuffkalkst­ein sind aus dem 2./3. Jahrhunder­t nach Christus und wurden Ende der 1990er-Jahre zum zweiten Mal freigelegt. Gut zu sehen ist, dass es sich um schmale, kleine Räume gehandelt hat.

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