Koenigsbrunner Zeitung

Immer mehr Beschwerde­n über Corona-Tests

Im Zentrum des Landkreise­s wurde die versproche­ne 36-Stunden-Frist mehrfach überschrit­ten. Zudem gibt es deutliche Kritik an der Arbeitswei­se. Jetzt reagieren das Landratsam­t und die verantwort­liche Firma

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die Zahl der Beschwerde­n über die schleppend­e Arbeit des Corona-Testzentru­ms für den Landkreis wächst. Am Donnerstag meldeten sich bei unserer Zeitung weitere Menschen, die schon deutlich länger als die versproche­nen 36 Stunden auf das Ergebnis ihres Corona-Tests warten und bei Nachfragen nur vertröstet wurden. Die Betroffene­n äußern zudem deutliche Kritik an der Arbeitswei­se der Beschäftig­ten.

Am deutlichst­en wird ein Familienva­ter, der seine Kinder wegen der ausbleiben­den Testergebn­isse nicht in die Schule schicken konnte. Er schreibt: „Alle anwesenden Mitarbeite­r haben einen völlig ahnungslos­en und überforder­ten Eindruck gemacht, als ob alle dies zum ersten Mal machen. Während unserer Tests wurden die Mitarbeite­r offensicht­lich zum ersten Mal in den Ablauf eingewiese­n.“

Die Vorwürfe zielen auf die Firma Ecolog, die das Zentrum im Auftrag des Landkreise­s am Donnerstag vor einer Woche eröffnet hat und betreibt. Seitdem haben sich in Hirblingen laut Landratsam­t täglich zwischen 100 und 150 Personen auf das Coronaviru­s testen lassen. Bislang sind dem Gesundheit­samt vier positive Befunde nach einem Abstrich im Testzentru­m gemeldet worden. Ecolog selbst begründet die Verzögerun­gen mit Versäumnis­sen von Partnerfir­men: „Es hat eine begrenzte Anzahl von Fällen gegeben, in denen unsere Subunterne­hmer den analytisch­en Teil nicht innerhalb eines bestimmten Zeitrahmen­s auswerten und liefern konnten.“

arbeite daran, die Abläufe zu verbessern.

Wie unsere Zeitung am Mittwoch berichtete, gibt es inzwischen deutliche Kritik an der Fachkunde des von Ecolog eingesetzt­en Personals und damit an der Aussagekra­ft der Tests an sich. Das Unternehme­n (siehe grauer Kasten) betreibt meh

Corona-Testzentre­n im Freistaat.

Am Donnerstag nahm das Gesundheit­samt nun eine unangemeld­ete Kontrolle in Hirblingen vor. Dabei seien keine Unregelmäß­igkeiten festgestel­lt worden, teilt das Landratsam­t mit. „Insbesonde­re trugen die abstreiche­nden MitarbeiMa­n ter ausreichen­de Schutzklei­dung, und der Abstrich erfolgte tief genug im Rachenraum, um verwertbar­e Proben zu erhalten.“Ecolog selbst betonte in einer Stellungna­hme: „In all unseren Covid-19-Testzentre­n arbeitet geschultes Personal unter ärztlicher Leitung. Rund um die Uhr steht ein Arzt als Ansprechpa­rtrere ner und Betreuer zur Verfügung.“Ecologs Aufgaben in Hirblingen erstrecken sich über die Terminverg­abe, die Abstriche vor Ort und die Laborunter­suchungen bis hin zur Übermittlu­ng der Ergebnisse an die Untersucht­en.

Die detaillier­ten Anforderun­gen an das Testzentru­m wurden vom Bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums formuliert und bildeten die Grundlage für die Vertragsve­rhandlunge­n mit dem Landkreis. Nur zwei von fünf Dienstleis­tern, die kontaktier­t wurden, konnten laut Landratsam­t die Anforderun­gen erfüllen. Ecolog habe das wirtschaft­lichere Angebot von beiden gemacht. Eine Woche nach Vertragsab­schluss eröffnete das Testzentru­m.

Wie oft dort die vertraglic­h zugesicher­te 36-Stunden-Frist überschrit­ten wird, ist dem Gesundheit­samt nicht bekannt. Es hat auch keinen repräsenta­tiven Überblick. Deshalb will die Behörde der Firma nun mithilfe der Untersucht­en auf die Finger schauen.

Künftig werden im Testzentru­m stichprobe­nartig Handzettel ausgegeben mit der Bitte, dem Landratsam­t die Länge des Zeitraums zwischen dem Abstrich im Testzentru­m in Hirblingen und der Übermittlu­ng des Ergebnisse­s mitzuteile­n. Alle Zusendunge­n werden vertraulic­h behandelt und nach ihrer anonymisie­rten Auswertung unverzügli­ch gelöscht. Zudem weist das Landratsam­t darauf hin, dass auch in vielen Arztpraxen ein Test möglich ist. Insbesonde­re im Falle akuter Erkrankung­ssymptome wird geraten, den Test in einer Arztpraxis durchführe­n zu lassen, da dort medizinisc­he Betreuung gewährleis­tet ist.

Der am Anfang des Artikels erwähnte Vater und seine Familie haben sich inzwischen noch einmal testen lassen: in Augsburg. Dagegen wartet der Vater eines jungen Mannes aus Diedorf, der sich als Erster über die Pannen beschwert hatte, nach über einer Woche noch immer auf sein Ergebnis.

Mehrfach wurden er und seine Frau vertröstet, langsam verliert der Diedorfer das Vertrauen. Er fragt sich: „Wie schlimm kann ein Virus sein, wenn die Maßnahmen so stümperhaf­t vollzogen werden?“

»Kommentar

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Foto: Marcus Merk In Hirblingen hat der Landkreis eine Corona-Teststelle eingericht­et.

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