Immer mehr Beschwerden über Corona-Tests
Im Zentrum des Landkreises wurde die versprochene 36-Stunden-Frist mehrfach überschritten. Zudem gibt es deutliche Kritik an der Arbeitsweise. Jetzt reagieren das Landratsamt und die verantwortliche Firma
Landkreis Augsburg Die Zahl der Beschwerden über die schleppende Arbeit des Corona-Testzentrums für den Landkreis wächst. Am Donnerstag meldeten sich bei unserer Zeitung weitere Menschen, die schon deutlich länger als die versprochenen 36 Stunden auf das Ergebnis ihres Corona-Tests warten und bei Nachfragen nur vertröstet wurden. Die Betroffenen äußern zudem deutliche Kritik an der Arbeitsweise der Beschäftigten.
Am deutlichsten wird ein Familienvater, der seine Kinder wegen der ausbleibenden Testergebnisse nicht in die Schule schicken konnte. Er schreibt: „Alle anwesenden Mitarbeiter haben einen völlig ahnungslosen und überforderten Eindruck gemacht, als ob alle dies zum ersten Mal machen. Während unserer Tests wurden die Mitarbeiter offensichtlich zum ersten Mal in den Ablauf eingewiesen.“
Die Vorwürfe zielen auf die Firma Ecolog, die das Zentrum im Auftrag des Landkreises am Donnerstag vor einer Woche eröffnet hat und betreibt. Seitdem haben sich in Hirblingen laut Landratsamt täglich zwischen 100 und 150 Personen auf das Coronavirus testen lassen. Bislang sind dem Gesundheitsamt vier positive Befunde nach einem Abstrich im Testzentrum gemeldet worden. Ecolog selbst begründet die Verzögerungen mit Versäumnissen von Partnerfirmen: „Es hat eine begrenzte Anzahl von Fällen gegeben, in denen unsere Subunternehmer den analytischen Teil nicht innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens auswerten und liefern konnten.“
arbeite daran, die Abläufe zu verbessern.
Wie unsere Zeitung am Mittwoch berichtete, gibt es inzwischen deutliche Kritik an der Fachkunde des von Ecolog eingesetzten Personals und damit an der Aussagekraft der Tests an sich. Das Unternehmen (siehe grauer Kasten) betreibt meh
Corona-Testzentren im Freistaat.
Am Donnerstag nahm das Gesundheitsamt nun eine unangemeldete Kontrolle in Hirblingen vor. Dabei seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden, teilt das Landratsamt mit. „Insbesondere trugen die abstreichenden MitarbeiMan ter ausreichende Schutzkleidung, und der Abstrich erfolgte tief genug im Rachenraum, um verwertbare Proben zu erhalten.“Ecolog selbst betonte in einer Stellungnahme: „In all unseren Covid-19-Testzentren arbeitet geschultes Personal unter ärztlicher Leitung. Rund um die Uhr steht ein Arzt als Ansprechpartrere ner und Betreuer zur Verfügung.“Ecologs Aufgaben in Hirblingen erstrecken sich über die Terminvergabe, die Abstriche vor Ort und die Laboruntersuchungen bis hin zur Übermittlung der Ergebnisse an die Untersuchten.
Die detaillierten Anforderungen an das Testzentrum wurden vom Bayerischen Gesundheitsministeriums formuliert und bildeten die Grundlage für die Vertragsverhandlungen mit dem Landkreis. Nur zwei von fünf Dienstleistern, die kontaktiert wurden, konnten laut Landratsamt die Anforderungen erfüllen. Ecolog habe das wirtschaftlichere Angebot von beiden gemacht. Eine Woche nach Vertragsabschluss eröffnete das Testzentrum.
Wie oft dort die vertraglich zugesicherte 36-Stunden-Frist überschritten wird, ist dem Gesundheitsamt nicht bekannt. Es hat auch keinen repräsentativen Überblick. Deshalb will die Behörde der Firma nun mithilfe der Untersuchten auf die Finger schauen.
Künftig werden im Testzentrum stichprobenartig Handzettel ausgegeben mit der Bitte, dem Landratsamt die Länge des Zeitraums zwischen dem Abstrich im Testzentrum in Hirblingen und der Übermittlung des Ergebnisses mitzuteilen. Alle Zusendungen werden vertraulich behandelt und nach ihrer anonymisierten Auswertung unverzüglich gelöscht. Zudem weist das Landratsamt darauf hin, dass auch in vielen Arztpraxen ein Test möglich ist. Insbesondere im Falle akuter Erkrankungssymptome wird geraten, den Test in einer Arztpraxis durchführen zu lassen, da dort medizinische Betreuung gewährleistet ist.
Der am Anfang des Artikels erwähnte Vater und seine Familie haben sich inzwischen noch einmal testen lassen: in Augsburg. Dagegen wartet der Vater eines jungen Mannes aus Diedorf, der sich als Erster über die Pannen beschwert hatte, nach über einer Woche noch immer auf sein Ergebnis.
Mehrfach wurden er und seine Frau vertröstet, langsam verliert der Diedorfer das Vertrauen. Er fragt sich: „Wie schlimm kann ein Virus sein, wenn die Maßnahmen so stümperhaft vollzogen werden?“
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