Alles Kopfsache
Schalkes Mark Uth ist nach dem Zusammenprall mit Augsburgs Felix Uduokhai zurück in Gelsenkirchen. Gehirnerschütterungen sind auch in der Bundesliga ein großes Thema
Augsburg Mark Uth hatte sich noch aus dem Krankenhaus gemeldet. Über Instagram verbreitete der Spieler des FC Schalke ein Foto von sich im Krankenbett und einen kurzen Text: „Mir geht’ ganz gut.“Eine gute Nachricht also nach den schockierenden Bildern. Beim 2:2 seines FC Schalke 04 beim FC Augsburg war der 29-Jährige mit dem Kopf mit Felix Uduokhai zusammengestoßen und anschließend bewusstlos zu Boden gestürzt. Er wurde noch auf dem Spielfeld notärztlich behandelt, bekam sogar eine Infusion. Mittlerweile hat Uth die Augsburger Klinik wieder verlassen und ist zurück ins Ruhrgebiet geflogen. Wie der FC Schalke 04 mitteilte, wird er weitere Untersuchungen absolvieren und durch die medizinische Abteilung des Bundesligisten intensiv betreut. Unklar ist noch, wann der Linksfuß wieder ins Training einsteigen kann.
Alles ist also noch einigermaßen glimpflich ausgegangen. „Glück im Unglück“, sagte Augsburgs Manager Stefan Reuter. Auch für Augsburgs Felix Uduokhai, der sich nach dem Zusammenprall noch auf dem Spielfeld Vorwürfe gemacht hatte. „Als ich ihn am Boden liegend gesehen habe, ist mir klargeworden, was passiert ist“, sagte der Innenverteidiger des FCA. Ihm seien „Gedanken über Gedanken“durch den Kopf geschossen, „was mit ihm ist“, sagte der 23-Jährig weiter. Ihm war der Schock deutlich anzusehen, seine Mitspieler redeten beruhigend auf ihn ein. Mittlerweile hatten Uduokhai und Uth Kontakt. Sie haben am Montag telefoniert.
Kopfverletzungen sind ein großes Problem in vielen Sportarten. Vor allem im American Football oder Eishockey, wo es zu deutlich mehr und härteren Zweikämpfen als im Fußball kommt. Gehirnerschütterungen bleiben aber auch im Fußball nicht aus. Seit Mitte 2019 müssen die 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga daher für jeden Profi ein „Baseline-Screening“erstellen. Dahinter steckt eine generelle Untersuchung der Hirnfunktionen – also Koordinations-, Erinnerungsund Orientierungsvermögen. Mit einem Test nach einem Zusammenstoß soll noch auf dem Platz abgeglichen werden, ob beim Spieler eine Abweichung vom gesundheitlichen Normalzustand vorliegt. Liegt das vor, ist eine Gehirnerschütterung wahrscheinlich und eine Auswechslung nötig.
Felix Uduokhai hat keine Blessuren davongetragen. Weder nach dem Zusammenstoß mit Uth noch nach dem mit Nassim Boujellab, in dessen Folge der Schalker mit Turban spielte. „Felix geht in beiden Situationen sauber zum Kopfball. Bei Uth ist es extrem unglücklich, dass er an der Schläfe getroffen wurde. Das sieht brutal aus, ich hatte große Sorge, dass an der Halswirbelsäule was ist“, sagte Reuter. Schiedsrichter Manuel Gräfe fragte beide Teams, ob das Spiel abgebrochen werden soll. „Davon sind wir eigentlich ausgegangen. Es kam aber schnell auf der Bank bei uns an, dass er bei Bewusstsein und ansprechbar ist“, erklärte Reuter. Die Schalker wollten auch weiterspielen, also ging es weiter. Am Ende hieß es 2:2 durch den Ausgleich von Marco Richter in Unterzahl. Florian Niederlechner hatte Gelb-Rot gesehen.
Erst nach dieser Hinausstellung ist der FCA besser in Schwung gekommen. „Als wir zu zehnt waren und in Rückstand, kam eine sensationelle Reaktion. Davor waren wir viel zu mutlos und haben uns lange Zeit keine Chancen erspielt. Da müssen wir uns deutlich steigern“, erklärte Reuter, dem der Trend mit nur einem Sieg nach neun Partien vor dem Auftritt am Mittwoch (20.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld Sorgen bereitet. Er sagte aber auch: „Dass wir ein zweites Mal in Unterzahl den Ausgleich schaffen, zeigt, dass die Qualität da ist. Wir müssen uns aber Gedanken machen, wie wir uns bei elf gegen elf Torchancen erspielen.“Dabei vertraut er dem Weg, den Herrlich eingeschlagen hat. Gegen Schalke bot er mit drei defensiven Mittelfeldspielern eine kompakte Mitte auf. „Das hat oft mit der Aufstellung nichts zu tun. Es geht um die Art und Weise, ob man mutig ist“, so Reuter, „unseren Jungs muss bewusst sein, wie gut sie sind.“Am besten schon in Bielefeld. „Wir sind weit davon entfernt, ängstlich zu werden. Wir fahren dahin, um etwas mitzunehmen.“