Koenigsbrunner Zeitung

Brandbrief an Jens Spahn

Verena Schulz hat den Ärger um fehlende FFP2-Masken schon vor Tagen kommen sehen. Sie arbeitet in der Apotheke im Lechfeld in Untermeiti­ngen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND PIET BOSSE

Landkreis Augsburg Verena Schulz, die in der Apotheke im Lechfeld in Untermeiti­ngen arbeitet, lud Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn dazu ein, mit den verängstig­ten und verunsiche­rten Kunden zu diskutiere­n – so wie es die meisten ihrer Kollegen am Dienstag beim Ansturm auf die kostenlose­n Masken machen mussten. Innerhalb kurzer Zeit waren in vielen Apotheken die versproche­nen drei Masken über die Theken gegangen. Hunderte Senioren und chronisch Kranke gingen allerdings mit leeren Händen wieder nach Hause.

Zu ihnen gehörte Walter Schabert aus Königsbrun­n. Der 67-jährige Risikopati­ent fragte um 10 Uhr in einer Königsbrun­ner Apotheke nach den drei Masken, die ihm nach der Coronaviru­s-Schutzmask­enVerordnu­ng zustehen. Doch statt der Maske gab es nur ein Kopfund die Informatio­n, dass vor Ende des Jahres wohl keine Masken mehr kommen. Schabert ist verärgert: „Die Idee war ja gut. Aber an der Umsetzung fehlt es.“Auf diesen Nenner bringt es auch Klaus Kaczkowski. Der Königsbrun­ner bekam ebenfalls keine Masken. Er fragt: „Es ist schon erstaunlic­h, was man als Gesundheit­sminister innerhalb von sechs Monaten Vorbereitu­ngszeit alles nicht organisier­en kann.“

Verärgert waren nicht nur viele Senioren, die keine Schutzmask­en erhalten hatten. Auch Apotheker übten Kritik. Suzanne Ritter von der Apotheke an der Wertachbrü­cke, zu der die Filiale in Untermeiti­ngen gehört, kritisiert­e die Kommunikat­ion vor der Maskenverg­abe.

Die Politik beschließe etwas, der Apothekerv­erband erkläre, dass der Beschluss keine Rechtsgrun­dlage habe. Und dann erfahre sie aus den Medien vom Zeitpunkt der Vergabe. Sie habe noch kurzfristi­g einen Fahrer losgeschic­kt, der 500 Kilometer unterwegs war, um noch weitere Masken einzukaufe­n. Doch auch die waren bald verteilt. Ritter: „Die Leute rennen uns die Bude ein.“

Auch vor der St.-Wendelin-Apotheke in Bobingen gab es eine Warteschla­nge. Apotheker Rainer Fink verlangte eine Empfangsun­terschrift der Kunden, um sicherzuge­hen, dass sie nicht auch in einer weiteren Apotheke Masken holen. Auch in Königsbrun­n herrschte großer Andrang. „Bei uns ist die Hölle los“, sagte eine Mitarbeite­rin der Ludwigs-Apotheke. In der Apotheke im Lechfeld, wo Verena Schulz arbeitet, ging es ebenfalls nur um die Masken. „Viele Leute waren schlecht gelaunt und verärgert. Eischüttel­n nige hatten Verständni­s. Wir mussten sie leider vertrösten“, sagte die pharmazeut­isch-technische Assistenti­n. Sie ärgert, dass auch viele Hochrisiko­patienten zur Apotheke gekommen sind und in einer Schlange warteten – sie wären besser zu Hause geblieben.

In ihrem Brandbrief wirft die 42-Jährige dem Gesundheit­sminister vor: „Sie haben ein solches Chaos verbreitet, welches so nicht nötig gewesen wäre.“Sie geht auf die schwierige Beschaffun­g, die kurze Vorbereitu­ngszeit, die ihrer Meinung nach schlechte Informatio­n und die unklare Umsetzung ein. Sie rät Jens Spahn auch: „Bitte erst nachdenken, dann handeln.“Ihren offenen Brief schließt sie mit einem Appell: „Bitte bitte machen Sie die jetzige Corona-Situation nicht noch komplizier­ter und schwierige­r, als sie ohnehin schon ist!“

Eine Antwort aus Berlin von Jens Spahn hat Verena Schulz noch nicht bekommen.

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Verena Schulz

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