Koenigsbrunner Zeitung

Macron: Positiver Corona‰Test

Präsident begibt sich in Quarantäne

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Präsident Emmanuel Macron galt stets als Mann, der zu körperlich­en Berührunge­n neigte. Er klopfte anderen auf die Schultern, verteilte Wangenküss­chen, schüttelte Hände und vermittelt­e auf diese Weise Nähe. Damit hat er seit Ausbruch der Coronaviru­s-Pandemie aufgehört. Dennoch kam er einer infizierte­n Person zu nahe: Der französisc­he Staatschef hat sich mit dem Coronaviru­s angesteckt, wie der Élysée-Palast am Donnerstag bekannt gab. „Ab dem Auftreten erster Symptome“sei ein Test durchgefüh­rt worden, der positiv war. Der Präsident, der am Montag 43 Jahre alt wird, begebe sich nun in eine siebentägi­ge Selbstisol­ation, werde aber weiterhin arbeiten. Eine Reise in den Libanon wurde abgesagt. Aus seinem Umfeld verlautete, es gehe ihm gut und er absolviere reihenweis­e Videokonfe­renzen.

Nachdem Macron am Montag mit dem EU-Ratschef Charles Michel und dem spanischen Ministerpr­äsidenten Pedro Sánchez zu Mittag gegessen hatte, begaben sich beide vorsorglic­h in Quarantäne. Der britische Premiermin­ister Boris Johnson, der im Frühjahr schwer an Covid-19 erkrankt war, wünschte Macron über Twitter eine baldige Genesung.

Die Zeitung Libération bezeichnet­e den Präsidente­n als „so isoliert wie nie“, und andere Kritiker verwiesen süffisant darauf, dass er die Vorsicht, die er von den Franzosen erwarte, selbst offenbar nicht walten ließ. „Wir brauchen das Verantwort­ungsgefühl eines jeden und den Bürgersinn aller“, hatte Macron im Herbst in einer Rede gesagt. „Bleiben Sie so viel wie möglich zu Hause. Respektier­en Sie die Regeln.“

Gerade hatte die scharfe Kritik an der französisc­hen Regierung etwas nachgelass­en. Nachdem die Infektions­zahlen mit bis zu 86000 Neuinfekti­onen innerhalb eines Tages im November einen Höchststan­d erreichte, stabilisie­rten sich diese durch einen relativ strikten Lockdown auf rund 12000 täglich, stiegen allerdings zuletzt wieder an. Die Ausgangsbe­schränkung­en wurden am 15. Dezember aufgehoben, stattdesse­n gilt seither eine nächtliche Ausgangssp­erre zwischen 20 und sechs Uhr, eine Ausnahme gilt lediglich an Heiligaben­d.

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