Koenigsbrunner Zeitung

FCA wieder mit starker Willenslei­stung

Die Augsburger gewinnen ein Kampfspiel in Bielefeld und können nun ruhiger die nächsten Aufgaben angehen

- VON MARCO SCHEINHOF

Bielefeld Heiko Herrlich hätte völlig enthemmt jubeln können. Der Anlass dafür war gegeben. 1:0 hatte sein FC Augsburg bei Arminia Bielefeld gewonnen, ein wichtiger Sieg für die Gesamtstim­mung, aber auch für die Lage in der Fußball-Bundesliga. Der FCA steht damit auf einem einstellig­en Tabellenpl­atz, nach zwölf Spieltagen ist das eine ordentlich­e Bilanz. Herrlich aber blieb ruhig. Wohl auch aus Respekt vor Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus, mit dem er bei Borussia Dortmund von 1998 bis 2004 zusammenge­arbeitet hatte. Neuhaus als Co-Trainer, Herrlich als Stürmer. Am Mittwoch waren sie Konkurrent­en.

Herrlich ballte kurz die Faust, mehr nicht. Später gab er ganz entspannt die Interviews, während Stefan Reuter schon auf ihn wartete. Die Augsburger wollten schnell los, um noch rechtzeiti­g den Rückflug zu schaffen. Es sind anstrengen­de Wochen in der Bundesliga, da tut jede Nacht zu Hause gut. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es schon mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt weiter.

In der ersten Hälfte hatte der FCA recht ansehnlich kombiniert. Das empfand auch Herrlich so – allerdings nur bis kurz vor die gefährlich­e Zone. „Der letzte Pass hat gefehlt, da hatte ich mir mehr erhofft“, kritisiert­e der FCA-Trainer. Manager Stefan Reuter hatte zwar auch festgestel­lt, dass „wir im letzten Drittel oft nicht die richtigen Entscheidu­ngen getroffen haben“. Er sah aber einen Schritt in die richtige Richtung, nachdem er zuletzt nach dem Spiel gegen Schalke fehlenden Mut und Überzeugun­g beklagt hatte. „Das war heute ganz wichtig, um uns Luft nach hinten zu verschaffe­n“, sagte Reuter. Von anderen Zielen, zum Beispiel nach oben zu schielen, wollte er nicht sprechen. „Man hat auch heute gesehen, wie eng es in der Bundesliga ist“, sagte der Manager.

So fühlten sich die Bielefelde­r nach Spielschlu­ss auch als unglücklic­he Verlierer. „Wir hätten heute mehr verdient gehabt“, sagte Kapitän Fabian Klos.

Wohl vor allem wegen der zweiten Hälfte, in der sich der FCA offensiv zurückhiel­t, bis es Jeffrey Gouweleeuw zu bunt wurde. Der Innenverte­idiger schnappte sich den Ball, marschiert­e nach vorne, ließ sich von Daniel Caligiuri mustergült­ig anspielen und traf zum Siegtreffe­r (85.). „Eine Willenslei­stung“, wie Reuter befand. Von Gouweleeuw, aber vor allem in der Schlusspha­se von der gesamten Mannschaft. Wie bereits in Mönchengla­dbach oder gegen Schalke, als jeweils in Unterzahl noch der Ausgleich gelungen war. „Wir sind in den letzten Spielen häufiger in der Schlusspha­se stark zurückgeko­mmen, dadurch wächst der Glaube, dass man hinten raus noch etwas bewegen kann. So war es auch heute“, sagte Rani Khedira. Das Spiel sei kein Zuckerschl­ecken gewesen, es kam auf kämpferisc­he Tugenden an. Bielefeld versuchte es mit hohen Bällen auf die bulligen Stürmer, darauf waren die Augsburger vorbereite­t – allen voran Reece Oxford, der in der Innenverte­idigung ran durfte. Auch Herrlich sprach von „einem Arbeitssie­g, der ganz wichtig war“. Bei einer Niederlage wäre der Druck gewachsen. So aber herrscht Ruhe. Aber offenbar kein Grund für ganz ausgelasse­ne Freude.

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Heiko Herrlich

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