Gouweleeuws seltenes Glücksgefühl
Nach mehr als drei Jahren erzielt der Niederländer mal wieder ein Tor für den FC Augsburg. Sportchef Stefan Reuter lobt zudem einen anderen Spieler
Jeffrey Gouweleeuw war kaum zu bremsen. So, als hätte es die 84 kräftezehrenden Minuten nicht gegeben. Gouweleeuw stürmte also los, war kaum aufzuhalten und stoppte erst kurz vor der Auswechselbank ab. Laut jubelnd und mittlerweile im Pulk seiner Teamkollegen. In der 85. Minute hatte der Kapitän des FC Augsburg zum 1:0 bei Arminia Bielefeld getroffen und damit für den Auswärtssieg gesorgt. Ein Erfolg, der in der Entstehung glücklich, aber umso bedeutender war. Der FCA setzte sich ins Mittelfeld der Fußball-Bundesliga ab.
Ähnlich zielstrebig wie beim Jubellauf war Gouweleeuw bei seinem Tor. Der Innenverteidiger erkannte die Lücke im Mittelfeld, den Platz, der sich vor ihm wie während des Lockdowns in vielen Fußgängerzonen auftat. Gouweleeuw also marschierte nach vorne, passte zu Daniel Caligiuri und bekam den Ball nach mehrmaligem Rufen zurück. Mit links und noch leicht abge
traf er schließlich ins Eck. Seinen zuvor letzten Treffer hatte er am 30. Spieltag der Saison 2016/17 beim 1:3 in Frankfurt erzielt. Das war am 22. April 2017, 88 Bundesligapartien sind seitdem vergangen. Umso verständlicher war die Freude. „Für mich persönlich ist es ein super Gefühl, dass mein Tor zu drei Punkten gereicht hat, denn so oft treffe ich ja nicht“, sagte der 29-Jährige hinterher und grinste. Seine Laune war bestens.
Die FCA-Mannschaft hatte wieder ihr Durchsetzungsvermögen und ihren großen Willen gezeigt. In dieser Saison haben die Augsburger schon in etlichen Spielen in der Schlussphase für entscheidende Momente gesorgt. In Mönchengladbach und gegen den FC Schalke 04 gelang in Unterzahl noch jeweils der Ausgleich, in Bielefeld nun der Siegtreffer. „Das zeigt, dass der Spirit bei uns gut ist“, sagte Gouweleeuw. Ihn als Innenverteidiger freute besonders, dass mal wieder eine Partie ohne Gegentor gelungen war. „Wir wissen, dass es kein gutes Spiel war, nehmen die Punkte aber gerne mit.“Ein Kampfspiel war es gewesen, eines, das in logischer Konsequenz des Erlebten oftmals mit einem torlosen Remis endet. Der FCA aber besticht in dieser Saison durch seine Effizienz.
In der Innenverteidigung hatte Gouweleeuw diesmal mit Reece Oxford einen neuen Nebenmann. Felix Uduokhai hatte auf der linken Abwehrseite aushelfen müssen, was Oxford in die Startelf spülte. Und das an seinem 22. Geburtstag. „Die Startelf und der Sieg haben den Geburtstag noch getoppt“, meinte der Engländer. Bei der Bielefelder Spielweise mit vielen hohen Bällen auf deren bullige Angreifer war der 1,90 Meter große Oxford ein wichtiger Faktor. Er gewann viele Kopffälscht ballduelle und sorgte dafür, dass die Arminia nicht zu wirklich vielen Chancen kam. „Ein großes Lob an Reece, er hat das stark gemacht“, sagte FCA-Sportchef Stefan Reuter.
Die Kompaktheit in Mittelfeld und Abwehr war in Bielefeld ein entscheidender Faktor. Die Augsburger lassen ihren Gegnern nur wenig Platz zum Kombinieren. So soll es auch am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wieder sein (15.30 Uhr/Sky). Rani Khedira sprach vom „nächsten Sechs-Punkte-Spiel“, Oxford fügte hinzu: „Wir sind bereit für das nächste Spiel.“
Noch am Mittwochabend waren die Augsburger zurück in die Heimat geflogen. Die Vorbereitungszeit bis Samstag ist kurz, da wollten sie nicht noch eine Nacht in Bielefeld verbringen. Nach Spielschluss ging es schnell, um 23 Uhr stand die Abfahrt an. Kaum Zeit, um sich in der Kabine noch einmal so richtig zu freuen. Musste auch nicht unbedingt sein, kräftig gejubelt hatten sie ja schon direkt nach dem Treffer.
„Für mich ist es ein super Gefühl. So oft treffe ich ja nicht.“
Jeffrey Gouweleeuw zu seinem ersten Tor nach 88 Bundesligaspielen