„Hoffnung geben die Gäste“
Fragebogen (13): Annekatrin Gehre
Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverfassung?
Annekatrin Gehre: Es macht sich seit dem Lockdown Light ein Gefühl von Machtlosigkeit breit. Klar sind wir auch erschöpft von diesem Jahr. Vieles ist und bleibt ungewiss und die bereits geleistete Arbeit scheint ins Nichts zu verpuffen, wenn Konzerte, WIRgärten und Ausstellungen ausbleiben. Eine gewisse emotionale Schräglage lässt sich da nicht leugnen. Gerade schwingt auch die Sorge mit, die vergangene Zeit vielleicht nicht richtig genutzt zu haben bzw. zu nutzen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Gehre: Unsere Startnextkampagne Provinoliebe ist am 13. Dezember ausgelaufen. Wir hatten sie ins Leben gerufen, um unseren Kulturbetrieb soweit wie möglich ins nächste Jahr tragen zu können. Mit der Abwicklung werden wir aller Voraussicht bis Januar beschäftigt sein. Zudem arbeiten wir an und in unseren Räumen: misten aus, konzipieren um. Ein bisschen Bürokratie fällt auch immer an. Wir denken gerade über eine passive Ausstellung in unserer Metzgerei im blauen Haus in der Klauckestraße nach und überlegen, wie wir das besser und weiter nutzen können. Uns liegt viel daran, unsere Räume in Nutzung zu bekommen, auch wenn sich niemand dort treffen darf.
Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?
Gehre: Spontanität ist eine Freiheit, die gerade sehr fehlt. Nach der Arbeit ins Kino, zum Abendessen in ein Restaurant, einfach ein Getränk in einer Bar. Sich direkt austauschen können, abschalten und ablenken. Die soziale Situation findet einfach zu wenig statt.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Gehre: Hoffnung geben uns unsere Gäste, die uns unterstützen. Aber auch die Bands und Agenturen, die uns weiterhin für Konzerte und Veranstaltungen anfragen. Natürlich all die Menschen, die aktiv daran mitarbeiten, die Pandemie einzudämmen und das Coronavirus zu verbannen.
Was wünschen Sie sich für 2021? Gehre: Wir wünschen uns vor allem die Gelassenheit, Flexibilität und Freiheit im Veranstalten wieder zurück. Keine Abstandskontrollen und Masken-Checks. Konzerte, Lesungen, Theater, gesellige WIRgartenabende wecken Emotionen. Wir hoffen, dass wir und unsere Gäste diese wieder bedenkenlos zeigen können: sich in den Armen liegen, mitsingen, tanzen! Wir wünschen uns glückliche Menschen und dass das vergangene Jahr auch Positives hervorgebracht hat – neue Ideen, Synergien, Kooperationen, beigelegte Konflikte, neue Perspektiven.
Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise? Gehre: Dafür haben wir ein Hygienekonzept!
Noch eine kurze Empfehlung für andere …
Gehre: Macht was draus. Auch wenn es leicht gesagt ist und es für viele zunächst schlicht ums Durchhalten geht. Solidarität gewinnt!