Koenigsbrunner Zeitung

Das Festessen für Bedürftige kommt auf Rädern

Die Besucher der traditione­llen Stadtweihn­acht sollen auch in diesem Ausnahmeja­hr nicht leer ausgehen. Wie es in der Wärmestube und bei der Tafel weitergeht

- VON ANDREA BAUMANN

Die Augsburger Stadtweihn­acht für Einsame und Bedürftige am 24. Dezember in der Rosenaugas­tstätte fällt – wie so vieles andere – der Corona-Pandemie zum Opfer. Leer gehen die Besucher in diesem Jahr dennoch nicht aus. Gemeinsam mit der Stadt Augsburg plant der Sozialverb­and SKM die „Augsburger Stadtweihn­acht auf Rädern“in Form eines warmen Essens und einer Geschenktü­te.

Pia Haertinger vom SKM ist überwältig­t von der Hilfsberei­tschaft der Augsburger, mit deren Hilfe rund 400 Tüten bestückt werden können. „Wir sind dankbar für die immense Spendenber­eitschaft von Firmen, Vereinen und Privatpers­onen. Täglich werden Kartons und Tüten mit Hygieneart­ikeln, Weihnachts­leckereien, darunter viele selbst gebackene Plätzchen, Schals, Mützen und anderen Geschenken für die Weihnachts­tüten gespendet“, sagt sie.

Das vom Team der Rosenaugas­tstätte zubereitet­e Festessen und die Tüte erhalten die Klienten am 24. Dezember zum einen im Zelt der Wärmestube. Zum anderen liefern Ehrenamtli­che beide Präsente den Bewohnern des städtische­n Übergangsw­ohnder Wohnanlage Georg-BeisHaus für ehemals Wohnungslo­se in Lechhausen sowie an rund 150 Klienten des SKM Augsburg und anderer sozialer Einrichtun­gen nach Hause. Über Streetwork­erinnen sollen auch Menschen, die auf der Straße leben, ein warmes Essen und ein Weihnachts­paket erhalten.

Mit Ausnahme der beiden Weihnachts­feiertage, Silvester und Neujahr bleibt das 150 Quadratmet­er große Zelt im Innenhof der Wärmestube an der Klinkertor­straße auch während der Weihnachts­ferien geöffnet. Dort können die Besucher werktags von 9 bis 15 Uhr ein warmes Essen zu sich nehmen. Freiwillig­e unterstütz­en die Mitarbeite­r der Wärmestube beim Servieren und Erfassen der Kontaktdat­en. An den Wochenende­n gibt es von 9 bis 12 Uhr Essen und Heißgeträn­ke zum Mitnehmen.

Laut Haertinger läuft der Betrieb der Wärmestube dank des hohen Personalei­nsatzes weitgehend reibungslo­s. „Unsere Klienten sind dankbar, dass wir weiter für sie in allen wichtigen Angelegenh­eiten da sind. Dennoch spüren wir, dass in diesen Tagen vor Weihnachte­n und in der Corona-Zeit Menschen in schwierige­n Lebenslage­n besonders leiden.“Eine besondere Herausford­erung für Menschen mit einer Suchterkra­nkung, die sich oftmals gezwungene­rmaßen auf öffentlich­en Plätzen aufhalten, sei aktuell das Alkoholver­bot im öffentlich­en Raum.

Auch die rund 3500 Kunden der Augsburger Tafel befinden sich zumindest finanziell in einer schwierige­n Lebenslage. Sie werden in nächster Zeit in ihren vertrauten Ausgabeste­llen mit Lebensmitt­eln versorgt, die aus Hygienegrü­nden in Tüten verpackt sind. Die noch vor einigen Wochen geäußerten Pläne, wegen der winterlich­en Witterung und der Corona-Pandemie die Verteilung über eine zentrale Ausgabe abwickeln zu wollen, haben die Verantwort­lichen hintangest­ellt. Dafür gibt es nach Auskunft des TafelVorsi­tzenden Klaus Matthiesse­n neben der schwierige­n Suche nach einer Halle weitere Gründe. So sei die Resonanz der Kunden auf die fertig zusammenge­stellten Lebensmitt­el überrasche­nd positiv. Durch dieses Prozedere habe man wiederum die Anzahl der Mitarbeite­r reduzieren können, was der Einhaltung der Abstandsre­geln zugutekomm­e. „Zudem haben uns die Stadt und eine Firma mit FFP2-Masken versorgt, die wir teilweise kostenlos und teilheims, weise stark vergünstig­t bekamen“, sagt Matthiesse­n.

Hinzu kommt, dass der Verein von den Lechwerken demnächst eine Halle in unmittelba­rer Nähe ihrer Zentrale in Oberhausen zur Verfügung gestellt bekommt. Damit könne die komplette Ware an zwei beieinande­rliegenden Orten gelagert und in Tüten verpackt werden, was eine enorme Arbeitserl­eichterung sei. Bislang gibt es aus Platzgründ­en zwei Lager, eines davon befindet sich in Lechhausen.

Weil die Tafel wegen der Pandemie ihre Filialen Anfang November drei Wochen geschlosse­n hat, werden nun die normalerwe­ise dreiwöchig­en Weihnachts­ferien verkürzt. So sind die jeweiligen Ausgabeste­llen am 22. und 23. Dezember für die Dienstag- und Mittwochku­nden geöffnet und am 7. und 8. Januar für diejenigen, die am Donnerstag und Freitag an der Reihe sind. Für die Kinder und Jugendlich­en der TafelFamil­ien – immerhin 760 Mädchen und Jungen zwischen drei und 15 Jahren – gab es bereits in diesen Tagen eine freudige Überraschu­ng in Form von Süßigkeite­n und eines Einkaufsgu­tscheins für Spielsache­n. Dieses Geschenk habe der FCA mit einer großzügige­n Spende ermöglicht, freut sich der Vorsitzend­e.

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Foto: Annette Zoepf Die Stadtweihn­acht – hier ein Foto aus dem Jahr 2018 – war jedes Jahr an Heiligaben­d ein Höhepunkt für Bedürftige und einsame Augsburger. So, wie hier gefeiert wurde, geht es dieses Jahr aber nicht. Deshalb haben sich die Veranstalt­er und Ehrenamtli­che etwas anderes einfallen lassen.
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Foto: SKM Augsburg Auch Bürger aus der Region unterstütz­en die Wärmestube. Alexandra und Robert Ha‰ ger bringen oft Gaben vorbei.

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