Koenigsbrunner Zeitung

Alle Gottesdien­ste am Heiligen Abend abgesagt

Statt Kinder- und Christmett­en erleben die Königsbrun­ner Katholiken am 24. Dezember ein Alternativ­programm. Pfarrer Bernd Leumann erklärt seine Gründe für diesen drastische­n Schritt

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n An keinem Festtag des Kirchenjah­res sind die Gotteshäus­er so voll, wie an Weihnachte­n und speziell am Heiligen Abend. Was sich die Pfarrer normalerwe­ise wünschen, ist in diesem Jahr ein großes Problem. Die hohen Infektions­zahlen und die damit einhergehe­nden Regeln haben den eigentlich schon festgezurr­ten Plan für den 24. Dezember so ins Wanken gebracht, dass sich Pfarrer Bernd Leumann am Donnerstag entschiede­n hat, alle Gottesdien­ste abzusagen. Bis dahin hatte die Pfarreieng­emeinschaf­t darauf gesetzt, möglichst viele Gottesdien­ste anzubieten, um den Besucherzu­strom so weit wie möglich zu entzerren. Über das bewährte Buchungssy­stem konnten sich die Gläubigen für Messen anmelden, ab 14 Uhr bis zu den Christmett­en in der Nacht waren fast durchgängi­g Gottesdien­ste in den drei großen Kirchen der Stadt angesetzt, viele bereits weitgehend ausgebucht.

Dass der Pfarrer nun die Bremse zieht, liegt sowohl an Faktoren in der Gemeinde als auch außerhalb, wie er in einem Brief erläutert. Den ersten Schlag ins Kontor bildete die Verhängung des Lockdowns samt Ausgangssp­erre, die auch an Weihnachte­n nicht gelockert wird. Somit mussten alle Gottesdien­ste, die nach 20 Uhr beginnen, abgesagt werden, da die Besucher hier nicht rechtzeiti­g zuhause gewesen wären. Durch die schnelle Reaktion der Mitarbeite­r der Pfarreieng­emeinschaf­t und die Hilfe eines ehrenamtli­chen IT

schien dieses Problem am Dienstag gelöst, schreibt Leumann: „Die Gottesdien­stzeiten waren der neuen Ausgangsla­ge angepasst und die Menschen, die ein Ticket gebucht hatten, per Mail informiert worden. Der Heilige Abend schien gerettet.“

Doch dann fielen einige Ordner aus, die für die Kindermett­en eingeplant waren: Beim Gespräch der hauptamtli­chen Mitarbeite­r am Mittwoch sei man sich einig gewesen, dass ein geordneter Ablauf nur möglich wäre, wenn zwei Kindermett­en gestrichen und die verbleiben­den Kräfte gebündelt würden. Offen blieben aber die Fragen, ob angesichts der engen Zeitfenste­r zwischen den Gottesdien­sten das Schutzkonz­ept einzuhalte­n sein würde und, wie man im Fall weiterer corona-bedingter Ausfälle reagieren könnte.

Die Entscheidu­ng zur Absage habe er sich wahrlich nicht leicht gemacht, betont Leumann. Auf der einen Seite stehen ein bewährtes Schutzkonz­ept, die viele investiert­e Arbeit aller Mitarbeite­r, die große Enttäuschu­ng vieler Gläubiger, die sich auf den Weihnachts­gottesdien­st gefreut hätten. Auf der anderen Seite sei bei einer ausgedünnt­en Ordner-Gruppe und vielen Besuchern die Umsetzung des Hygienekon­Spezialist­en, zepts schwierige­r. Zudem sei bei Absagen einzelner Gottesdien­ste keine faire Umverteilu­ng der bereits angemeldet­en Besucher möglich.

Und schließlic­h bringe die Corona-Lage ihre eigenen Gewissensk­onflikte mit sich – für die Helfer, die zwischen Pflichtbew­usstsein und Gesundheit­ssorge wählen müssten, und für die Geistliche­n, schreibt Leumann: „Die Kirche sollte sowohl mit Blick auf ihre Verantwort­ung als auch mit Blick auf die Außenwirku­ng in dieser Situation ihre Sonderrech­te nicht ausreizen.“Eine für alle befriedige­nde Entscheidu­ng habe es in diesem Fall nicht gegeben.

Daher hat sich der Pfarrer zu einer Kompromiss­lösung entschiede­n: Statt mit Messen wird der Heilige Abend in diesem Jahr mit einem Tag der offenen Kirchen gefeiert. Diese Veranstalt­ungen hatten schon bei früheren Ausgaben der „Nacht der Versöhnung“viel Anklang gefunden und in diesem Jahr als corona-bedingte Ersatzvera­nstaltunge­n für die Fronleichn­amsprozess­ion und das Familienwo­chenende. Die drei Königsbrun­ner Kirchen sollen zum Verweilen und stillen Gebet einladen. Die Priester und hauptamtli­chen Mitarbeite­r können geistliche Impulse geben, den Segen spenden, das Evangelium verkünden. Die Gläubigen können Kerzen und Weihrauch entzünden, den für die Kindermett­en vorbereite­ten Film sehen und das Friedensli­cht von Bethlehem mit nach Hause nehmen.

Das alles ersetze natürlich keine Eucharisti­efeier, führt Leumann aus. Doch ein Durchziehe­n der Gottesdien­ste im Eilverfahr­en und ohne Gesang würde auch viele Enttäuschu­ngen hervorrufe­n. Wer eine Messe besuchen wolle, könne dies an den beiden Weihnachts­feiertagen tun. Für alle Gottesdien­ste gibt es noch Tickets. Am Heiligen Abend lasse sich mit über einen längeren Zeitraum geöffneten Kirchen vermeiden, dass viele Menschen gleichzeit­ig das Gotteshaus betreten und verlassen. Einen Ordnerdien­st werde es aber brauchen. Pfarrer und Mitarbeite­r machen sich nun an die Organisati­on der alternativ­en Variante des Heiligen Abends.

 ?? Archivfoto: Manuela Antosch ?? Corona ist der Hauptgrund dafür, dass in der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t in Königsbrun­n an Heiligaben­d kein Gottes‰ dienst stattfinde­n wird.
Archivfoto: Manuela Antosch Corona ist der Hauptgrund dafür, dass in der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t in Königsbrun­n an Heiligaben­d kein Gottes‰ dienst stattfinde­n wird.

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