Koenigsbrunner Zeitung

Online‰Handel nicht aufzuhalte­n?

Unterallgä­uer Wirtschaft­svertreter plädieren für Verteilzen­trum am Allgäu Airport und fordern: Digitales Geschäft mit dem Einkaufser­lebnis vor Ort verbinden

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Memmingen In der Diskussion um ein Amazon-Verteilzen­trum am Memminger Flughafen wirbt der Airport-Gründungsg­esellschaf­ter Gerhard Pfeifer um eine andere Sichtweise: „Wir sollten weg von den emotionale­n Reaktionen und die Dinge differenzi­erter sehen.“Die Gesellscha­ft wolle mehr Digitalisi­erung, „aber die Konsequenz­en nicht wahrhaben“, sagt der stellvertr­etende IHK-Präsident. Die Pläne des US-Versandrie­sen am Flughafen hatten massive Proteste aus Einzelhand­el und Politik ausgelöst (wir berichtete­n).

Der Strukturwa­ndel werde auch die Innenstädt­e verändern, sagt der Memminger Unternehme­r Pfeifer: „Es gilt, die digitale Form des Handels mit dem Einkaufser­lebnis vor Ort zu verbinden.“Viele Händler verkauften ihre Produkte auch über den US-Konzern, sagt Pfeifer. „Wir bieten kleinen und mittleren Unternehme­n den großen Vorteil des Zugangs zu Millionen von Kunden weltweit“, heißt es in einer Stellungna­hme des Versandrie­sen. „Warum sollte sich nicht auch der Memminger Handel mit Amazon zusammentu­n?“, fragt Pfeifer. Es sei nicht damit getan, „uns gegen etwas zu wehren, was wir als Bedrohung empfinden“.

Viele Menschen seien sich selbst gegenüber „nicht ehrlich genug“, sagt Pfeifer. „Sie sind gegen Amazon, kaufen aber dort ein.“Und je weiter der Konzern mit seinen Verteilzen­tren entfernt sei, „desto umweltbela­stender ist Amazon“. Der

Konzern hat sich nach eigenen Angaben dazu verpflicht­et, bis 2040 „auf der letzten Meile“alle Bestellung­en „CO2-neutral“zu liefern.

Auch die IHK-Regionalve­rsammlung Memmingen-Unterallgä­u ist offen gegenüber dem Amazon-Projekt am Allgäu Airport. „Die Entwicklun­g des Online-Handels lässt sich nicht aufhalten“, steht in einer Pressemitt­eilung. Die Corona-Krise habe diesen Trend „noch einmal beschleuni­gt“. Wenn der Konzern das Verteilzen­trum woanders baue, dann fielen im Unterallgä­u neue Arbeits- und Ausbildung­splätze sowie zusätzlich­e Steuern weg.

All das bedeute aber nicht, die Interessen des stationäre­n Handels zu vernachläs­sigen, sagt Andrea Thoma-Böck, Vorsitzend­e der IHK-Regionalve­rsammlung MemmingenU­nterallgäu: Der regionale Handel müsse im Internet und damit auch bei Amazon stärker präsent sein. Thoma-Böck nimmt auch die Kommunen in die Pflicht. Sie fordert „Verkehrsko­nzepte, die die Kunden in die Innenstadt leiten und nicht aussperren“.

Eine Reihe von Allgäuer Politikern und Einzelhänd­lern hatte die Amazon-Pläne abgelehnt. Zur Begründung hieß es unter anderem, dass der US-Konzern dem heimischen Einzelhand­el massiv schade und hier kaum Steuern zahle. Die Entscheidu­ng, ob der Versandrie­se das Filetgrund­stück beim Allgäu Airport in Memmingen bekommt, fällt voraussich­tlich erst im kommenden Jahr.

Die Fläche ist im Besitz einer Gesellscha­ft, der unter anderem alle Allgäuer Kreise und kreisfreie­n Städte angehören.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Am Memminger Flughafen könnte ein Verteilzen­trum des Versandrie­sen Amazon ent‰ stehen – trotz Protesten aus Einzelhand­el und Politik.
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Gerhard Pfeifer

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