Kapitol gestürmt: Amerikaner in der Region sind entsetzt
Reaktionen US-Bürger im Augsburger Land befürchten einen Bürgerkrieg und kritisieren zweierlei Maß
Landkreis Augsburg Am Mittwochnachmittag haben Tausende Trump-Unterstützer das Kapitol in Washington gestürmt. Auch Amerikaner im Landkreis Augsburg sind schockiert und rechnen mit noch mehr Gewalt. Dominik Veney rechnet sogar mit einem baldigen Bürgerkrieg. „Auf die Bürger in Amerika kommt ein Krieg zu. Bald ist Land unter. Das wird werden, wie im Wilden Westen“, befürchtet der Jugendbasketballtrainer bei der BG Leitershofen.
Schon seit einiger Zeit sehe man, wie sich zwei Fronten in der amerikanischen Gesellschaft herausbilden. Für Veney werden diese vor allem durch die Black Lives MatterBewegung und die zunehmend radikalisierten Republikaner symbolisiert. „Vielen dort stinkt es, dass Schwarze jetzt für ihre Rechte und gegen Polizeigewalt kämpfen“, so Veney. Das mache viele Republikaner wütend. „Die Politik schürt diese Wut und hält lockere Waffengesetze aufrecht. Das führt früher oder später zu Gewalt.“
„Ich bin empört und traurig. Es ist eine Schande“, sagt Christine Munger aus Königsbrunn. Am Mittwochabend hat die Sängerin und Englisch-Dozentin an der Volkshochschule, die aus Wisconsin stammt, von den Ereignissen erfahren. Sofort hat sie ihre Verwandten in den USA kontaktiert, denen es ähnlich ging: „Auch meine Brüder und meine Freunde waren empört und traurig. Ich bin froh, dass ich hier bin und nicht mehr in den USA“, sagt Munger, die seit 1999 in Deutschland lebt. Überrascht hat sie diese Entwicklung aber nicht: „Trump hat das mehr oder weniger provoziert, dass seine Anhänger so etwas machen. Und ich fürchte, dass dieser Albtraum weitergeht, vielleicht auch über den 20. Januar hinaus.“An dem Tag wird der neugewählte Präsident Joe Biden sein Amt antreten, von dem Christine Munger erwartet, dass er durchgreift: „Man kann jetzt nicht einfach weitermachen. Die neue Regierung muss ein Zeichen setzen, dass sie so etwas nicht toleriert. Das sind teilweise Terroristen, die bestraft gehören.“
Munger ist auch verärgert, dass bei Demonstrationen mit zweierlei Maß gemessen wird: „Bei den Protesten der Black Lives Matter-Bewegung war ein massives Polizeiaufgebot vor Ort, während es am Kongress kaum Sicherheitskräfte gab.“Franklin Abron ist der Wirt der Gaststätte „Fifty-Fifty“in Stadtbergen und leitet eine Filiale des Hanfladens. „Dass so etwas in der Art passieren würde, war schon länger vorhersehbar. Trump hat die Bevölkerung mit seinen Lügen aufgestachelt und fast die Hälfte der Leute hat ihm geglaubt“, sagt Abron. Er hofft, dass die Szenen aus Washington zu einer neuen Klarheit im Diskurs führen: „Vielleicht sorgt das dafür, dass die Leute aufhören, ein Blatt vor den Mund zu nehmen und klar sagen, wie es ist.“Die zunehmende politische Gewalt in den USA macht ihm Sorgen: „Das Gesicht von Amerika verändert sich und der Charakter der Regierung wird sich am Ende darin widerspiegeln.“