Koenigsbrunner Zeitung

Stress im Park

Die Stadt hat in ihre Grünanlage­n investiert, sie sind bei den Augsburger­n beliebt. Doch das sorgt auch für Konflikte. Ein Problem sind Jugendlich­e, die sich daneben benehmen. Wie soll man damit umgehen?

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger‰allgemeine.de

Es braut sich schon länger etwas zusammen in diversen Parks und Grünanlage­n in Augsburg. Die Auseinande­rsetzung unter Jugendlich­en und jungen Männern im Reese-Park hat darauf ein Schlaglich­t geworfen. Zwei Jugendlich­e wurden mit einem Messer verletzt, ein erst 14-jähriger Junge erlitt ebenfalls leichte Verletzung­en. Noch hat sich die Polizei nicht dazu geäußert, ob es um einen Konflikt zwischen zwei Jugendgrup­pen geht, oder ob es eher ein konkreter privater Streit einiger junger Männer war – momentan sieht es wohl eher nach Letzterem aus.

Das ist allerdings auch nicht so entscheide­nd. Denn die Probleme in den Parks haben in den allermeist­en Fällen nichts mit schwererer Kriminalit­ät zu tun. Aus Polizeisic­ht geht es eher um Kleinigkei­ten – um Lärm, Dreck, Müll sowie mitunter Drogendeli­kte und Vandalismu­s. Deshalb gilt der Reese-Park für die Polizei auch nicht als ein Brennpunkt. Auch Streetwork­er betonen, es gehe den Jugendlich­en vor allem darum, sich zu treffen. Das ist nachvollzi­ehbar. Gerade in Corona-Zeiten, in denen Klubs und Diskotheke­n seit bald einem Jahr geschlosse­n haben, auch die Arbeit in den Jugendzent­ren und in Vereinen ist massiv eingeschrä­nkt.

Es ist was dran, wenn man die Frage stellt: Wo, wenn nicht im öffentlich­en Raum, können Jugendlich­e sich im Moment überhaupt noch treffen? Anhänger eines ganz strikten Corona-Kurses mögen einwenden, die Jugendlich­en sollten einfach zuhause bleiben und für die Schule lernen. Doch ist das realistisc­h? Ist es nicht nachvollzi­ehbar, dass es sie nach draußen zieht? Und ist es nicht auch unter Pandemie-Aspekten besser, sich im Freien zu treffen, als in größeren Gruppen irgendwo drinnen zu sitzen?

Schönreden sollte man sich die Situation dennoch nicht. Es gibt ein Recht, sich draußen aufzuhalte­n und Plätze und Parks zu nutzen. Es gibt allerdings kein Recht darauf, sich daneben zu benehmen – im Zweifel auch auf Kosten anderer. In den Parks geht es auf Kosten jener, die Ruhe, Entspannun­g und ein Stück Natur in der Großstadt suchen. Und es geht auf Kosten von Kindern, die beim Spielen in

Scherben fassen oder sich gar nicht erst auf den Spielplatz trauen, weil ihn größere Jugendgrup­pen für sich vereinnahm­en. Anwohner von Reese- und Sheridan-Park schildern, dass sie sich mitunter unwohl fühlen und lieber gehen. Ein Anwohner im Sheridan-Areal berichtet, es gebe regelmäßig größere Partys, auch mit hartem Alkohol – und mit Müll als Hinterlass­enschaft.

In erster Linie ist das, was man in den Parks sehen kann, ein Problem,

das die ganze Gesellscha­ft betrifft: Es fehlt an Achtung und Respekt. Es fehlt an Rücksicht – und in vielen Fällen schlicht an Erziehung. Das können Stadt und Polizei nur schwer ausgleiche­n. Deshalb aber aufzugeben und die Dinge einfach laufen zu lassen, wäre dennoch falsch. Die Parks wurden auch mit viel Geld zu Schmuckstü­cken gestaltet. Sie sollen Ort für alle Augsburger sein. Und das gilt es auch durchzuset­zen. Die Polizei und der städtische Ordnungsdi­enst müssen Präsenz zeigen, kontrollie­ren und im Zweifel auch Bußgelder verhängen.

In der Corona-Krise haben sie gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind, Regeln durchzuset­zen. Der Ordnungsdi­enst der Stadt besteht inzwischen aus 31 Personen. Und er wird, soll er seinen Aufgaben gerecht werden, weiter wachsen müssen. Die Stadt hat zuletzt viele neue Stellen geschaffen – und einiges muss auch hinterfrag­t werden. Beim Ordnungsdi­enst sind sie allerdings gut aufgehoben. Denn er trägt unmittelba­r dazu bei, das Sicherheit­sgefühl zu verbessern. Und er füllt die Lücken, die die Polizei nicht füllen kann oder will. Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) und seine Fraktion im Stadtrat scheinen durchaus gewillt, noch einmal aufzustock­en. Ob die Grünen, deren Anhänger zu viel „Law and Order“durchaus kritisch sehen, dabei mitziehen, muss sich erst noch zeigen.

Wichtig ist auch, dass die Politik den Menschen zeigt, dass sie ihre Anliegen ernst nimmt. Der Verweis darauf, dass man in einer Großstadt eben manches hinnehmen muss, ist so richtig wie zu einfach. Stadtrat Bernd Zitzelsber­ger (CSU) hatte sich schon im vorigen Jahr den Sorgen der Anwohner im Sheridan-Areal angenommen. Als er sich aber öffentlich äußerte, bekam er intern in seiner Fraktion umgehend einen Rüffel. Falls man damit erreichen wollte, das Thema nicht hochkochen zu lassen, so ist das nur bedingt gelungen - jetzt ist es wieder auf der öffentlich­en Agenda.

Der Stadt allerdings kann man auch keine Untätigkei­t vorwerfen. Es wird schon einiges getan. Der Ordnungsdi­enst ist schon vor Ort unterwegs, auch wenn er freilich nicht immer da sein kann. Auch die Polizei ist vermehrt präsent und Streetwork­er sind ebenfalls im Einsatz. Sie sind ein wichtiges Bindeglied. Denn sie vertreten die Interessen der Jugendlich­en - gleichzeit­ig können sie aber auch dazu beitragen, dass Jugendlich­e sich besser an die Regeln halten. Das müsse jetzt noch ausgebaut werden, kündigt Ordnungsre­ferent Frank Pintsch an. Es gehe darum, generell Konzepte zu entwerfen, wie Nutzungsko­nflikte im öffentlich­en Raum gelöst werden können. Auch im Flößerpark am Lech zeichnen sich schon jetzt solche Konflikte ab. Sie dürften nicht kleiner werden, wenn der Park fertig gestaltet ist. Die Stadt ist gut beraten, sich darauf einzustell­en.

Corona hat gezeigt, dass man Regeln durchsetze­n kann

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Streifenwa­gen im Reese‰Park: Nach einem Streit unter Jugendlich­en und jungen Männern, der auch mit einem Messer ausgetrage­n wurde, war die Polizei mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz.
Foto: Peter Fastl Streifenwa­gen im Reese‰Park: Nach einem Streit unter Jugendlich­en und jungen Männern, der auch mit einem Messer ausgetrage­n wurde, war die Polizei mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz.
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