Koenigsbrunner Zeitung

Was ein Königsbrun­ner Pfarrer von Maria 2.0 hält

Vertreter der Reformbewe­gung Maria 2.0 haben an den katholisch­en Kirchen in Königsbrun­n Plakate angebracht. Pfarrer Bernd Leumann entfernte die Zettel, doch kurz darauf bereute er es

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Als Pfarrer Bernd Leumann am Sonntag zur Kirche Maria unterm Kreuz blickte, bemerkte er zahlreiche Plakate an den Eingängen: Vertreter der Reformbewe­gung Maria 2.0 hatten sie offenbar dort angebracht. Noch bevor Gottesdien­stbesucher die Zettel sehen konnten, entfernte sie der Königsbrun­ner Pfarrer auch an den anderen beiden Kirchen der Pfarreieng­emeinschaf­t. Doch schon am selben Nachmittag bedauerte er sein Handeln.

Wie er auf Nachfrage erklärt, ging Leumann davon aus, dass nachts jemand im Bistum unterwegs war und die Plakate verteilte. Auf den ersten Blick hätten ihn die Formulieru­ngen

nicht überzeugt. Er habe die Aktion als Provokatio­n empfunden – auch weil er nicht darüber informiert wurde. „Wenn ein Bürgermeis­ter an seiner Rathaustür, ein Direktor am Schultor oder ein Firmenchef auf seinem Areal etwas ohne Einwilligu­ng hängen sähe, würde er ähnlich handeln“, sagt Bernd Leumann. Er habe im Affekt gehandelt.

Dabei waren die Plakate Teil einer bundesweit­en Aktion der Reformbewe­gung Maria 2.0. Seit Mai 2019 macht die Gruppe in Kirchengem­einden und Bistümern auf sich aufmerksam. Die Vertreter setzen sich für Reformen innerhalb der katholisch­en Kirche ein und fordern die Aufhebung des Pflichtzöl­ibats.

Angemahnt wird eine geschlecht­ergerechte Kirche, in der Männer wie Frauen Zugang zu allen Ämtern erhalten. Außerdem setzt sich die nach eigenen Angaben für die Aufklärung, Verfolgung und Bekämpfung der Ursachen von sexualisie­rter Gewalt ein und fordert eine wertschätz­ende Haltung gegenüber selbstbest­immter Sexualität. Am Wochenende verteilte die Thesenblät­ter an zahlreiche­n Kirchen in ganz Deutschlan­d.

Mit den Forderunge­n nach einer Reform und den Kernaussag­en der Thesen kann sich der Königsbrun­ner Pfarrer Leumann größtentei­ls identifizi­eren, wie er sagt. Er möchBewegu­ng te den Anhängern der Bewegung Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­ren. Auch er schätze das Engagement von Frauen. Es gebe keine Bibelstell­e, aus der die Einseitigk­eit in der männlichen Berufung für das Diakonat oder Priesteram­t hervorGrup­pe gehe, aber auch keine, aus der sich herleiten lässt, dass es in der Urkirche schon Frauen in priesteräh­nlichen Funktionen gab.

Für den Seelsorger geht es vor allem um eines: die Einheit der Kirche. Eine weitere Spaltung brächte nichts Konstrukti­ves für die Gläubigen mit sich. Er sei gesprächsb­ereit und wolle niemanden verwehren, für Veränderun­gen zu werben. Diese müssten aktiv und nicht erst übermorgen angegangen werden. Aber es müssten alle Gläubigen mitgenomme­n werden. „Wir müssen einander zuhören und einen Weg finden, wie wir alle unseren Glauben leben und ausüben können“, sagt Leumann.

Auch in seiner Pfarreieng­emeinschaf­t geht die Zahl der regelmäßig­en Kirchgänge­r zurück. Die Pandemie habe ihren Anteil daran, aber man dürfe sich nichts vormachen. Ob Reformen, wie sie die Bewegung fordert, die zunehmende­n Austritte verhindern können, darüber ist sich Leumann nicht sicher. Er verweist auf die evangelisc­he Kirche, die keineswegs besser dastünde, was Mitgliedsc­haft oder Aktive beträfe.

Allerdings betont der Pfarrer auch: „Ich habe das Zwangszöli­bat noch nie für gutgeheiße­n.“Er trete für einen anderen Umgang mit Homosexual­ität und eine veränderte Haltung zur Sexualität ein. Er hält Strukturve­ränderunge­n auch bezogen auf die finanziell­e Verwaltung für wichtig. „Ich halte es da wie unser Papst Franziskus. Für mich ist es eine Kirche, die bei den Armen steht und glaubwürdi­g das selbst lebt“, betont der Seelsorger. Er freue sich auf einen Dialog mit Vertretern der Bewegung Maria 2.0. Eine Gesprächsr­eihe innerhalb der Pfarreieng­emeinschaf­t kann er sich gut vorstellen.

 ?? Foto: Andrea Collisi ?? Das Thesenpapi­er der christlich­en Reformbewe­gung Maria 2.0 wurde vom Königsbrun­ner Pfarrer Bernd Leumann zunächst ab‰ gehängt, was er nachträgli­ch doch etwas bedauert.
Foto: Andrea Collisi Das Thesenpapi­er der christlich­en Reformbewe­gung Maria 2.0 wurde vom Königsbrun­ner Pfarrer Bernd Leumann zunächst ab‰ gehängt, was er nachträgli­ch doch etwas bedauert.

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