Mit Fahrrad und Gitarre geht’s auf Lieblingstour
Karl Poesl lässt auf der Radtour zwischen Deuringen und dem Anhauser Tal nicht nur die Speichen singen. Der Musiker hat sogar ein Lied geschrieben, das von steilen Aufstiegen und knackigen Abfahrten handelt
Deuringen Wer wie der Deuringer Karl Poesl in seinem Herzen die Leidenschaft für Musik und Radfahren trägt, den inspiriert eine Radtour sogar zu einem eigenen Lied. „Hochgenuss. Rad’l fahr’n. Hilft Kopf, Herz, Seele und sogar dem Darm. I’ fahr mit dem Radl, zur Stärkung meiner Wadl. Besonders gern im Wald um Deuringen herum“, singt er mit seiner Gitarre auf Waldbühne des Eukitea-Theaters, das auf seiner Lieblingsstrecke liegt und einen sensationellen Ausblick bietet.
Doch vorher haben die Götter den Schweiß gesetzt, wenn es von Deuringen aus über den Anhauser Weiher ins Anhauser Tal geht, um schließlich den Geißberg zu erklimmen, ehe man über Diedorf wieder nach Deuringen zurückkehrt. „Zählen Sie zu den Radfahrern, die nicht nur auf ebener Strecke vor sich hinstrampeln wollen, sondern auch Herausforderungen an Körper und Geist lieben? Die entspannt radeln und genießen können, ohne auf die Zeit zu achten? Dann sind Sie bei dieser Ausfahrt durch das Anhauser Tal richtig“, sagt Karl Poesl. Immerhin sind fast 300 Höhenmeter auf 20 Kilometer zu bewältigen. „Ab und an darf man sein Fahrrad auch ohne schlechtes Gewissen bergauf schieben.“
„Die nicht ganz einfache Streckenführung erfordert zudem Sorgfalt und Konzentration“, sagt der ehemalige Lehrer, der jetzt seinen Ruhestand genießt. „Die Belohnung besteht in einem Naturerlebnis mit beeindruckenden Ausblicken“, schwärmt der 65-Jährige, der ansonsten viel auf seinem Motorrad, einer Indian, unterwegs ist. „Und vielleicht irgendwann wieder aus kulinarischen Höhepunkten in den an der Strecke liegenden Einkehrmöglichkeiten“, sinniert er.
Ausgangspunkt von Poesls Lieblingstour ist der Parkplatz der SpVgg Deuringen in der Waldstraße. Von diesem aus fährt man links auf einem schmalen Trampelpfad, der deshalb auch so schmal ist, weil die cleveren Anlieger ihre Grundstücke im Einklang mit der Stadt Stadtbergen nach Süden erweitern durften. Vorsicht! Ein Entwässerungsrohr ragt aus dem Waldboden.
Nachdem man links abgebogen ist, geht es auf der sogenannten „Waldautobahn“eine gefühlte Ewigkeit geradeaus. Am Fitnessund Gleichgewichtsparcours und dem ehemaligen Schießstand der Amerikaner vorbei fährt man auf den Betonplatten des Panzerkessels. Nach einer einfachen Wegkreuzung taucht die berüchtigte „Spinne“auf, an der sich gleich fünf Wege verei„Dort verirren sich viele trotz Navi“, warnt Poesl und beschreibt es mit den Hinweisen vor einem Kreisverkehr: „Die zweite Ausfahrt nehmen! Keinesfalls geradeaus, rechts oder scharf links. Und aufpassen, ’Kampfradler’ können mit hoher Geschwindigkeit kreuzen. Also klingeln oder laut rufen.“
Nach ein bisschen auf und ab gelangt man an den Anhauser Weiher, der oft als Wellenburger Weiher bezeichnet wird. Zunächst biegt man links ab Richtung Wellenburg und nach circa 100 Metern nach rechts auf den Weg um das östliche Ufer. Wenn man Glück hat, kann man einen einsamen Eremitengraureiher im Wasser stehen sehen. Am Ende des Rundumweges biegt man links ab. Das Schild einer verheißungsvollen Botschaft, die da lautet „Bergheimer Waldgaststätte“, wird ignoriert, denn es geht rechts ab.
Nun folgt der Konzentrationsteil der Navigation. Die westlichen Wälder sind ein Netz aus unzähligen Wegen. Das verdeutlicht auch ein Schilderwald mitten im Wald. Zweimal rechts halten, dann nach links und dann wieder nach rechts. „Es folgt eine sehr lange Abfahrt, auf der das Stahlross schon so manchen abgeworfen hat. Das ist nicht ungefährlich. Also moderat und langsam fahren“, empfiehlt Poesl. „Am Ende der Luxusabfahrt wartet dann ein romantisches Bild.“
Ein vollkommen überladener Schilderwald zeigt den Weg nach Anhausen an. Nun hat man Muße ohne Ende. Meistens eben führt der Weg durch ein wunderschönes Tal mit einem mäandernden Anhauser Bach. Zeit zu meditieren, ob man den bekannten Biergarten der „Traube“in Anhausen ansteuern oder bis zum Ende der Tour warten soll. Der Wegweisung des grünen Pfeiles folgend landet man auf der Adelgundisstraße, wo es nach circa 100 Metern rechts in die Leitershofer Straße geht. Und bei der nächsten Gelegenheit links. Mit Blick nach oben kann man jetzt schon ein einzelnes Haus erkennen. Da geht es hin – und sogar noch weiter. Zunächst einmal geht es rechts ab, an den hässlichen Containern vorbei. Dann links halten. Jetzt ist Konditinen.
on und Kreislauf gefragt. Aber man wird für die Anstrengung und wahrscheinliches Schieben des Rades belohnt. Auf halber Strecke, oben bei der Theaterbühne und einer Ruhebank, bietet sich ein einzigartiger Ausblick auf Anhausen und Diedorf. „Verweile Augenblick, du bist so schön“, bemüht Karl Poesl den berühmten Dichter Johann Wolfgang von Goethe.
Wenn sich der Kreislauf beruhigt hat, dann geht es auf dem breiten Weg halb links unter Stöhnen und Schieben weiter nach oben. Hat man den Hauptweg wieder erreicht, biegt man links ab. Und schon macht das Radeln wieder Spaß. Die dritte Abzweigung führt uns zur Waldkirche, an der den Flutopfern in Lettenbach gedacht wird.
Ein Wegweiser tut das, was er soll. Und eine lange anstrengungsfreie Abfahrt bereitet auf einen ebensolchen Anstieg auf der anderen Seite vor. „Im Winter sausen Kinder auf Schlitten in zwei Minuten hinunter und ziehen ihn dann 20 Minuten wieder hinauf“, verdeutlicht Poesl, was den Radler erwartet:
„Die westlichen Wälder kann man manchmal mit Mini-Alpen vergleichen.“Unten angekommen, steht man vor dem Rückhaltebecken und der zukünftigen Trinkwasserquelle Diedorfs. In einem Jahr wird es ganz anders aussehen.
Der Rest ist einfach: Den Anstieg auf der gegenüber liegenden Seite hinauf, dann bei der Weggabelung halb links und schon ist man wieder auf dem Hauptweg nach Deuringen. „Noch ein bisschen Gleichgewichtstraining auf dem Fitnessparcours gefällig?“, fragt sich der Radler – oder doch lieber einkehren?
● Fazit: Für ambitionierte Genussradler geeignet, die sich nicht schämen, wenn sie streckenweise ihr Vehikel schieben müssen, denn nur Supersportler schaffen die Anstiege, ohne abzusteigen. Der sportliche Trainingseffekt ist garantiert. Für Anfänger und Familien eher nicht geeignet. »Kommentar
» Bei uns im Internet finden Sie das Vi deo mit dem RadlerSong unter www.augsburgerallgemeine.de/ augsburgland/