Picknicken als Freiheitssymbol
Der Mensch denkt oft praktisch. Wenn er wegen Corona schon nicht verreisen und auch sonst – gefühlt – nichts darf, dann renoviert er eben seine Wohnung. Sein Haus. Reinigt den Gartenteich. Entrümpelt den Dachboden. Streicht die Kinderzimmer. Was auch immer. So lautete jedenfalls die Devise im vergangenen Jahr bei vielen Menschen im Freistaat.
Tja. Ein Jahr ist schnell vorbei. Und die Osterferien sind schon wieder coronös. Riesengroß ist bei vielen das Déjà-vu: „Das hatten wir doch alles schon.“Also wieder entrümpeln und renovieren? Hm. Das geht ja nicht. Wie wäre es also mit wieder vollrümpeln? Und den Gartenteich rückreinigen, also vorsätzlich wieder verschmutzen? Alles Quatsch natürlich.
Wem der Luxus vergönnt ist, auch heuer wieder viel Zeit zu haben, weil er nicht verreisen kann, der kann es ja mal mit Diogenes versuchen. Müßiggang pflegen. Statt praktischer Betätigung. Nun hat nicht jeder den rechten Platz für eine Tonne, in die er sich wie der alte Grieche legen könnte. Vermutlich würde man darin auch rasch Kreuzschmerzen bekommen.
Als Alternative ließe sich aber doch die Renaissance des Picknickens denken. Rumlungern wie ein englischer Lord und in freier Natur ein Glas Portwein und die schöne bayerische Landschaft genießen. Picknickkörbe sind schon für rund 40 Euro zu haben. Eine alte Decke hat man beim Entrümpeln, wenn man Glück hat, doch nicht weggeworfen. Und raus geht es in die Frühlingswelt, sofern das Wetter mitspielt. Keine teure Angelegenheit. Und irgendwie hat man das Gefühl, man schlägt Corona elegant ein Schnippchen, indem man es sich gut gehen lässt. Picknicken sozusagen als ein Symbol der Freiheit. Aber trotzdem schön aufpassen, dass man auf der Decke alle Schutzregeln einhält. Sonst ist das erhebende Gefühl gleich wieder irritiert. Und das Portemonnaie mit Bußgeldforderungen konfrontiert. Auch wenn man gerade angefangen hat, sich wie ein englischer Lord zu fühlen.