„Der Fokus liegt ausschließlich auf Olympia“
Augsburger Spitzenkanuten wie Hannes Aigner und Sideris Tasiadis fahren in Markkleeberg endlich den ersten nationalen Wettkampf der Saison. Doch ihre Gedanken und Hoffnungen drehen sich fast ausschließlich um das größte Sportereignis des Jahres
Nach fast zwei Jahren ohne internationale Wettkämpfe steht für die besten deutschen Slalomkanuten ein bedeutsames Wochenende in Markkleeberg an. Denn auf dem Kanal in Sachsen wird die nationale Qualifikation ausgefahren. Die besten drei Fahrerinnen und Fahrer im Kajak Einer und Canadier Einer werden dann das jeweilige Nationalteam stellen. Gute Nachrichten gibt es dabei für mehrere Augsburger Slalomkanuten. Sowohl Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein) als auch Sideris Tasiadis und Elena Apel (beide Kanu Schwaben Augsburg) sind aufgrund ihrer bisherigen Leistungen vorqualifiziert: Aigner durch seine bereits feststehende Olympia-Qualifikation im K1 der Männer, Tasiadis als Weltranglistenführender im C1 und Apel als olympische Ersatzfahrerin und durch ihre sportlichen Erfolge in beiden Bootsklassen. Auch Ricarda Funk (Bad Kreuznach), die in Augsburg lebt und trainiert, steht bereits als Olympia-Starterin und Nationalfahrerin im K1 der Frauen fest.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden Abläufe und Teilnehmeranzahl in Markkleeberg deutlich reduziert. So wird der Wettkampf vom Deutschen Kanu Verband (DKV) offiziell auch nicht mehr als nationale Qualifikation bezeichnet, sondern als „interne Leistungsüberprüfung ohne jeglichen Veranstaltungscharakter“, heißt ohne Zuschauer und ohne Medien. Doch weil der DKV zum Auftakt des Wettkampf-Jahres samt Olympischen Spielen endlich Gewissheit über die Zusammensetzung seiner Nationalteams braucht, entschied man sich dafür, die Sichtungen in kleinem Rahmen durchzuführen. Zumal die deutschen Teams schon vom 6. bis 9. Mai bei der Europameisterschaft im italienischen Ivrea ihre erste Bewährungsprobe haben werden.
Hannes Aigner wird sowohl in Markkleeberg als auch in Ivrea an den Start gehen, allerdings konzentriert sich der AKV-Kanute, der die Olympia-Qualifikation sicher in der Tasche hat, einzig und allein auf Tokio. „Schön ist, dass die Sichtung stattfinden kann. Für mich ist das vom Stellenwert her zwar nicht der Jahreshöhepunkt, aber der erste sportliche Vergleich seit langem. Es ist gut, mal die eigene Leistung einzuordnen und zu schauen, wo man noch etwas besser machen kann.“
Aufgrund der langen CoronaPause sei über die letzten Monate hinweg kein Vergleich mit anderen
Athleten möglich gewesen – weder im Training noch im Wettkampf. Aigner ist deshalb unschlüssig, wo er steht, und hofft auf neue Erkenntnisse durch die Sichtungsrennen. Auch wenn seine Prioritäten ganz klar definiert sind: „Für mich hängt der Erfolg der Saison einzig von Olympia ab. Alles andere, was dazukommt, wäre schön und ein toller Erfolg, aber letztendlich liegt der hundertprozentige Fokus auf Olympia. Davon wird es letztendlich auch abhängen, wie zufrieden ich mit der Saison sein werde.“Genauso ergeht es Ricarda Funk, die ebenfalls qualifiziert ist und ihren ersten Olympischen Spielen entgegenfiebert. Markkleeberg ist für sie „ein Vorbereitungswettkampf, den ich aber dennoch sehr, sehr ernst nehme, denn wir werden dieses Jahr nicht so viele Möglichkeiten haben“, sagt Funk. „Deshalb hoffe ich, dass ich zeigen kann, was ich drauf habe und dass ich sehr hart den Winter über trainiert habe.“
Schwaben-Kanutin Elena Apel ist ebenfalls wichtig, dass sie ihre Leistung bei der Sichtung bestätigen kann, auch wenn sie sich noch an die Situation gewöhnen muss, dass sie gewissermaßen sicher im Boot sitzt, egal wie die Rennen für sie ausgehen. „Da fehlt natürlich dann so ein bisschen der Druck. Aber andererseits ist es wichtig, dass die Rennen jetzt stattfinden, da man zwei Wochen vor der EM schon mal an einem Wettkampfgeschehen teilnehmen sollte“, sagt die Kanutin, die ohnehin immer eine komplexe Startvorbereitung hat, weil sie in beiden Bootsklassen startet.
Auch Sideris Tasiadis ist bei den Sichtungsrennen in erster Linie die Rückkehr in den „Wettkampf-Modus“wichtig. Er geht voll „Vorfreude“in die Rennen. „Mein letzter internationaler Wettkampf war im September 2019“, sagt Tasiadis, „deshalb wollte ich unbedingt diese drei Rennen mitnehmen. Es braucht sicher seine Zeit, bis man in den Rhythmus reinkommt und sich alles wieder eingegroovt hat.“Für den Augsburger liegt der Fokus auf der EM, denn dort soll der letzte deutsche Olympiastartplatz im Canadier Einer gesichert werden. Gelingt das Tasiadis in Ivrea, wäre das auch sein persönliches Olympiaticket. Über die Sichtung in Markkleeberg und die EM soll schließlich der Weg zu seiner dritten Olympiateilnahme gelingen. „Ich gehe jetzt Schritt für Schritt vor. Man muss das gewisse Maß finden zwischen Risiko und einer gewissen Lockerheit. Und das versuche ich hinzubekommen.“