Rettungsaktion für verletzten Biber
Die Grabener Feuerwehr hat das verletzte Tier am Baggersee eingefangen und in die Tierklinik gebracht. Doch für den Nager kam jede Hilfe zu spät
Graben/Gessertshausen Andreas Rudel hat schon viele Tiere gerettet: Katzen, Hunde, Eulen, sogar einen verletzten Bussard fing er schon ein. Aber ein Biber war dem Kommandanten der Feuerwehr noch nicht untergekommen.
Ein Spaziergänger hatte einen verletzten Biber am Baggersee in Graben entdeckt und zwei Beamte der Schwabmünchner Sicherheitswacht informiert, die gerade dort unterwegs waren. Sie nahmen das Tier in Augenschein und verständigten die Feuerwehr. Neun Freiwillige rückten aus. Zwar waren am Ende nicht alle Helfer im Einsatz, um den Nager einzufangen. „Aber man weiß ja nie, was einen erwartet“, sagt Rudel.
„Als wir ankamen, saß der Biber zusammengekauert unter einem Vorsprung am Ufer“, erinnert sich der Kommandant. Die Ankunft der Retter machte dem Tier offenbar Angst: Mit einem Sprung ins kalte Wasser versuchte der Biber zu entkommen – jedoch vergeblich. „Er konnte nicht mehr schwimmen oder tauchen“, sagt Rudel. Das Tier habe deutliche Verletzungen und Kratzspuren am Hinterlauf gehabt – vielleicht von einem anderen Tier, vermutet Rudel. Entsprechend wehrlos war der Nager, als ihn die Freiwilligen mit einem Kescher einfingen und in eine Transportbox setzten. „Wir haben sie vorher mit Stroh ausgelegt, damit es der Biber weich hat“, sagt Rudel. Auch er war erleichtert, als der Nager im Käfig saß. Denn nicht immer verläuft eine tierische Rettung reibungslos.
„Ein Biber ist nicht ganz ohne“, weiß Rudel. Ein Biss könne schwere
Verletzungen verursachen. Nur mit Keschern und entsprechender Schutzausrüstung hatten sich die Freiwilligen vorgewagt, aber der Nager wehrte sich nicht. Nach einer Viertelstunde war der Einsatz beendet. Die Freiwilligen informierten den Biberbeauftragten des Landkreises und brachten den Nager in die Tierklinik nach Gessertshausen.
Dort untersuchte ihn der zuständige Zootierarzt. Die traurige Diagnose: Der Biber hatte wohl schon länger gelitten. Er war stark abgemagert und hatte mehrere schwere Verletzungen und offene Wunden. Am Ende kam jede Hilfe zu spät und das Tier musste eingeschläfert werden.
Wie eine Mitarbeiterin der Tierklinik Gessertshausen erklärt, sei es keine Seltenheit, dass ein Biber eingeliefert wird. In einigen Fällen könnten die Nager behandelt und in die Natur entlassen werden. Doch nicht immer sei eine Rettung möglich. Dass immer wieder verletzte Tiere im Landkreis entdeckt werden, weiß auch Hans Fürst, Vorsitzender der Jägervereinigung Augsburg. Mindestens einmal in der Woche geht bei ihm ein entsprechender Anruf ein. „Es kommt verhältnismäßig oft vor, dass Spaziergänger ein verletztes Tier finden und verunsichert sind, was zu tun ist“, sagt Fürst. Dabei sei es der richtige Schritt, den Jäger oder die Polizei zu verständigen.
Von eigenen Rettungsaktionen rät der Experte ab, denn diese seien meist kompliziert oder zuweilen auch gefährlich. In einigen Fällen komme zudem jede Hilfe zu spät. „Ein schwer verletztes Reh kann auch der Tierarzt nicht mehr retten“, sagt Fürst. Dann müsse es der zuständige Jäger erlösen. Auch wegen solcher Entscheidungen sei es wichtig, Experten zu verständigen.