„Relitanten“in der Synagoge
Religionslehre mit 3-D-Technik
NeuUlm/Affing Sybille Ziegler und Stefanie Mahler sind nicht nur Realschullehrerinnen, sondern auch gut befreundet. Sie nennen sich selbst die „Digitalen Relitanten“, und auf ihrer gleichnamigen Homepage finden Lehrkräfte für jedes Schuljahr einen digital aufbereiteten Lernbereich im Fach katholische Religionslehre. Im Moment beschäftigt sie Jahrgangsstufe sieben: Ökumene und Martin Luther. „Religion hat sich schon immer die Medien ihrer Zeit zunutze gemacht“, erklärt Sybille Ziegler von der Realschule im Neu-Ulmer Stadtteil Pfuhl – so wie Luther den Buchdruck. „Wir fragen: Wie hätte Luther seine Thesen verbreitet, wenn er Whatsapp, Instagram oder einen Blog zur Verfügung gehabt hätte, und wie hätten die Menschen reagiert?“
Digitalität und Religion ließen sich gut verbinden. „Hinter einem modernen Lernbegriff stecken ganz viele christliche Werte“, findet Stefanie Mahler, die an der Realschule Affing im Kreis Aichach-Friedberg unterrichtet. „Das Internet basiert auf einer Kultur des Teilens.“Religionslehrer hätten „die Aufgabe, gelebte Religion ins 21. Jahrhundert hineinzutragen und in der Lebenswelt der Schüler Hilfen zu geben“.
Eins der spektakulärsten Projekte der „Digitalen Relitanten“ist eine 3-D-Führung durch die ehemalige Synagoge in Ichenhausen (Kreis Günzburg). Als Ersatz für die Exkursion dorthin haben Mahler und Ziegler sich eine 3-D-Kamera besorgt, sich mit digitalen Tools auseinandergesetzt und eine virtuelle Tour mit einzelnen Info-Stationen geschaffen. Und weil der Tag der offenen Tür wegen Corona entfällt, digitalisierten sie auch gleich ihre Schulhäuser. Mit 3-D-Apps fürs Smartphone können Schüler bei solchen Projekten mitmachen. „Am Ende war die ganze Schulfamilie dabei“, freut sich Sybille Ziegler. Bietet der coronabedingte Distanzunterricht also Chancen? „Im Ausprobieren und Kreativsein entfalten Schülerinnen und Schüler ganz viel Potenzial“, stellen die beiden fest. „Und Lehrkräfte sind bereit wie noch nie, neue Wege zu gehen.“