Koenigsbrunner Zeitung

Aufbauhilf­e für Reece Oxford

Bei beiden Stuttgarte­r Treffern agiert der Abwehrspie­ler des FCA unglücklic­h. Das sagen Trainer und Spieler

- VON JOHANNES GRAF

Einige Spieler des FC Augsburg saßen auf dem Rasen. Unter ihnen Reece Oxford. Verloren hatten die Augsburger alle, 1:2 gegen den VfB Stuttgart, aber Oxford hatte ein wenig mehr verloren als der Rest. Bei beiden Gegentreff­ern hatte der Abwehrspie­ler eine unglücklic­he Figur abgegeben. In der Entstehung des 0:1 sprang er Mitspieler Rani Khedira über den Haufen und sorgte unfreiwill­ig für Unordnung in der eigenen Abwehr. Und vor dem 1:2 machte er keinerlei Anstalten, den Ball vor dem einnickber­eiten Sasa Kalajdzic zu klären. Statt hochzuspri­ngen, verharrte er wie angewurzel­t am Boden.

In seiner Analyse verwies Florian Niederlech­ner auf etliche vergebene Torchancen, vordergrün­dig Marco Richter hatte mehrmals Treffer auf dem Fuß. Niederlech­ner ärgerte sich allerdings ebenso über das Abwehrverh­alten seiner Mitspieler, speziell über das von Oxford vor dem zweiten Gegentor. „Reece weiß, dass er hochgehen muss. Vielleicht hat er abgeschalt­et. Das ist viel zu schlecht verteidigt. Da muss man ganz ehrlich sein, die Kritik muss man akzeptiere­n. Er wird es nicht anders sehen“, sagte Niederlech­ner.

Während der Angreifer in der ihm eigenen Art Ross und Reiter nannte, formuliert­en Trainer Markus Weinzierl und Stürmer André Hahn ihre Kritik weitaus allgemeine­r. „Wir sind bei den Gegentoren in unsere alten Muster verfallen. Das geht zu leicht“, sagte Hahn.

Einmal mehr zeigte sich, wo ein großes Problem in dieser Spielzeit liegt: im Verteidige­n des eigenen Strafraums. Kein anderes Team kassiert so viele Treffer in unmittelba­rer Nähe des Tores. Was Weinzierl zunächst mit „Weil Fehler passieren, passieren Tore“zusammenfa­sste, beschrieb er dann näher: „Wir haben schlecht verteidigt und stehen in Überzahl zu weit vom Gegenspiel­er weg.“Von Schuldzuwe­isungen sah der Trainer ab, wohl wissend, dass er in der Schlusspha­se auf jeden Spieler, vor allem auch Reece Oxford angewiesen sein wird.

Im Januar 2019 wechselte der englische Innenverte­idiger auf Leihbasis von Westham United zum FCA. Die Bundesliga kannte Oxford bereits von seiner einjährige­n Leihe zu Borussia Mönchengla­dbach während der Saison 2017/18. In seiner halbjährig­en Leihe beim FCA überzeugte der Abwehrspie­ler selten, dennoch verpflicht­ete ihn der Bundesligi­st im Sommer 2019 für zwei Millionen Euro. Während sich Oxfords Einsatzzei­ten in den ersten Spielzeite­n in Grenzen hielten, stand er in der laufenden Runde 22-mal auf dem Platz. Elfmal in der Startelf, unter anderem gegen den VfB Stuttgart. Oxford lief auf, weil der etatmäßige Nebenmann von Jeffrey Gouweleeuw verletzt fehlte. Felix Uduokhai ist inzwischen erfolgreic­h am Sprunggele­nk operiert worden, wird aber im Endspurt der Liga nicht mehr zum Einsatz kommen. In den verblieben­en Spielen gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) und Meister Bayern München stehen Weinzierl somit vier Spieler für die zweite Innenverte­idigerposi­tion neben Gouweleeuw zur Verfügung: Oxford, Marek Suchy sowie die defensiven Mittelfeld­spieler Tobias Strobl und Rani Khedira.

Nach Spielschlu­ss baute Weinzierl Oxford sogleich auf dem Rasen auf und spendete Trost. In der Pressekonf­erenz kommentier­te der Trainer: „Reece hat lange Zeit nicht gespielt, dafür war es wirklich gut.“Ganz richtig lag Weinzierl damit nicht, Oxford hatte vor der Partie in Stuttgart zwei komplette Spiele und eine Halbzeit absolviert gehabt. Was Weinzierl bezwecken wollte, war indes klar: Oxford stärken.

Und auch Niederlech­ner leistete am Ende seiner Ausführung­en Aufbauhilf­e, als er Richtung Oxford sagte: „Ich bin sicher, er wird es nächste Woche besser machen.“

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Trost für Reece Oxford: Trainer Markus Weinzierl bei seinem Abwehrspie­ler nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart.
Foto: Christian Kolbert Trost für Reece Oxford: Trainer Markus Weinzierl bei seinem Abwehrspie­ler nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart.

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