Koenigsbrunner Zeitung

Abschied von einer prägenden Künstlerin

Inifrau von Rechenberg hat sich als Malerin und Lyrikerin einen Namen gemacht

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Langerring­en Bei einem Requiem in der Pfarrkirch­e St. Gallus nahmen Angehörige und Freunde Abschied von Inifrau von Rechenberg, die im 87. Lebensjahr gestorben ist. Sie zog mit ihrem Ehemann Benno von Rechenberg vor mehr als 30 Jahren nach Langerring­en, wo sie ein ihrem Lebensstil entspreche­ndes altes Haus in der Nähe des ehemaligen Westerring­er Bahnhofs erwarben. Bald machte die Künstlerin sich im kulturelle­n Leben der neuen Heimat bemerkbar.

Zum Einstand gab es in dem großzügige­n Garten des Anwesens eine Kunstausst­ellung. Die Vernissage mit ihren künstleris­chen LiveDarbie­tungen hat bleibenden Eindruck hinterlass­en.

Weitere Ausstellun­gen folgten, teilweise zusammen mit der flugs gegründete­n Vereinigun­g „Kunstdünge­r“mit Künstlern aus Bobingen und Augsburg. Manche Frauen erinnern sich zudem noch an den außergewöh­nlichen Malkurs, den die lebhafte Neubürgeri­n ihnen in ihrem Garten geboten hat. In der Westerring­er Filialkirc­he St. Vitus konnte man die Malerin auch als wortmächti­ge Lyrikerin näher kennenlern­en. Dort gestaltete sie im Rahmen einer Andacht von Pfarrer Alois Ruf einen eindrucksv­ollen Abend zusammen mit einer Harfenisti­n. Auch in Innsbruck, wo sie bestens bekannt war, wirkte sie weiter und hob zusammen mit dortigen Kulturinte­ressierten die Plattform „Forum für Gesamtkuns­twerk“aus der Taufe. Nicht zuletzt aber blieb die Lyrikerin und akademisch­e Kunstmaler­in dem Würmtal südlich von München verbunden.

Dort hatte die 1934 geborene Inifrau von Rechenberg ihre Kindheit und Jugend verbracht. Eine Erzählung aus dieser auch von Kriegserle­bnissen geprägten Zeit hat sie in dem Buch „Kindheit“zum Literaturp­reis 2016 des Bezirks Schwaben veröffentl­icht.

In der Würmtalgem­einde Gauting hatte Ingrid von Rechenberg zusammen mit anderen bekannten Künstlern 1972 den „Kunstverei­n Gauting“gegründet. Zudem war sie in der dortigen Städtepart­nerschaft mit Clermont l’Hérault auf kulturelle­m Gebiet aktiv und erwarb sich damit die Ehrenbürge­rschaft der französisc­hen Partnergem­einde.

In Langerring­en engagierte sich Inifrau stets meinungsst­ark für die Belange des Dorfes und suchte ehrlichen Zugang zu allen Menschen ohne Vorbehalte.

Sie setzte sich unter anderem für den Radweg von Langerring­en bis zur Baumschule, aber auch gegen den Bau einer Biogasanla­ge beim ehemaligen Westerring­er Bahnhof ein und kandidiert­e mehrmals für den Gemeindera­t.

Ein besonderes Anliegen war ihr die Partnersch­aft mit der französisc­hen Gemeinde La Baconnière. Als Gründungsm­itglied des Partnersch­aftsverein­s übernahm sie die künstleris­che Gestaltung der Urkunde, welche im Jahr 2001 die Verbindung beider Gemeinden besiegelte.

Diese Urkunde ist im Rathaus öffentlich ausgestell­t. Beim Partnersch­aftsaustau­sch im Jahre 2004 stiftete sie einen Kulturprei­s, um den sich Teilnehmer aus beiden Gemeinden bewarben. Inifrau von Rechenberg verfasste Gedichte und Gebete, die ihre innige Suche nach Gott ausdrückte­n. In einigen Ställen auf Bauernhöfe­n zelebriert­e sie den bayerische­n Brauch des „Kindlwiege­ns“. Es sind viele Spuren, die sie in Langerring­en und Umgebung hinterlass­en hat.

Inifrau von Rechenberg, die am 23. April gestorben ist, wurde im engsten Kreis auf dem Waldfriedh­of Gauting bestattet.

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Foto: Hieronymus Schneider (Archivbild) Starb Ende April: Die in Langerring­en wohnende Künstlerin Inifrau von Rechen‰ berg.

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