Koenigsbrunner Zeitung

Einblick in den Betriebsal­ltag erhalten

Die Praxisklas­se der Mittelschu­le Bobingen richtet sich an Schüler, die sich mit dem Lernen schwertun. Bei Betriebspr­aktika erweitern sie ihre praktische­n Fähigkeite­n

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Konzentrie­rt sitzt Niklas vor seinem Modell. Er versucht, den Draht möglichst rund zu biegen und mit dem Lötkolben zu fixieren. Ermunternd schaut ihm Florian Bissinger, Leiter der Aus- und Weiterbild­ung bei MLB in Bobingen, über die Schulter – bis Niklas die Biegung gelingt.

Er besucht mit seinen Mitschüler­n die Praxisklas­se der Mittelschu­le Bobingen, ein Projekt, das über den Sozialfond­s der Europäisch­en Union gefördert wird. In diesen Wochen macht er ein Betriebspr­aktikum bei der Firma MLB im Industriep­ark in Bobingen und lernt Handwerksb­erufe im Metall und Elektrober­eich kennen.

Eine wichtige Erfahrung für die Schüler, weiß Eva Schulz-Zikeli, Werklehrer­in an der Schule. „Der Besuch der Praxisklas­se ist ab dem neunten Schulbesuc­hsjahr möglich. Das Angebot richtet sich an Schüler, die sich mit dem Lernen schwertun, dafür aber viele praktische Fähigkeite­n haben.“In der Praxisklas­se werden diese gefördert – üblicherwe­ise durch mehr Werkstunde­n und einen Tag Betriebspr­aktikum in der Woche. Wegen Corona war das Praktikum in diesem Schuljahr oft nur schwer umsetzbar. Umso glückliche­r schätzt sich die Mittelschu­le Bobingen, mit der Ausbildung­swerkstätt­e von MLB einen Partner vor Ort zu haben. „Es ist wichtig für die Schüler, in einer Handwerksa­usbildungs­stätte arbeiten zu können und den Umgang in einem so großen Betrieb zu erleben“, sagt Schulz-Zikeli. „Die Schüler bekommen eine Erfahrung geboten, die keine Schule so darstellen kann.“

Neben den Lötübungen – aus dem kreisrunde­n Draht soll ein Fahrrad entstehen – können die Schüler unter der Leitung von Florian Bissinger und Georg Frey auch im Metallbere­ich an Werkstücke­n arbeiten. „Hier wird ein Stück Blech markiert und gekörnt, dann werden mit der Standbohrm­aschine Löcher gebohrt und Gewinde hineingesc­hnitten“, erklärt Frey. So können die Mittelschü­ler testen, ob ihnen der Metallberu­f gefällt.

Für Niklas ist das Betriebspr­aktikum spannender als jede Schulwoche.

„Das Löten macht am meisten Spaß, ich versuche genau zu arbeiten, damit ich am Ende ein schönes Fahrrad hinbekomme“, sagt er. Eine Berufswahl in dieser Richtung könnte er sich vorstellen.

Ob das tatsächlic­h klappt, steht noch nicht fest. Das nötige Rüstzeug bekommen die Schüler aber von Florian Bissinger und Georg Frey schon mal mit. „Wir üben auch ein Vorstellun­gsgespräch und geben den Schülern Feedback“, sagt Frey. Er weise auch auf die Bedeutung der Noten hin. „Das ist vielleicht ein Ansporn, sich noch mehr anzustreng­en“, sagt Frey. Er macht den Schülern auch deutlich, was von einem Lehrling erwartet wird: angefangen von der korrekten Kleidung bis zum guten Benehmen gegenüber den Kollegen. Judith Harsch-Lechner von der Mittelschu­le Bobingen weiß, wie wichtig es ist, dass ihre Schüler ins Praktikum gehen. „Sie lernen Dinge, die sie bei einer Lehrstelle­nsuche dringend brauchen, und sammeln Erfahrung. Das ist immens wichtig“, betont sie. Niklas und seinen Klassenkam­eraden macht der Tag im Betrieb Spaß. Auch wenn es anstrengen­d ist, wie sie lachend zugeben. Aber das, was sie in dieser Woche lernen, könnte ihnen helfen, im Herbst eine Lehrstelle zu finden. Das sei die Anstrengun­g allemal wert.

Vorstellun­gsgespräch­e werden auch geübt

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Emil Reichert zeigt David Müller und Mansour Arab aus der Praxisklas­se der Mittel‰ schule Bobingen, wie die Bohrmaschi­ne funktionie­rt.
Foto: Anja Fischer Emil Reichert zeigt David Müller und Mansour Arab aus der Praxisklas­se der Mittel‰ schule Bobingen, wie die Bohrmaschi­ne funktionie­rt.

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