Koenigsbrunner Zeitung

Die Menora ist zurück in Türkheim

Der Messingleu­chter war aus der KZ-Gedenkstät­te Türkheim gestohlen worden und konnte jetzt ersetzt werden. Warum Türkheim für den Umgang mit der Geschichte gelobt wird

- VON SABINE SCHAA‰SCHILBACH

Türkheim Die Menora für die Gedenkstät­te kam direkt aus München. Jascha März von der „Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten“brachte sie eigenhändi­g mit. Jetzt steht der siebenarmi­ge, golden glänzende Messingleu­chter wieder gut sichtbar an seinem ursprüngli­chen Ort im Mahnmal am Viktor-Frankl-Weg.

„Unser Anspruch ist es, einen würdigen Rahmen zu erhalten“, sagte Jascha März. In ihrer gut 70-jährigen Geschichte – die Einweihung war 1950 – wurde die Gedenkstät­te in Türkheim mehrmals Opfer von Verwüstung.

Es wurden unterschie­dliche Menora-Leuchter aus dem Innenraum gestohlen. Auch der Davidsster­n an der Außenwand des Mahnmals wurde gewaltsam aus dem Mauerwerk gebrochen. Eine Replik des Davidsster­ns und eine Neugestalt­ung des mit Strahlen, die einem Stacheldra­ht nachempfun­den sind, wurden unlängst wieder angebracht. Jetzt ist auch die Menora zurück. Aber mit ihr die Frage, wie sie und Gedenkstät­ten im Allgemeine­n vor Übergriffe­n geschützt werden können. Jascha März sagt dazu: „Wir dürfen die Orte des Gedenkens nicht verstecken. Sie sollen offen sein, jederzeit für jeden zugänglich.

Denn auch die „Narben“an einer Gedenkstät­te, zum Beispiel durch Vandalismu­s, sind Teil ihrer und unserer Geschichte. Unsere Aufgabe ist es, den Gedenkort zu bewahren, auch wenn er sich verändert.“Die Gefahr von Übergriffe­n sei an einem Ort des Gedenkens umso geringer, je mehr sich die Bewohner eines Ortes für ihr Denkmal verantwort­lich fühlten. Dann hätten sie einen Bezug zum Gedenkort und schützten ihn. Die Stiftung Bayerische GeKreuzes denkstätte­n ist seit ihrem Bestehen 2003 für die Verwaltung der KZGedenkst­ätten Dachau und Flossenbür­g zuständig. Seit 2013 übernimmt die Stiftung zudem die Verwaltung der 75 KZ-Friedhöfe in Bayern.

Das Interesse an dieser Aufgabe sei erfreulich stark gewachsen, stellt Jascha März von der Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten fest. „Wir sind jetzt, nach über 70 Jahren, in einer Phase, in der die Angehörige­n der Opfer vermehrt mit Fragen kommen.

Auch die betroffene­n Orte sind offener geworden, was ihre eigene Geschichte während des Dritten Reiches angeht, wie das Türkheimer Beispiel zeigt.“

 ?? Foto: Sabine Schaa‰Schilbach ?? Jascha März (rechts) von der „Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten“kam aus München und überbracht­e die neue Menora. Martin Fink (links) und Rudolf Mendle (Mitte) ha‰ ben sich um die Wiedereins­etzung und um die Pflege der Gedenkstät­te verdient ge‰ macht.
Foto: Sabine Schaa‰Schilbach Jascha März (rechts) von der „Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten“kam aus München und überbracht­e die neue Menora. Martin Fink (links) und Rudolf Mendle (Mitte) ha‰ ben sich um die Wiedereins­etzung und um die Pflege der Gedenkstät­te verdient ge‰ macht.

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