So funktioniert das neue Parkleitsystem
Verkehr Die neuen Anzeigetafeln im Stadtgebiet können mehr, als nur freie Kapazitäten in Parkhäusern anzuzeigen. Sie greifen unter anderem auch auf Ampeldaten zu – und sollen zu weniger Suchverkehr führen
Das neue Parkleitsystem für die Stadt Augsburg ist in Betrieb - doch von vielen Menschen wird es offenbar noch nicht wirklich wahrgenommen. Spricht man mit Autofahrern, haben viele die neuen Schilder und LEDTafeln bemerkt. Doch dass es dabei um mehr als freie Parkkapazitäten in den Parkhäusern geht, scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben. Dabei steckt hinter den Anzeigetafeln jede Menge moderne Technik. Und sie sollen sogar für weniger Abgase in der Stadt sorgen.
Dass sich die Stadt in der gerade angespannten Finanzlage ein Verkehrsleitsystem für rund 6,2 Millionen Euro überhaupt leisten konnte, liegt an den Zuschüssen von Bund und Land, erklärt der Leiter des Tiefbauamtes, Gunther Höhnberg. 90 Prozent der Kosten stammen aus dem Förderprogramm „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“und aus Zuwendungen „zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden“.
Doch damit die Zuschüsse fließen konnten, musste die Stadt Innovationen liefern. Weshalb hinter dem Verkehrsleitsystem jede Menge Technik ihren Dienst tut. „Meines Wissens nach gibt es in Deutschland keine zweite Stadt mit einem ähnlich innovativen Verkehrsleitsystem, sagt Höhnberg. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) spricht in dem Zusammenhang von einem ersten Schritt zur „Smart City“.
Ein Verkehrsleitsystem gibt es in Augsburg schon seit 25 Jahren. Auch damals sei das System modern und auf dem neuesten Stand der Technik gewesen – doch mittlerweile gab es nicht einmal mehr Ersatzteile für die alten Leittafeln, berichtet der Tiefbauamtsleiter. „Es hat sich natürlich in der Stadt auch verkehrstechnisch viel getan, weshalb wir dringend eine neue Lösung brauchten.“Nach jahrelangem politischen Ringen entschied sich der Stadtrat für das neue System.
„Die große Innovation des Verkehrsleitsystems ist die Zusammenführung der verschiedenen Verkehrsdaten, welche die Stadt erhebt“, erklärt der technische Planer, Thomas Gastl. Das Parkleitsystem ist mit dem Verkehrsmanagement-System der Stadt gekoppelt und erhält Daten über die Verkehrsströme von
Messschleifen in der Fahrbahn und weiteren Quellen. So weiß das System jederzeit, was in Augsburg auf den Straßen los ist, und kann die Autofahrer auf dem optimalen Weg zu ihrem Zielparkhaus führen. „Es geht ja hier nicht nur darum, den Autofahrern zu zeigen, wie viele Parkplätze in der Stadt frei sind“, betont Höhnberg. Vielmehr leiste das System einen Beitrag zur Luftreinhaltung und damit zum Umweltschutz, indem es unnötigen Parksuchverkehr reduziere und Augsburger wie Gäste von außerhalb auf dem besten Weg ins Parkhaus lotse.
Die Daten, wie viele Parkplätze in den einzelnen Parkhäusern noch frei sind, werden über eine Schnittstelle an den Parkhausschranken erhoben und in Echtzeit ins System eingespielt. So muss niemand, beispielsweise an einem Adventswochenende, vor einem Parkhaus Schlange stehen, ohne zu wissen, ob er dort überhaupt sein Auto abstellen kann, erklärt Techniker Thomas Gastl. Für größere Ereignisse, wie beispielsweise die Freilichtbühne, sind in dem System
„Szenarien“hinterlegt, mit denen die LED-Tafeln gefüttert und Ausweichrouten vorgegeben werden können. Dasselbe gilt für Verkehrsunfälle oder Straßensperrungen, bei denen das Parkleitsystem die Autofahrer auf einer neuen Route an ihr Ziel führt, erklärt der Verkehrsplaner des Projektes, Johannes Keller.
Das Parkleitsystem empfängt den Autofahrer an den großen Zufahrtsstraßen in die City und führt ihn erst einmal grob in sein Zielgebiet. „Bei 15 Parkhäusern in der Stadt können wir natürlich nicht alle auf den Schildern aufführen“, erklärt Keller. Deshalb wurden die beiden Zielgebiete „Rathaus“und „Hauptbahnhof/Königsplatz“, die es bereits im alten System gab, um „Maximilianstraße“und „City-Galerie“erweitert. Dass man in Richtung eines Zielgebietes unterwegs ist, erkennt man auf den Anzeigetafeln an den farbigen Kreisen vor dem Ziel. Einzelne Parkhäuser haben dagegen ein „P“-Piktogramm vor dem Namen. Im Zielgebiet angekommen zeigen die Schilder dann die einzelnen Parkhäuser mit
freien Stellplätzen in Echtzeit. „Das System könnte noch so viel mehr, aber wir freuen uns, dass wir diesen ersten Abschnitt jetzt erst einmal abgeschlossen haben“, sagt Techniker Gastl. So könnten in einem nächsten Schritt auch freie Elektro-Tankstellenplätze oder Behindertenparkplätze angezeigt werden. Sollte das Parkleitsystem einmal über den Innenstadtbereich hinaus erweitert werden, könnte man beispielsweise einblenden, wie lange man auf einem Park-and-ride-Parkplatz auf die nächste Straßenbahn in die Innenstadt warten muss.
Doch ob und wann das System weiter ausgebaut wird, entscheidet die Politik, betont Gunther Höhnberg. Bereits in Arbeit ist der Plan, die Daten des Parkleitsystems auch im Internet abrufbar zu machen. Das hätte beispielsweise für die Anbieter von Navigationssoftware den Reiz, dass sie ihre Routenplanung zu den Parkhäusern mit den Augsburger Daten verbessern könnten.
Die Autofahrerinnen und Autofahrer scheinen vom neuen ParkleitAmpeln,
system allerdings noch nicht viel Notiz genommen zu haben – das ergibt eine Umfrage unserer Redaktion. „Wir haben schon gesehen, dass es neue Schilder gibt“, sagen am Freitagabend Kai und Christina aus Bad Wörishofen. Darauf geachtet haben sie nicht, der Weg zu den Augsburger Parkhäusern sei ihnen ja bekannt. Auch ein Münchner Geschäftsmann hat das Schild an der Ackermannstraße zwar bemerkt – auch er habe aber keine Wegweisung in die Innenstadt benötigt, wie er meint.
„Gerade haben wir uns über die neuen Schilder unterhalten“, berichtet Christine McDay aus Königsbrunn, die mit einer Begleiterin aus dem Ernst-Reuter-Parkhaus kommt. „Wir sind doch keine Weltmetropole, dass wir Schilder bräuchten, wie viele Parkplätze in der Stadt noch frei sind“, findet sie. Dass das Parkleitsystem auch den optimalen Weg zu ihrem Ziel anzeigen sollte, haben die Frauen nicht bemerkt. Aber: „Ich finde es auf jeden Fall sinnvoll, dass sich die Stadt weiterentwickelt“, sagt die Besucherin.