Klimawandel: Wie sieht die Zukunft aus?
Natur Wärmere Winter, heißere Sommer, intensivere Niederschläge: Eine Untersuchung des Landesamts für Umwelt zeigt, welche Folgen ein verändertes Klima in Südbayern haben könnte. Wie sich Experten darauf einstellen
Landkreis Augsburg In den kommenden Jahren werden die Temperaturen im Augsburger Land und in den Städten steigen. Das zeigen Prognosen des Landesamts für Umwelt (LfU). Es hat mögliche Auswirkungen mit und ohne Klimaschutz für das südbayerische Hügelland skizziert. Aber was bedeuten die Szenarien für die Menschen? Und wie müssen sie damit umgehen?
Wärmere Winter: Für die Zeit zwischen 1971 und 2000 lag die Temperatur in den Wintermonaten im südbayerischen Hügelland bei knapp unter dem Gefrierpunkt. Im Szenario ohne Klimaschutz wird ein Anstieg um bis zu fünf Grad erwartet. Mit Klimaschutz geht die Behörde von 1,5 Grad aus. Damit wäre Schnee im Augsburger Land wohl eher eine seltene Angelegenheit. Gehört damit auch der Winterdienst der Kommunen der Vergangenheit an? „Wärmere Winter bedeuten nicht automatisch weniger Winterdienst“, sagt Simon Schropp. Das begründet der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags aus Untermeitingen so: „Die Kommunen müssen trotzdem allzeit eine Rufbereitschaft aufrechterhalten und insbesondere gegen die Glatteisbildung beziehungsweise überfrierende Nässe an gefährlichen Einmündungsbereichen und Steigungen höchst effizient reagieren.“
Heiße Sommer: Die Höchsttemperaturen im Sommer steigen. Im Schnitt lag die Temperatur in den Jahren 1971 bis 2000 im südbayerischen Hügelland bei 16,6 Grad. Ohne Klimaschutz wird gegen Ende des Jahrhunderts ein Anstieg um maximal 5,5 Grad erwartet. Mit Klimaschutz lasse sich laut LfU der Anstieg auf maximal 2,1 Grad begrenzen. Auch die Zahl der Tage über der 30-Grad-Marke steigt. Genauso könnte es sich mit den Tropennächten – die Temperatur fällt nicht unter 20 Grad – verhalten. Ohne Klimaschutz wären sie laut Landesamt bis Ende des Jahrhunderts regelmäßig zu erwarten. Höhere Temperaturen könnten laut der Wissenschaftler zum Hitzestress
führen. Die Landwirtschaft stellt sich bereits darauf ein. „Sie tut sich etwas leichter, weil jedes Jahr entschieden werden kann, welche Kulturen ins Rennen gehen“, sagt Axel Heiß vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtbergen.
Veränderungen lasse sich durch Sortenzüchtungen begegnen. Oder durch den Anbau neuer Pflanzen, zum Beispiel von Soja. Dadurch lasse sich auch der Import von EiweißPflanzen aus Südamerika reduzieren, erklärt Heiß. Für den Behördenleiter ist Wasser ein großes Thema. Denn heißere Sommer lassen auch mehr Wasser verdunsten. Doch mehr ist für die Landwirtschaft übrigens nicht unbedingt ein Vorteil. Fällt der gesamte Sommerregen nicht mehr gleichmäßig verteilt, dann fließt ein Großteil des Wassers ab und versickert nicht mehr im Boden. „Ich muss dann über eine künstliche Bewässerung nachdenken.“
Im Forst ist der Waldumbau das zentrale Thema. Das heißt: Auf
vorausschauend werden Mischwälder aus klimastabilen Baumarten angelegt „Sollte die globale Durchschnittstemperatur um mehr als drei Grad ansteigen, dann stoßen viele unserer heimischen Baumarten an ihre physiologischen Grenzen“, sagt Hubert Droste. Er leitet den Forstbetrieb Zusmarshausen der Staatsforsten. Die trockenheißen Sommer 2018, 2019 und 2020 hätten schon den Wald in vielen Regionen Mitteleuropas an seine Grenzen gebracht. Die Fichtenwäler der Stauden seien nur knapp einer Katastrophe entgangen.
Heißere Sommer haben nicht nur einen Einfluss auf die Landwirtschaft. Auch in Ballungsgebieten können sie Probleme verursachen. Dort droht nämlich ein Hitzestau, was unter anderem dem menschlichen Kreislauf zu schaffen macht. Der Städtebau steht vor neuen Herausforderungen. Städte denken bereits um und sorgen, wie zum Beispiel in Schwabmünchen, mit mehr Grün in der Innenstadt für mehr Schatten. Simon Schropp, der
Kreisvorsitzende des Gemeindetags, sieht bei einer angepassten Bauweise auf kommunalen Liegenschaften und Flächen durchaus einen Handlungsspielraum für Städte und Gemeinden. Schwieriger werde es im privaten Grundstücks- und Gebäudebestand. Schropp: „Mit Blick auf die Eigentumsrechte greift dort regelmäßig das Bestandsschutzargument.“
Mehr Starkregen: In diesem Jahr traf es vor allem die Stauden: Innerhalb weniger Stunden kamen ungeheure Wassermengen vom Himmel. Die Folge waren Überflutungen und lokale Erdrutsche. Die Experten gehen davon aus, dass heftige Regenfälle wahrscheinlich häufiger und intensiver auftreten als bisher. Nach der Rechnung des LfU sind in der Region ohne Klimaschutz mehr Starkregentage zu erwarten. In den drei Jahrzehnten bis 2000 waren es durchschnittlich zweieinhalb Tage. Je nach Rechenmodell könnten es 1,2 bis 2,4 Tage mehr um das Jahr 2085 werden. Ohne Klimaschutz könnte sich auch eine andere jahresJahrzehnte zeitliche Verteilung der Niederschläge ergeben: Weniger im Sommer, dafür mehr im Winter und im Frühling.
Die Auswirkungen von Starkregen zeigten sich in diesem Jahr besonders in den Stauden, wo es vor allem zu Überflutungen kam. In Königsbrunn und einigen Gemeinden im nördlichen Landkreis liefen Keller voll. Zwischen Dinkelscherben und Freihalden wurden Bahngleise überspült. Städte und Gemeinden überlegen bereits, wie sie Wassermassen Herr werden. „In urbanen Bereichen empfehlen uns die Fachleute Schwammstädte“, sagt Simon Schropp vom Gemeindetag. „ Anfallendes Regenwasser soll lokal aufgenommen und gespeichert werden, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten. Dadurch sollen Überflutungen bei Starkregenereignissen vermieden, das Mikroklima verbessert und die Gesundheit von Bäumen gefördert werden. „In der Konsequenz muss die Wasserbewirtschaftung neu gedacht werden“, sagt Schropp.