Koenigsbrunner Zeitung

Kinder und Jugendlich­e stecken sich am häufigsten an

Corona Es gibt neue Zahlen zu den Inzidenzwe­rten bei den verschiede­nen Altersgrup­pen im Landkreis Augsburg

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Landkreis Augsburg Das Coronaviru­s erwischt inzwischen in erster Linie die jungen Menschen: Bei den Sechs- bis 15-Jährigen im Landkreis Augsburg liegt die Inzidenz über 200. Wie wirkt sich das auf die Schulen aus? Welche Sorgen haben die Eltern deswegen?

Am Gymnasium in Diedorf sei die Lage noch entspannt, sagt Schulleite­r Günter Manhardt. Die Schule habe eine gute Lüftungsan­lage und es gebe kaum Ansteckung­en. „Wir testen jeden zweiten Tag, haben jedoch bisher fast nie positive Ergebnisse gehabt.“Lediglich einen Fall habe es gegeben, bei dem ein Schüler nach einem positiven Testergebn­is auch einen positiven PCR-Test zurückbeko­mmen habe.

„Für uns ist gerade das größte Problem, wenn Schüler und Schülerinn­en sich erkälten. Dann sind Eltern oft unsicher, ob sie ihr Kind in die Schule schicken können“, sagt Manhardt. Aus demselben Grund sei momentan ein größerer Lehrerausf­all als sonst zu bemerken. „Wenn Lehrer dann erst auf ein PCR-Testergebn­is warten müssen,

dauert das natürlich. Für diese Zeit fallen sie aus“, sagt Manhardt.

Geimpft sei mittlerwei­le etwa ein Drittel der Schülersch­aft. „Bei den 12-Jährigen ist fast niemand geimpft. Bei den älteren Schülern wird es mehr, am höchsten ist die Impfrate in der Oberstufe“, sagt Manhardt. Trotzdem sei er besorgt mit Blick auf den kommenden Winter: „Wir sehen natürlich, dass die Inzidenz nach oben geht. Da bisher immer noch wenige Schüler geimpft sind, hat man da schon Sorge vor einem bösen Winter“, sagt Manhardt.

Auch Christian Rindsfüßer, Statistike­r und SPD-Stadtrat aus Neusäß, spricht sich in Anbetracht der Infektions­zahlen bei Kindern im Schulalter für viel Vorsicht aus. Der Neusässer kennt die Zahlen und die Entwicklun­g aus seinen Statistike­n genau. Im Vergleich zur Gesamtinzi­denz sei der Sieben-Tage-Wert bei den Corona-Neuinfekti­onszahlen bei Kindern und Jugendlich­en im Landkreis auffällig hoch, sagt der Mitinhaber des Augsburger Statistikb­üros SAGS, der die Zahlen regelmäßig begutachte­t. Rindsfüßer: „Die Infektions­zahlen bei Kindern und Jugendlich­en sind etwa doppelt so hoch wie beim Rest der Bevölkerun­g.“

Bei Kindern unter fünf Jahren sei die Inzidenz noch sehr niedrig. Bei dieser Altersgrup­pe habe man nur kurz nach den Sommerferi­en einen Anstieg sehen können, sagt Rindsfüßer. „Am höchsten sind die Zahlen bei den Altersgrup­pen der Sechs- bis Elfjährige­n und der 12bis 15-Jährigen.“

Schon im letzten Frühjahr seien die Inzidenzen in diesen Altersgrup­pen sehr hochgewese­n. „Damals gab es jedoch auch kaum Tests und keine Impfungen. Jetzt ist die Lage grundlegen­d eine andere, doch die Zahlen sind trotzdem wieder so hoch wie im Frühjahr“, sagt Rindsfüßer.

Einen Lichtblick gibt es jedoch auch: Die Inzidenzen in den Altersgrup­pen über 60, die auch die höchste Impfquote haben, sinken weiter. „Das könnte ja auch ein Argument für die jüngeren Generation­en sein, sich impfen zu lassen. Gerade bei den Eltern der Schulkinde­r wäre das wichtig“, sagt Rindsfüßer.

Bei den Eltern sei die Besorgung angesichts der steigenden Infektions­zahlen momentan noch nicht groß, sagt Henrike Paede, Beauftragt­e für den Kreisverba­nd Augsburg des Bayerische­n Elternverb­ands (BEV). „Die größte Aufregung gibt es gerade um das Nachholen von Stoff, da langsam die Schulaufga­ben losgehen. Viele Eltern fragten sich, ob alles Verpasste bis Ende des Jahres aufgeholt werden kann“, sagt die Elternvert­reterin, die in Stadtberge­n wohnt.

Seit die Maskenpfli­cht aufgelöst wurde, gebe es deutlich weniger Beschwerde­n von Eltern. „Die meisten Eltern sind einfach froh, dass die

Kinder wieder in die Schule gehen können“, sagt Paede. Sie denke, dass die Schulen trotz steigender Infektions­zahlen bei Kindern und Jugendlich­en geöffnet bleiben können. Ihre Meinung: „Da Kinder nicht so schwer erkranken, ist das kein Grund, die Schulen wieder zuzumachen.“

Derweil versuchen die Kinderarzt­praxen, dem Ansturm Herr zu werden. Dr. Wolfram Berweck aus Wertingen erklärt die vielen Anfragen und Terminwüns­che auch damit, dass sich viele Eltern wegen der speziellen Erreger wie beispielsw­eise Corona oder RS-Virus große Sorgen um ihren Nachwuchs machen. Seiner Meinung nach hätten außerdem die strikten Hygienemaß­nahmen in Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie ihren Teil dazu beigetrage­n, dass es nun vermehrt Infektione­n gibt. Er sagt: „Das Immunsyste­m der Kinder konnte sich nicht aktivieren, beziehungs­weise wurde nicht trainiert, da die Mädchen und Buben im vergangene­n Jahr kaum oder gar nicht krank waren.“Die Folge: Nun gäbe es viele kleine Patientinn­en und Patienten mit viralen Infekten.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Ein Schüler beim Selbsttest – die Jugend hat das höchste Ansteckung­srisiko mit Corona.

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