Kinder und Jugendliche stecken sich am häufigsten an
Corona Es gibt neue Zahlen zu den Inzidenzwerten bei den verschiedenen Altersgruppen im Landkreis Augsburg
Landkreis Augsburg Das Coronavirus erwischt inzwischen in erster Linie die jungen Menschen: Bei den Sechs- bis 15-Jährigen im Landkreis Augsburg liegt die Inzidenz über 200. Wie wirkt sich das auf die Schulen aus? Welche Sorgen haben die Eltern deswegen?
Am Gymnasium in Diedorf sei die Lage noch entspannt, sagt Schulleiter Günter Manhardt. Die Schule habe eine gute Lüftungsanlage und es gebe kaum Ansteckungen. „Wir testen jeden zweiten Tag, haben jedoch bisher fast nie positive Ergebnisse gehabt.“Lediglich einen Fall habe es gegeben, bei dem ein Schüler nach einem positiven Testergebnis auch einen positiven PCR-Test zurückbekommen habe.
„Für uns ist gerade das größte Problem, wenn Schüler und Schülerinnen sich erkälten. Dann sind Eltern oft unsicher, ob sie ihr Kind in die Schule schicken können“, sagt Manhardt. Aus demselben Grund sei momentan ein größerer Lehrerausfall als sonst zu bemerken. „Wenn Lehrer dann erst auf ein PCR-Testergebnis warten müssen,
dauert das natürlich. Für diese Zeit fallen sie aus“, sagt Manhardt.
Geimpft sei mittlerweile etwa ein Drittel der Schülerschaft. „Bei den 12-Jährigen ist fast niemand geimpft. Bei den älteren Schülern wird es mehr, am höchsten ist die Impfrate in der Oberstufe“, sagt Manhardt. Trotzdem sei er besorgt mit Blick auf den kommenden Winter: „Wir sehen natürlich, dass die Inzidenz nach oben geht. Da bisher immer noch wenige Schüler geimpft sind, hat man da schon Sorge vor einem bösen Winter“, sagt Manhardt.
Auch Christian Rindsfüßer, Statistiker und SPD-Stadtrat aus Neusäß, spricht sich in Anbetracht der Infektionszahlen bei Kindern im Schulalter für viel Vorsicht aus. Der Neusässer kennt die Zahlen und die Entwicklung aus seinen Statistiken genau. Im Vergleich zur Gesamtinzidenz sei der Sieben-Tage-Wert bei den Corona-Neuinfektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen im Landkreis auffällig hoch, sagt der Mitinhaber des Augsburger Statistikbüros SAGS, der die Zahlen regelmäßig begutachtet. Rindsfüßer: „Die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen sind etwa doppelt so hoch wie beim Rest der Bevölkerung.“
Bei Kindern unter fünf Jahren sei die Inzidenz noch sehr niedrig. Bei dieser Altersgruppe habe man nur kurz nach den Sommerferien einen Anstieg sehen können, sagt Rindsfüßer. „Am höchsten sind die Zahlen bei den Altersgruppen der Sechs- bis Elfjährigen und der 12bis 15-Jährigen.“
Schon im letzten Frühjahr seien die Inzidenzen in diesen Altersgruppen sehr hochgewesen. „Damals gab es jedoch auch kaum Tests und keine Impfungen. Jetzt ist die Lage grundlegend eine andere, doch die Zahlen sind trotzdem wieder so hoch wie im Frühjahr“, sagt Rindsfüßer.
Einen Lichtblick gibt es jedoch auch: Die Inzidenzen in den Altersgruppen über 60, die auch die höchste Impfquote haben, sinken weiter. „Das könnte ja auch ein Argument für die jüngeren Generationen sein, sich impfen zu lassen. Gerade bei den Eltern der Schulkinder wäre das wichtig“, sagt Rindsfüßer.
Bei den Eltern sei die Besorgung angesichts der steigenden Infektionszahlen momentan noch nicht groß, sagt Henrike Paede, Beauftragte für den Kreisverband Augsburg des Bayerischen Elternverbands (BEV). „Die größte Aufregung gibt es gerade um das Nachholen von Stoff, da langsam die Schulaufgaben losgehen. Viele Eltern fragten sich, ob alles Verpasste bis Ende des Jahres aufgeholt werden kann“, sagt die Elternvertreterin, die in Stadtbergen wohnt.
Seit die Maskenpflicht aufgelöst wurde, gebe es deutlich weniger Beschwerden von Eltern. „Die meisten Eltern sind einfach froh, dass die
Kinder wieder in die Schule gehen können“, sagt Paede. Sie denke, dass die Schulen trotz steigender Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen geöffnet bleiben können. Ihre Meinung: „Da Kinder nicht so schwer erkranken, ist das kein Grund, die Schulen wieder zuzumachen.“
Derweil versuchen die Kinderarztpraxen, dem Ansturm Herr zu werden. Dr. Wolfram Berweck aus Wertingen erklärt die vielen Anfragen und Terminwünsche auch damit, dass sich viele Eltern wegen der speziellen Erreger wie beispielsweise Corona oder RS-Virus große Sorgen um ihren Nachwuchs machen. Seiner Meinung nach hätten außerdem die strikten Hygienemaßnahmen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ihren Teil dazu beigetragen, dass es nun vermehrt Infektionen gibt. Er sagt: „Das Immunsystem der Kinder konnte sich nicht aktivieren, beziehungsweise wurde nicht trainiert, da die Mädchen und Buben im vergangenen Jahr kaum oder gar nicht krank waren.“Die Folge: Nun gäbe es viele kleine Patientinnen und Patienten mit viralen Infekten.