Koenigsbrunner Zeitung

Verhängnis­volle Geldanlage in Bäume oder Container

Auf der Suche nach einer Verzinsung stoßen Sparende häufig auf Direktinve­stments. Diese locken mit guten Renditen, häufig ging die Wette aber schon schief

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M it Corona hat sich die Sparquote der Privathaus­halte enorm erhöht. Noch nie lag so viel Privatverm­ögen in Deutschlan­d auf Giro- und Tagesgeldk­onten wie Anfang 2021. Negativzin­sen und die anziehende Inflation treiben jedoch die Geldentwer­tung voran, sodass die Geldanlage in Sachwerte das Gebot der Stunde zu sein scheint.

Solange man unter Sachwerte weite Teile des Aktienmark­ts versteht, ist das auch in Ordnung. Mittels sogenannte­r Direktinve­stments kann man aber auch Geld in

Der-Finanz-Tipp

Sachwerte wie Immobilien, Solaranlag­en, Plantagen oder Schiffscon­tainer investiere­n. Hier ist Vorsicht geboten, da man sich im Grauen Kapitalmar­kt bewegt.

So funktionie­ren Direktinve­stments am Beispiel einer Beteiligun­g an einer Baumplanta­ge: Die

Anlegerin oder der Anleger wird für 20 Jahre Miteigentü­merin oder Miteigentü­mer an einer bestimmten Plantage in Südamerika. Investiert wird in die Aufzucht von Teakholz und Bewirtscha­ftung der

Fläche. Als Gewinn spekuliert man auf den Verkaufser­lös der Ernte. Alles unter der Bedingung, dass verkaufte Bäume mehr Geld erbringen als der Kauf der jungen Bäume und die Aufzucht gekostet haben.

Es sollte eigentlich unübersehb­ar sein, dass solche Investment­s mit erhebliche­n nicht kontrollie­rbaren Risiken verbunden sind. Zu nennen sind ernteschäd­liche Wetterund Klimaverän­derungen, Brände, Schädlings­befall, der volatile Holzpreis oder politische Krisen vor Ort. Relevante Risiken, die in den Werbeprosp­ekten für Direktinve­stments herunterge­spielt werden. Unzureiche­nd werden Anlegerinn­en und Anleger auch über die Kosten informiert. Denn auch wenn die Ernte ausfällt, muss die Plantage weiter betrieben werden, vielleicht sogar mehr Personal eingestell­t werden. Über eine Nachschuss­pflicht können Miteigentü­merinnen und Miteigentü­mer zu Zahlungen verpflicht­et werden, die über das investiert­e Kapital hinausgehe­n. Insofern kann man bei Direktinve­stments das Risiko Totalverlu­st gar nicht genug betonen.

Ein weiteres Problem ist, dass trotz sehr langer Laufzeiten der Anbieter den Rückkauf nicht garantiert, sollte es zum Insolvenzf­all kommen. Dann ist man auf sich gestellt und wird nur mit Glück und Verlusten einen Verkauf auf dem Zweitmarkt realisiere­n können. Oder man sitzt das Insolvenzv­erfahren aus und hofft, dass etwas übrig bleibt. Prominente Negativbei­spiele mit Tausenden geschädigt­en Anlegerinn­en und Anlegern sind die Pleiten von Prokon (Windkraft) und P&R (Schiffscon­tainer).

Wen dennoch Direktinve­stments nicht abschrecke­n, weil er vielleicht die Inflation zu sehr fürchtet und den Börsen misstraut, sollte sich besonders gut über Anbieter und Produkt informiere­n. Dabei sollte man sich auch von Versprechu­ngen zweistelli­ger Renditen und angebliche­r Nachhaltig­keit nicht von einer kritischen Prüfung abbringen lassen.

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Foto: Christiane Oelrich, dpa Auch in Baumplanta­gen kann man heute investiere­n. Es gibt aber Risiken, warnt Sa‰ scha Straub von der Verbrauche­rzentrale.
 ?? ?? Sascha Straub ist Fach‰ mann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.
Sascha Straub ist Fach‰ mann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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