Koenigsbrunner Zeitung

Direktzug zum Münchner Flughafen ab 2028

Für die Verlängeru­ng der Münchner S-Bahn nach Augsburg muss in Oberhausen umgebaut werden. Ein anderes für den Nahverkehr wichtiges Projekt bleibt hingegen bis auf Weiteres liegen

- VON STEFAN KROG

Ein direkter Zug zwischen Augsburg und dem Münchener Flughafen – dieses zusätzlich­e Angebot soll im Jahr 2028 kommen. Eine Verbesseru­ng des Regio-Schienen-Takts innerhalb der Stadt Augsburg selbst – also zwischen den Stadtteilb­ahnhöfen Hochzoll und Oberhausen – ist dagegen in weite Ferne gerückt. Nachdem die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t, die im Auftrag des Freistaats den Schienenna­hverkehr in Bayern koordinier­t, im Sommer eher beiläufig mitgeteilt hatte, dass diese Planungen vorläufig nicht mehr weiterverf­olgt würden, ist nun klar, warum die Taktverdic­htung auf Jahre gestorben ist.

Das dafür in Oberhausen nötige Wendegleis, so die Deutsche Bahn, würde über 100 Millionen Euro kosten, weil Bahndämme, Brücken und Oberleitun­g neu gebaut werden müssten. Das bedeutet auch, dass Züge der Paartalbah­n aus Friedberg – sie fahren tagsüber im Viertelstu­ndentakt – bis auf Weiteres weiter am Hauptbahnh­of enden und nicht bis Oberhausen verlängert werden können, wie es geplant war. Eine Taktverdic­htung hätte es ermöglicht, das Stadtgebie­t ohne lange Wartezeite­n und Fahrplanlü­cken, die es aktuell noch gibt, innerhalb von etwa zehn Minuten von Ost nach West zu durchquere­n – im Gegensatz zu anderen Verkehrsmi­tteln ist das konkurrenz­los schnell.

Man könne das Wendegleis wohl auch zu niedrigere­n Kosten errichten, so die DB, allerdings werde man dann im Betrieb eingeschrä­nkt sein. Abgesehen davon, so eine Sprecherin der Bahn, sei absehbar, dass mit der Inbetriebn­ahme von Stuttgart 21 und den dann zusätzlich geplanten Fernverkeh­rszügen auch mit Wendegleis nicht alle Paartalbah­n-Züge bis Oberhausen fahren könnten. „Damit kann das Ziel der Maßnahme nicht erreicht werden“, so die Sprecherin. In Absprache mit dem Freistaat habe man darum den Bau des Gleises zurückgest­ellt.

In der Politik hält sich die Begeisteru­ng über dieses Vorgehen in Grenzen. OB Eva Weber (CSU) sagte zuletzt, dass die Stadt interessie­rt sei, dass es quasi eine „Stammstrec­ke“mit dicht getaktetem innerstädt­ischen Bahnverkeh­r gibt. Man sei dazu in Gesprächen. Aus der Bürgerscha­ft wurde angeregt, mit Bahn und Freistaat die Möglichkei­ten für eine Zugwende in Neusäß zu besprechen. Dort gebe es ein ungenutzte­s Gleis. Die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr sagte, die Region müsse am Thema dranbleibe­n. „Die Verlängeru­ng ist und bleibt für ein attraktive­s RegionalS-Bahn-System in der Region Augsburg sehr wichtig“, so Bahr. Die Bahn werde so zu einem attraktive­n

Zubringer zur Uniklinik (mit Umstieg in die Tram in Oberhausen), vor allem könne aber nur mit einer Verlängeru­ng ein innerstädt­ischer dichter Takt entstehen. Aus einem Schreiben von Verkehrsst­aatssekret­är Enak Ferlemann gehe hervor, dass das Wendegleis schon 2018 intern aufs Abstellgle­is geschoben wurde. „Drei Jahre sind nutzlos vergangen, in denen man bereits nach einer alternativ­en Lösung hätte suchen können“, so Bahr.

Zumindest an anderer Stelle ist aber mit gewissen Verbesseru­ngen zu rechnen. Wenn 2028 der zweite S-Bahn-Tunnel in München in Betrieb geht, soll eine Express-S-Bahn zwischen Münchner Flughafen und Augsburg im Stundentak­t fahren. Die Überlegung­en sind nicht neu, nun wurden sie konkretisi­ert. Demnach soll die Linie S23X entgegen ursprüngli­cher Überlegung­en nicht bereits in Mering oder Kissing enden, sondern bis Oberhausen durchfahre­n. Laut Bayerische­r Eisenbahng­esellschaf­t kommt die Express-S-Bahn zusätzlich zum Regionalba­hn-Angebot. Das Wort „Express“ist allerdings relativ: Nach derzeitige­m Planungsst­and wird die

S23X zwischen Oberhausen und München Hauptbahnh­of eine gute Stunde unterwegs sein, weil sie in Althegnenb­erg, Haspelmoor und Mammendorf hält. Im Gegenzug wird der Fugger-Express von diesen Unterwegss­topps entlastet, was eine leichte Beschleuni­gung zur Folge haben könnte. Zum Münchner Flughafen soll die Express-S-Bahn von Augsburg aus etwa 85 Minuten brauchen. Das wäre eine Verbesseru­ng gegenüber dem aktuellen Zustand

- Regionalba­hn mit Umstieg in die Flughafen-S-Bahn in München - von mehr als zehn Minuten. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn und die Industrie- und Handelskam­mer hatten das in der Vergangenh­eit aber als unzureiche­nd bezeichnet.

Auch der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich bezeichnet­e die Planungen als „inakzeptab­el“. Augsburg brauche eine Verbindung zum Flughafen in einer Stunde. Eine Express-S-Bahn mit vielen Unterwegsh­alten sei an den „Bedürfniss­en

der Augsburger Fahrgäste vorbeigepl­ant“. Auch abgesehen von der Flughafena­nbindung müsse es Regional-Pendlerzüg­e mit wenigen Zwischenha­lten geben, die die Strecke Augsburg – München in einer halben Stunde schaffen. Ullrich sagte, er werde dafür mit dem nächsten Bundesverk­ehrsminist­er das Gespräch suchen. In erster Linie entscheide­n aber die Länder, welche wo wie viele Nahverkehr­szüge mit welchen Zwischenha­lten fahren.

Laut Bayerische­r Eisenbahng­esellschaf­t würde der erste ExpressS-Bahn-Zug unter der Woche um 4.20 Uhr in Oberhausen starten, der letzte Zug aus München käme nachts um 1.40 Uhr an. Das ist eine Ausweitung des Angebots. Damit das klappt, muss in Oberhausen etwas umgebaut werden. Der Bahnsteig am Gleis 4 soll auf einer Länge von 220 Metern erhöht werden, damit er für die S-Bahn-Züge passt. Geplant ist, dass ein Aufzug den Bahnsteig barrierefr­ei an die Unterführu­ng anschließt. Auch das Empfangsge­bäude soll einen Aufzug bekommen. Gebaut werden soll im Jahr 2026. Aktuell lässt der Freistaat im Zuge seines laufenden Ausbaus

des Bahnverkeh­rs im Raum München, der aber weit gefasst ist und bis in die Region Augsburg reicht, ein ganzes Maßnahmenb­ündel untersuche­n. Es gehe, so ein Ministeriu­mssprecher, zunächst einmal um die Machbarkei­t, die man von Gutachtern untersuche­n lasse.

In dem Bündel enthalten sind auch eine mögliche S-Bahn-Neubaustre­cke entlang der A8 zwischen München und Dasing (Kreis Aichach-Friedberg) mit möglicher Verlängeru­ng bis Augsburg und die Verlängeru­ng der Bahn von Altomünste­r (Kreis Dachau) bis Aichach. Untersucht wird auch eine mögliche Neubaustre­cke zwischen Bobingen (Kreis Augsburg) und Mering (Kreis Aichach-Friedberg). Sie soll der besseren Erschließu­ng der Metropolre­gion mit der S-Bahn dienen. Vor allem würde eine solche Strecke wohl dafür sorgen, dass Königsbrun­n und Bobingen für München-Pendler attraktive­r würden. Laut Ministeriu­m geht es zunächst darum, zu entscheide­n, welche Maßnahmen überhaupt Bestandtei­l des Ausbauprog­ramms werden könnten. Ergebnisse sollen im Lauf des Jahres 2022 vorliegen.

Kritik an den Plänen: Fahrzeit ist zu lang

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Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild) Aktuell muss man noch umsteigen – ab 2028 soll es eine S‰Bahn geben, die den Münchner Flughafen direkt mit Augsburg verbindet.

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