Koenigsbrunner Zeitung

Strengere 3G‰Regel: So reagieren Unternehme­r

Corona Dürfen die Menschen im Landkreis Augsburg bald nur genesen, geimpft oder getestet zur Arbeit gehen? In manchen Branchen gilt diese Regel jetzt. Was Unternehme­r im Landkreis Augsburg davon halten

- VON MARCO KEITEL

Landkreis Augsburg Würde Joshua Kimmich in einer Gaststätte arbeiten, bräuchte er jetzt regelmäßig einen negativen Corona-Test. Denn der Bayern-Profi ist nicht geimpft. Und bei 3G gilt jetzt gleiches Recht für alle. Auch Angestellt­e müssen sich nun an die Regel halten, wenn sie in ihrem Betrieb für Kundinnen und Kunden gilt. Heißt: Wer in einer Wirtschaft arbeitet und nicht geimpft oder genesen ist, braucht zweimal pro Woche den negativen Corona-Test. Wer das verweigert, kann nach Hause geschickt werden. Außerdem kann eine Abmahnung oder sogar die Kündigung die Folge sein.

Für Kunden und Gäste wird es dafür entspannte­r. Denn: Kontaktdat­en müssen nur noch bei körpernahe­n Dienstleis­tungen, etwa beim Friseur, angegeben werden. Im Restaurant fällt die Pflicht weg. Dafür wird es für viele Angestellt­e strenger.

Zu Abmahnunge­n für Testverwei­gerer kommt es im Klosterstü­ble in Oberschöne­nfeld nicht. Restaurant­leiter Alessandro Catalano sagt: „Wir haben das Glück, dass alle geimpft sind.“Das sei wichtig, weil sowohl Kellnerinn­en und Kellner als auch Angestellt­e in der Küche viel Kontakt mit Menschen haben. Doch es sei auch Zufall. Zur Impfung aufgeforde­rt oder gar Druck ausgeübt habe man nicht.

„Für die Gäste ist das schön“, sagt Catalano. Es mache alles demokratis­cher, wenn beide Seiten, also Gäste und Angestellt­e, die gleichen Voraussetz­ungen erfüllen müssen. Im Klosterstü­ble muss also niemand Corona-Tests der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r kontrollie­ren. Sie haben laut dem Restaurant­leiter lediglich eine Kopie ihres Impfauswei­ses mitgebrach­t.

Auch Martin Platzer, Wirt des Schwarzen Reiters in Horgau, sagt auf die Frage, ob die Kontrolle der Corona-Tests viel Arbeit mache: „Die meisten sind ganz einfach geimpft.“Sie müssten also nur ihre Impfung nachweisen. Die Erweiterun­g der 3G-Regel hält Platzer für sinnvoll. „Die Kunden fühlen sich dann sicher, daher ist das der richtige Weg“, sagt er.

Die Angestellt­en von Andreas Krahnert, Geschäftsf­ührer der Friseurket­te Cutting Friends mit Sitz in Königsbrun­n, halten sich schon seit Monaten an die 3G-Regel. Wer nicht geimpft oder genesen ist, kommt mit negativem CoronaTest­ergebnis zur Arbeit. Ein gutes Hygienekon­zept sei ihm für die Sicherheit von Kundinnen und Mitarbeite­rn

wichtig, sagt Krahnert. „Wir stemmen das gut.“Auf ein Ende der Regel freut er sich dennoch: „Das wäre eine Erleichter­ung.“Denn die Umsetzung bedeute Kosten und Aufwand.

Ein Nachbarlan­d ist strenger. In Österreich gilt 3G ab November für einen Großteil der Arbeitnehm­erin

nen und Arbeitnehm­er. Alle, die am Arbeitspla­tz Kontakt zu anderen haben, müssen eine Impfung oder eine Genesung nachweisen, oder eben regelmäßig einen negativen Test dabei haben. Die Einhaltung sollen die Gesundheit­sbehörden mit Stichprobe­n überprüfen. Ist das eine Option für Unternehme­n im Landkreis Augsburg, die bislang nicht an 3G gebunden sind?

Die Firma Siegmund aus Oberottmar­shausen stellt Schweißtis­che her, vertreibt seit Beginn der Pandemie aber auch medizinisc­he Produkte wie FFP2-Masken. Stefan Kappek vom Unternehme­n sagt mit Blick auf Österreich: „Die Regeln so extrem hoch zu setzen, finde ich nicht optimal.“Die jetzigen Hygienesta­ndards sind aus seiner Sicht ausreichen­d. Sie seien bei Siegmund ohnehin höher, als sie sein müssten. Denn: Wer in der Kantine arbeitet

oder dort zu Mittag essen will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Verpflicht­end ist das für nicht öffentlich­e Kantinen nicht. Zudem sorgt das Unternehme­n dafür, dass ungeimpfte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sich dreimal pro Woche testen können. „Die meisten gehen hin“, sagt Kappek. Schlechte Stimmung gebe es wegen der Hygienesta­ndards nicht.

Etwas strenger als gesetzlich vorgeschri­eben legen auch die Basketball­er der Kangaroos aus Stadtberge­n die Regeln aus. In der Halle in Leitershof­en gilt bei Regionalli­gaSpielen 3G plus. Heißt: Zuschaueri­nnen und Zuschauer, die nicht geimpft oder genesen sind, brauchen einen negativen PCR-Test. Ein Schnelltes­t reicht nicht. Dafür fällt die Maskenpfli­cht weg. Geschäftsf­ührer Andreas Moser schreibt in einer Mitteilung auf der

Internetse­ite des Clubs: „Wir haben uns diese Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. Wir wollen auch niemanden ausschließ­en.“Bei den bisherigen Spielen sei nur jeder zwanzigste Fan nicht geimpft oder genesen gewesen. Muss auch die Handwerker­in im Landkreis Augsburg bald nachweisen, dass sie geimpft, genesen, oder getestet ist, bevor sie zum Kunden fährt? Die Handwerksk­ammer für Schwaben hält nicht viel davon, die Regel, die in Österreich ab November gilt, im Landkreis Augsburg zu übernehmen. Eine Sprecherin teilt auf Anfrage mit: „Eine Verschärfu­ng der Regeln würde die Sache für die Unternehme­n nur noch komplizier­ter machen. Der Aufwand für die Betriebe wäre enorm. Aktuell dürfen Arbeitgebe­r ihre Mitarbeite­r nicht nach dem Impfstatus fragen und sind auf freiwillig­e Auskünfte angewiesen.“

Wer in der Kantine essen will, muss getestet sein

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivbild) ?? Die Firma Siegmund in Oberottmar­shausen, die unter anderem FFP2‰Masken produziert, hat in ihrer Kantine höhere Hygienesta­ndards als vorgeschri­eben. Wer hier essen möchte, muss geimpft, genesen oder getestet sein.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) Die Firma Siegmund in Oberottmar­shausen, die unter anderem FFP2‰Masken produziert, hat in ihrer Kantine höhere Hygienesta­ndards als vorgeschri­eben. Wer hier essen möchte, muss geimpft, genesen oder getestet sein.

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