Strengere 3GRegel: So reagieren Unternehmer
Corona Dürfen die Menschen im Landkreis Augsburg bald nur genesen, geimpft oder getestet zur Arbeit gehen? In manchen Branchen gilt diese Regel jetzt. Was Unternehmer im Landkreis Augsburg davon halten
Landkreis Augsburg Würde Joshua Kimmich in einer Gaststätte arbeiten, bräuchte er jetzt regelmäßig einen negativen Corona-Test. Denn der Bayern-Profi ist nicht geimpft. Und bei 3G gilt jetzt gleiches Recht für alle. Auch Angestellte müssen sich nun an die Regel halten, wenn sie in ihrem Betrieb für Kundinnen und Kunden gilt. Heißt: Wer in einer Wirtschaft arbeitet und nicht geimpft oder genesen ist, braucht zweimal pro Woche den negativen Corona-Test. Wer das verweigert, kann nach Hause geschickt werden. Außerdem kann eine Abmahnung oder sogar die Kündigung die Folge sein.
Für Kunden und Gäste wird es dafür entspannter. Denn: Kontaktdaten müssen nur noch bei körpernahen Dienstleistungen, etwa beim Friseur, angegeben werden. Im Restaurant fällt die Pflicht weg. Dafür wird es für viele Angestellte strenger.
Zu Abmahnungen für Testverweigerer kommt es im Klosterstüble in Oberschönenfeld nicht. Restaurantleiter Alessandro Catalano sagt: „Wir haben das Glück, dass alle geimpft sind.“Das sei wichtig, weil sowohl Kellnerinnen und Kellner als auch Angestellte in der Küche viel Kontakt mit Menschen haben. Doch es sei auch Zufall. Zur Impfung aufgefordert oder gar Druck ausgeübt habe man nicht.
„Für die Gäste ist das schön“, sagt Catalano. Es mache alles demokratischer, wenn beide Seiten, also Gäste und Angestellte, die gleichen Voraussetzungen erfüllen müssen. Im Klosterstüble muss also niemand Corona-Tests der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontrollieren. Sie haben laut dem Restaurantleiter lediglich eine Kopie ihres Impfausweises mitgebracht.
Auch Martin Platzer, Wirt des Schwarzen Reiters in Horgau, sagt auf die Frage, ob die Kontrolle der Corona-Tests viel Arbeit mache: „Die meisten sind ganz einfach geimpft.“Sie müssten also nur ihre Impfung nachweisen. Die Erweiterung der 3G-Regel hält Platzer für sinnvoll. „Die Kunden fühlen sich dann sicher, daher ist das der richtige Weg“, sagt er.
Die Angestellten von Andreas Krahnert, Geschäftsführer der Friseurkette Cutting Friends mit Sitz in Königsbrunn, halten sich schon seit Monaten an die 3G-Regel. Wer nicht geimpft oder genesen ist, kommt mit negativem CoronaTestergebnis zur Arbeit. Ein gutes Hygienekonzept sei ihm für die Sicherheit von Kundinnen und Mitarbeitern
wichtig, sagt Krahnert. „Wir stemmen das gut.“Auf ein Ende der Regel freut er sich dennoch: „Das wäre eine Erleichterung.“Denn die Umsetzung bedeute Kosten und Aufwand.
Ein Nachbarland ist strenger. In Österreich gilt 3G ab November für einen Großteil der Arbeitnehmerin
nen und Arbeitnehmer. Alle, die am Arbeitsplatz Kontakt zu anderen haben, müssen eine Impfung oder eine Genesung nachweisen, oder eben regelmäßig einen negativen Test dabei haben. Die Einhaltung sollen die Gesundheitsbehörden mit Stichproben überprüfen. Ist das eine Option für Unternehmen im Landkreis Augsburg, die bislang nicht an 3G gebunden sind?
Die Firma Siegmund aus Oberottmarshausen stellt Schweißtische her, vertreibt seit Beginn der Pandemie aber auch medizinische Produkte wie FFP2-Masken. Stefan Kappek vom Unternehmen sagt mit Blick auf Österreich: „Die Regeln so extrem hoch zu setzen, finde ich nicht optimal.“Die jetzigen Hygienestandards sind aus seiner Sicht ausreichend. Sie seien bei Siegmund ohnehin höher, als sie sein müssten. Denn: Wer in der Kantine arbeitet
oder dort zu Mittag essen will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Verpflichtend ist das für nicht öffentliche Kantinen nicht. Zudem sorgt das Unternehmen dafür, dass ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich dreimal pro Woche testen können. „Die meisten gehen hin“, sagt Kappek. Schlechte Stimmung gebe es wegen der Hygienestandards nicht.
Etwas strenger als gesetzlich vorgeschrieben legen auch die Basketballer der Kangaroos aus Stadtbergen die Regeln aus. In der Halle in Leitershofen gilt bei RegionalligaSpielen 3G plus. Heißt: Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht geimpft oder genesen sind, brauchen einen negativen PCR-Test. Ein Schnelltest reicht nicht. Dafür fällt die Maskenpflicht weg. Geschäftsführer Andreas Moser schreibt in einer Mitteilung auf der
Internetseite des Clubs: „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir wollen auch niemanden ausschließen.“Bei den bisherigen Spielen sei nur jeder zwanzigste Fan nicht geimpft oder genesen gewesen. Muss auch die Handwerkerin im Landkreis Augsburg bald nachweisen, dass sie geimpft, genesen, oder getestet ist, bevor sie zum Kunden fährt? Die Handwerkskammer für Schwaben hält nicht viel davon, die Regel, die in Österreich ab November gilt, im Landkreis Augsburg zu übernehmen. Eine Sprecherin teilt auf Anfrage mit: „Eine Verschärfung der Regeln würde die Sache für die Unternehmen nur noch komplizierter machen. Der Aufwand für die Betriebe wäre enorm. Aktuell dürfen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht nach dem Impfstatus fragen und sind auf freiwillige Auskünfte angewiesen.“
Wer in der Kantine essen will, muss getestet sein