Koenigsbrunner Zeitung

Weinzierl nimmt Mannschaft in die Pflicht

Fußball Der FCA-Trainer fordert Zusammenha­lt im Team, aber auch im gesamten Verein. Die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre stellt auch ihn nicht zufrieden. Warum er trotzdem auf einen Sieg in Bochum hofft

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Am liebsten hätte Markus Weinzierl den vergangene­n Freitag ganz ausgeblend­et. Volle Konzentrat­ion auf die zweite Pokalrunde am Mittwoch (18.30 Uhr, Sky) in Bochum, das wäre ihm am liebsten gewesen. Den tristen Alltag in der Fußball-Bundesliga zumindest für kurze Zeit ausblenden. Der Trainer des FC Augsburg aber weiß genau, dass ein solches 1:4 wie in Mainz seine Spuren hinterläss­t. Bei ihm selbst, bei der Mannschaft, aber auch in der Öffentlich­keit. Es wird über die Bundesliga­tauglichke­it seiner Mannschaft diskutiert, über Fehler der Spieler, aber auch der Verantwort­lichen. Solchen Fragen musste sich Weinzierl auch am Dienstvorm­ittag stellen. Seine klare Botschaft: Jetzt steht die Mannschaft in der Pflicht, Wiedergutm­achung zu betreiben.

Die Stimmung in den vergangene­n Tagen war trüb. Vor allem am Samstag direkt nach der 1:4-Schmach. „Wir haben es deutlich angesproch­en, dass uns das nicht passieren darf“, sagte Weinzierl. Er berichtet von niedergesc­hlagenen Spielern. Sergio Cordova und Robert Gumny, die er in der Pause ausgewechs­elt hatte, hätten hemmungslo­s geweint. Ein solches Spiel geht an keinem spurlos vorbei. Nun aber zählt es, die Lehren daraus zu ziehen. „Wenn du so unterlegen bist, wirft das Fragen auf. Es geht darum, ein anderes Gesicht zu zeigen“, meinte der FCA-Trainer.

Natürlich kennt er die Diskussion­en im Umfeld des Vereins. Natürlich kennt er die Erwartungs­haltung und vor allem die Enttäuschu­ng darüber, dass in den vergangene­n Jahren kaum ein Fortschrit­t zu erkennen ist. „Die Problemati­k, die wir haben, ist nicht neu. Ich habe das schon vom Fernseher aus erkannt, dass im Verein die Dinge nicht so sind, dass man 100 Prozent aus allem herausholt“, sagte Weinzierl. Nun müsste der Verein geschlosse­n agieren, „eine Sprache sprechen“,

und vor allem die Spieler in die Pflicht nehmen. „Wir können nicht ewig warten, bis wir Leistung bekommen“, verdeutlic­hte Weinzierl. Und: „Die Linie geben die Chefs vor. Wer nicht hinterherl­äuft, läuft alleine.“Soll heißen: Wer nicht bereit ist, Leistung zu bringen, verliert seinen Platz und ist außen vor.

Vor dem Auftritt in Mainz hatte Weinzierl fehlende Gier bemängelt. Die fehlende Bereitscha­ft, immer alles zu geben. Er packte es am Dienstag in einen Vergleich: Das Team springt nur so hoch, wie es muss. „Wenn die Mannschaft mal gewonnen hat, geht sie mit 90 Prozent ins nächste Spiel“, sagte der Trainer. Die reichen aber in der Bundesliga

nicht. Er sagte aber auch: „Es ist nicht alles schlecht. Ich kann da gerne aus meiner ersten Zeit hier erzählen. Auch da ging es nur über den Zusammenha­lt und eine Linie.“

Die gibt die sportliche Führung vor. In der Verantwort­ung, diese einzuhalte­n, stehen alle Akteure. In besonderem Maße sind hier aber die Führungssp­ieler gefordert. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw hatte zuletzt bemängelt, dass intern zu wenig kommunizie­rt werde. „Dann soll er reden. Er ist der Erste, der was zu sagen hat, und ist dann auch gefordert“, antwortete Weinzierl. Ebenso wie die anderen Führungssp­ieler. Er betonte aber auch, dass die Stimmung in der Mannschaft gut sei.

Dass er den Führungssp­ielern vertraue. Und dass er trotz der Leistung in Mainz, als er mit seinen Anweisunge­n vom Spielfeldr­and nicht mehr an die Spieler herankam, fest davon überzeugt ist, die Mannschaft noch zu erreichen. „Die Spieler sind dafür da, dass sie für den Verein das Beste geben, das war am Freitag nicht der Fall“, sagte der Trainer.

Rafal Gikiewicz hatte am Freitag direkt nach der hohen Niederlage klare Worte gefunden. Der Torwart ist nie verlegen, wenn es darum geht, Kritik zu üben. Weinzierl findet das gut. „Wir brauchen mündige Spieler, wir wollen diese Kultur haben“, sagte der Trainer. Gikiewicz müsse aufpassen, dass auch die

Form der öffentlich­en Darstellun­g passt. Das sei aber bislang immer der Fall gewesen. Der Torwart feierte am Dienstag seinen 34. Geburtstag. Am Donnerstag möchte er die Mannschaft zum Essen einladen, einen Sieg im Pokal vorausgese­tzt.

Weinzierl möchte mit der „besten Aufstellun­g weiterkomm­en“. Fraglich sind nach wie vor die zuletzt kranken Niklas Dorsch und Fredrik Jensen sowie Reece Oxford und Mads Pedersen. Felix Uduokhai wird noch länger ausfallen, auch Florian Niederlech­ner ist noch keine Option. Er trainiert nach seiner Leistenope­ration zwar schon seit längerem auf dem Platz, allerdings meist individuel­l.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Markus Weinzierl fand bei der Pressekonf­erenz am Dienstag klare Worte in Richtung der Mannschaft: Jeder Einzelne sei nun gefordert, Wiedergutm­achung zu betreiben. In erster Linie aber die Führungssp­ieler um Kapitän Jeffrey Gouweleeuw.
Foto: Ulrich Wagner Markus Weinzierl fand bei der Pressekonf­erenz am Dienstag klare Worte in Richtung der Mannschaft: Jeder Einzelne sei nun gefordert, Wiedergutm­achung zu betreiben. In erster Linie aber die Führungssp­ieler um Kapitän Jeffrey Gouweleeuw.

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