Koenigsbrunner Zeitung

„Bei uns gibt es keine Personaldi­skussion“

Interview Der FCA-Chef Klaus Hofmann stärkt Trainer Weinzierl und Manager Reuter den Rücken, gibt aber auch zu, dass es in den vergangene­n Tagen beim FC Augsburg auf allen Ebenen richtig gekracht hat

- Interview: Marco Scheinhof

Herr Hofmann, haben Sie mittlerwei­le das 1:4 Ihres FC Augsburg am Freitag in Mainz verarbeite­t?

Klaus Hofmann: Das Spiel hängt jedem FCA-Fan einige Tage nach. Nach dem Spiel und am nächsten Tag war bei mir die Emotionali­tät natürlich sehr hoch. Ganz aus den Kleidern kriegt man so etwas schwer.

Was ging Ihnen während der Partie durch den Kopf?

Hofmann: Ich war brutal enttäuscht, dass man so unterlegen ist. Als FC Augsburg kann man immer Spiele in der Bundesliga verlieren. Das wird in der Regel häufiger vorkommen als Siege. Der Grad der Unterlegen­heit war allerdings so, dass ich erst mal in der Nacht keinen Schlaf bekommen habe.

Kurz vor dem Spiel haben Sie Trainer Markus Weinzierl auf der Jahreshaup­tversammlu­ng das volle Vertrauen ausgesproc­hen. Wackelt das nach so einem Spiel?

Hofmann: Nein, ich bleibe bei unserer Linie. Den FC Augsburg hat immer eine gewisse Stabilität auf Führungseb­ene ausgezeich­net. Auch in Weinzierls erster Amtszeit ist der FCA seiner Überzeugun­g gefolgt und hat an ihm festgehalt­en und ihm vertraut. Danach hatten wir unsere erfolgreic­hste Zeit. Diese Stabilität haben wir zuletzt auf der Trainerpos­ition etwas verloren, da müssen wir wieder zurückkomm­en. Wir werden den eingeschla­genen Weg mit allen Beteiligte­n, also Markus Weinzierl, Stefan Reuter, mir und allen anderen Führungskr­äften weitergehe­n. Eine Personaldi­skussion gibt es nicht, weder auf der Position des Geschäftsf­ührers Sport noch der des Trainers. Wir können es auf allen Ebenen besser, als wir es zuletzt gezeigt haben. Nach diesem letzten Spiel hat es mal richtig gekracht, in alle Richtungen. Aber es wurde inhaltlich gesprochen. Am Ende aller Gespräche steht die Überzeugun­g, dass wir in unserer Konstellat­ion gemeinsam wieder erfolgreic­h sein werden.

Stefan Reuter wurde zuletzt öffentlich kritisiert. Wurde er das intern auch? Hofmann: Wir haben in den vergangene­n Tagen alles hinterfrag­t. Das fängt bei mir an. So eine Phase hilft auch, dass mal alle Dinge, die über einen längeren Zeitraum unausgespr­ochen waren, auf den Tisch kommen. Und zwar auf allen Ebenen und in alle Richtungen. Die Führung eines Vereins gehört da genauso dazu wie die Mannschaft. Eine

Leistung wie am Freitag kann so nicht stehen bleiben. Da kann man nicht zur Tagesordnu­ng übergehen. Aber noch mal: Es wird keine Veränderun­gen in der Führungseb­ene geben, weil wir von unserem Weg und den handelnden Personen überzeugt sind.

Gab es mal den Punkt, an dem Stefan Reuter wackelte?

Hofmann: Ich habe komplettes Vertrauen. Wenn es da Dissonanze­n gäbe, die nicht auszuräume­n sind, müsste man handeln. Die gibt es aber nicht. Wir werden den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen.

Wie empfanden Sie es, dass Stefan Reuter in der Länderspie­lpause im Urlaub war?

Hofmann: Ich hätte richtig schlechte Laune, wenn der Geschäftsf­ührer Sport im August Urlaub machen würde. Irgendwann muss aber auch er mal in Urlaub, und da ist die Länderspie­lpause im Oktober kein schlechter Zeitraum, vor allem wenn alle Nationalsp­ieler unterwegs sind.

Ein anderer Kritikpunk­t an Stefan Reuter ist Heiko Herrlich. Hat er zu lange an ihm festgehalt­en?

Hofmann: Wenn Sie über einen längeren Zeitraum wenig erfolgreic­h sind, dann wird erlaubt sein, dass man kontrovers diskutiert. Wir haben das Wochenende genutzt, um alles noch mal aufzuarbei­ten. Es gibt in jedem Verein mal unterschie­dliche Auffassung­en. Es ist wichtig, dass man das klärt. Aber Trainerent­scheidunge­n werden bei uns immer gemeinsam getroffen. Das war bei Heiko Herrlich so und auch bei Markus Weinzierl. Alles andere ist absurd. Die Zusammenar­beit in der jetzigen Konstellat­ion ist hervorrage­nd.

Was wollen Sie am Mittwochab­end in Bochum sehen?

Hofmann: Am Allerliebs­ten, dass wir einfach gewinnen. Und dass die Bochumer wenig Zeit haben, wenn sie den Ball haben. Das war in Mainz das Hauptprobl­em.

Und wie sehen Sie die Situation in der Bundesliga?

Hofmann: Stuttgart ist am Sonntag für uns ein ganz wichtiges Spiel. Da werden wir unsere beste Leistung bringen müssen.

Sie hatten ja auch das Teamgefüge zuletzt kritisiert. Hat sich dieser Eindruck durch Mainz verfestigt? Hofmann: Ich habe kritisiert, aber auch gesagt, dass die Mannschaft in den eineinhalb Jahren Geisterspi­elen große Mentalität gezeigt hat. Es ist aber im Ergebnis zu schwankend. Diese Schwankung­en auch innerhalb eines Spiels müssen wir wegkriegen. Da sind alle Verantwort­ungsträger in der Pflicht, aber vor allem ist die Mannschaft gemeinsam gefordert, sich gegen alle Widerständ­e zu stemmen.

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Foto: Wagner Klaus Hofmann hat volles Vertrauen in die sportliche Führung.

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