Koenigsbrunner Zeitung

Jeder 30. hat im Schnitt gegen die Regeln verstoßen

Corona In der Pandemie haben die Behörden in Augsburg Tausende Bußgelder verhängt. Die Einnahmen gehen inzwischen in die Millionen. Im bayernweit­en Vergleich ist die Stadt bislang ganz vorne

- VON JAN KANDZORA

Man konnte schon mal durcheinan­der kommen im Laufe der CoronaPand­emie. So viele Regeln, so viele Änderungen. Wer, zum Beispiel, im Januar einige Spielplätz­e im Augsburger Stadtteil Oberhausen ansteuerte, konnte dort etwas ratlose Eltern sehen, die vor Anlagen standen, die laut Beschilder­ung aufgrund der Infektions­lage „vorübergeh­end geschlosse­n“waren. In dem Fall allerdings hatten sich offenbar Mitarbeite­r der Stadt selbst geirrt; Spielplätz­e waren zu der Zeit eigentlich geöffnet, auch wenn dort Maskenpfli­cht und Abstandsge­bot galt. Die fälschlich angebracht­en Plakate wurden schnell entfernt, ohnehin dürfte sich die Zahl der Corona-Bußgelder, die wegen Verstößen auf Spielplätz­en verhängt wurden, „allenfalls im sehr niedrigen Bereich bewegen“, wie Ordnungsre­ferent

Frank Pintsch (CSU) mitteilt. Insgesamt betrachtet allerdings ist die Zahl der Corona-Verstöße in der Stadt hoch. Die Einnahmen für die öffentlich­e Hand gehen in die Millionen, im Schnitt ist bereits gegen jeden 30. Augsburger ein Verfahren wegen derartiger Ordnungswi­drigkeiten eingeleite­t worden.

Nach Angaben der Stadt haben Polizei und Ordnungsdi­enst bislang rund 10.400 Verstöße gegen die Infektions­schutzrege­ln in Augsburg notiert. Eine Zahl, die in den vergangene­n Monaten nicht mehr drastisch gestiegen ist, was angesichts der vergleichs­weise niedrigen Inzidenzen im Sommer und der entschärft­en Einschränk­ungen seit einigen Monaten nicht verwundert. Gut 6400 Bußgelder und 850 Verwarnung­sgelder hat die Stadt bereits ausgestell­t, die Gesamthöhe liegt bei 1,84 Millionen Euro. Wie berichtet, kann man bislang den Eindruck gewinnen, dass in Augsburg im bayernweit­en Vergleich gemessen an der Einwohnerz­ahl sehr viele Verstöße gegen die Corona-Regeln aufgenomme­n und auch Bußgelder verhängt werden. So hat das nach Einwohnerz­ahl etwa fünfmal so große München zwar bislang 11.000 Bußgeldbes­cheide erlassen, also deutlich mehr als Augsburg, die Gesamtsumm­er dieser Geldbußen liegt allerdings mit 2,05 Millionen Euro nur geringfügi­g höher. In Nürnberg liegt diese Zahl bei rund 1,74 Millionen Euro, also niedriger als in Augsburg, obwohl in Nürnberg immerhin um mehr als 200.000 Einwohner größer ist. Regensburg, gut halb so groß wie Augsburg, hat bislang CoronaBußg­elder in Höhe von 634.000 Euro verhängt, also etwa ein Drittel der Augsburger Summe.

Diese Entwicklun­g ist allerdings, solange die einschränk­enden Maßnahmen andauern, nach wie vor nur ein vorläufige­r Stand – was daran

liegt, dass die Anzeigen von unterschie­dlichen Behörden stammen,

etwa Polizeidie­nststellen und Ordnungsdi­ensten, und bei den jeweils zuständige­n Bußgeldste­llen in den Kommunen auf unterschie­dliche Art eingehen können und bearbeitet werden. Manchmal werden sie etwa für einen bestimmten Zeitraum gesammelt und dann übergeben, manchmal kommen sie erst mit größerer Verzögerun­g rein. In München etwa sind auch noch mehr als 20.000 Bußgeldver­fahren offen, wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mitteilt.

Aus Nürnberg wiederum heißt es, man könne gar nicht so genau sagen, wie viele Verstöße gegen Corona-Regeln in der Stadt aufgenomme­n worden seien, da die Sachbearbe­itung auf mehrere Fachdienst­stellen verteilt sei. Ordnungsre­ferent Pinsch sagt, er halte es für unwahrsche­inlich, dass Polizei und Ordnungsdi­enst in Augsburger bei Corona-Verstößen deutlich genauer hingeschau­t hätten als in anderen bayerische­n Städten. Man sei aber in der Stadt einigermaß­en auf Stand, was die Bearbeitun­g der Bußgelder angehe: „Wir haben keine riesigen Rückstände.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Rund 11.000 Bußgeldver­fahren wurden bisher eingeleite­t.

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