Koenigsbrunner Zeitung

Bonus spaltet die Pflegebran­che

- Von Stephanie Sartor

Der Applaus, mit dem zu Beginn der Pandemie den Pflegekräf­ten gedankt wurde, ist längst verhallt. Es war eine nette Geste – mehr nicht. Was die Pflegekräf­te wirklich brauchen, ist wahre Wertschätz­ung. Der Pflegebonu­s hätte diese Wertschätz­ung zum Ausdruck bringen können – funktionie­rt hat das in vielen Fällen leider nicht.

Dass in den Kliniken nur bestimmte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r vom Bonus profitiere­n, ist nicht nachvollzi­ehbar. Völlig verständli­ch indes ist die Enttäuschu­ng vieler Menschen, die in den vergangene­n drei Jahren hart gearbeitet haben und nun leer ausgehen. Etwa, weil sie nicht auf einer bettenführ­enden Station, zum Beispiel einer Intensivst­ation, arbeiten, sondern in der Notaufnahm­e – immerhin oft die erste Anlaufstel­le für Corona-Patienten. Oder weil sie „nur“Pflegehelf­er sind – ohne die es aber nun mal nicht geht. Kliniken funktionie­ren wie ein Zahnradsys­tem. Jeder hat seine Rolle, jeder ist wichtig.

Hinzu kommt die unsinnige Regelung, dass eine bestimmte Anzahl an beatmeten Patientinn­en und Patienten nachgewies­en werden muss, damit eine Klinik überhaupt Geld vom Staat bekommt, das sie dann als Bonus an die Pflegekräf­te auszahlen kann. Bei der Pflege von Covid-Kranken geht es aber ja längst nicht nur um solche mit einem schweren Verlauf. Auch alle anderen müssen versorgt werden – und obendrein die vielen Menschen, die nicht wegen Corona in der Klinik sind, sondern etwa wegen eines Herzleiden­s.

Kurzum, der Pflegebonu­s macht etwas, das fatal ist: Er unterteilt die Pflegekräf­te in zwei Klassen. Angesichts der ohnehin angespannt­en Stimmung in der Branche ist das ein großes Problem.

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