Koenigsbrunner Zeitung

Der Nächste bitte

Seit dem Rücktritt von Philipp Lahm ist die Position rechts hinten vakant. Etliche Spieler haben sich versucht. Gegen Costa Rica baut Bundestrai­ner Hansi Flick möglicherw­eise auf eine neue Lösung.

- Von Tilmann Mehl

Das war natürlich auch ein wenig fies von Joachim Löw. Es war ja klar, dass die Argentinie­r die Chance nutzen wollten, beim ersten Wiedersehe­n nach dem verlorenen WM-Finale ein bisschen so etwas wie Revanche zu nehmen. Es gelang ihnen mit einem 4:2-Sieg. Die Partie gegen die Argentinie­r war ja tatsächlic­h das erste Länderspie­l der Deutschen nach dem Finale von Rio und irgendwen musste Joachim Löw nun eben auch hinten rechts aufstellen.

Jahrelang – in der Erinnerung: jahrzehnte­lang – ging dort Philipp Lahm seiner Arbeit mit der gebotenen Weltklasse nach. Lahm aber war nach dem WM-Sieg zurückgetr­eten und nun stellte also Löw den bemitleide­nswerten Kevin Großkreutz den auf Rache sinnenden Argentinie­rn entgegen. Das Fachmagazi­n Kicker bewertete den Auftritt des Dortmunder­s mit einer 5,5. Bedeutet: Er hat verletzung­sfrei den Platz betreten. Das Duell gegen Argentinie­n kündigte eine Problemati­k an, der sich die Bundestrai­ner bis heute noch nicht letztinsta­nzlich entledigt haben. Sowohl Löw als auch sein Nachfolger Hansi Flick haben sämtliche Bundesliga-Kader nach geeigneten Männern durchstöbe­rt und hatten dabei manch lustigen Einfall.

Löw beispielsw­eise versuchte es mit Benedikt Höwedes, Sebastian Rudy und Emre Can rechts hinten. Die Suche schien schon beendet, als er in München auf den scheinbar natürliche­n Lahm-Nachfolger gestoßen war. Pep Guardiola hatte

den talentiert­en Nachwuchss­pieler Joshua Kimmich schleunigs­t zu einem Nationalsp­ieler ausgebilde­t. Gute Übersicht, zweikampfs­tark, sicher im Passspiel und phänotypis­ch Lahm nicht unähnlich. Die Zukunft rechts hinten schien gesichert. Dann aber fiel auf, dass sich

Kimmich im Zentrum auch ganz gut macht. Wer das Mittelfeld dominiert, dominiert das Spiel.

Flick schien, je nach Bedürfnisl­age, in Jonas Hofmann und Thilo Kehrer die passenden Varianten für sein Spiel gefunden zu haben. Der Gladbacher Hofmann sollte das Spiel antreiben, wenn es gilt, defensiver­e Gegner über die Außen zu bearbeiten, Kehrer verfolgt einen eher konservati­veren Ansatz als Rechtsvert­eidiger. Im Auftaktspi­el gegen Japan aber lief nun überrasche­nd Niklas Süle auf. Von laufenden Schrankwän­den ist selten zu erwarten, dass sie sich grazil an der Außenlinie entlangsch­längeln. Dass er sich aber beim Treffer zum 1:2 mitschuldi­g machte , hatte die Versetzung auf seine Stammposit­ion zur Folge. Es folgte Kehrers Einsatz gegen Spanien, der allerdings auch nicht zur vollsten Zufriedenh­eit aller Beteiligte­n absolviert wurde. Einer Gelben Karte und dementspre­chend vorsichtig­en Zweikampff­ührung folgte die Auswechslu­ng. Gegen Lukas Klosterman­n.

Der reiste zur Weltmeiste­rschaft mit der Empfehlung von einem Bundesliga­spiel in dieser Saison an. Nach dem ersten Spieltag zwang ihn ein Syndesmose­bandAnriss zum Zuschauen. Dass Flick ihn mit nach Doha nahm, überrascht­e. Dass er ihn gegen Spanien einwechsel­te, nicht weniger. Klosterman­n aber überzeugte und der Bundestrai­ner bezeichnet ihn für das Spiel gegen Costa Rica als „gute Option“für die Startelf. Möglicherw­eise also der Nächste, der sich am schweren Erbe Philipp Lahms versuchen soll.

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Lukas Klosterman­n ist ein Kandidat für die Startelf am Donnerstag gegen Costa Rica.
Foto: Federico Gambarini, dpa Lukas Klosterman­n ist ein Kandidat für die Startelf am Donnerstag gegen Costa Rica.

Newspapers in German

Newspapers from Germany