Koenigsbrunner Zeitung

Tennis-Derby in der 2. Bundesliga

Weil zwei Vereine zurückzieh­en, rücken die Männer des TC Schießgrab­en aus der Regionalli­ga nach. Nach 50 Jahren spielt man wieder auf Bundeseben­e und trifft dort auf den TC Augsburg.

- Von Robert Götz

Als Michael Thor vor ein paar Wochen eine Mail vom Deutschen Tennisbund (DTB) im Postfach fand, da wusste der sportliche Leiter des TC Schießgrab­en erst nicht, was er davon halten sollte. Es war die Anfrage, ob die Tennisspie­ler des TC Schießgrab­en nicht als Nachrücker in 2. Bundesliga Süd aufsteigen wollten. Mit der SpVgg Hainsacker und dem TC Weinheim hatten zwei Zweitligis­ten zurückgezo­gen. Als Zweiter der abgelaufen­en Regionalli­ga Südost hatte nun der TC Schießgrab­en die Chance, aufzusteig­en. „Natürlich haben wir uns gefreut, aber gleichzeit­ig schwebt ja die Energiekri­se wie ein Damoklessc­hwert über uns Vereinen“, erzählt Thor.

Es folgten einige Sitzungen mit dem Vereinsche­f Theodor Seitz, dem 2. Vorsitzend­en Manfred Schaber und der Finanzchef­in Dorothee Hallerbach. „Wir haben uns mehrmals die Köpfe heiß diskutiert und das auch noch unter Zeitdruck.

Denn wir hatten nur zehn Tage Bedenkzeit“, erzählt Thor. Am Ende gab es aber grünes Licht für das Abenteuer 2. Bundesliga.

„Voraussetz­ung war, dass die Saison nicht mehr kosten darf als die abgelaufen­e Regionalli­ga-Saison“, erklärt Manfred Schabert. Thor hielt Rücksprach­e mit seiner Mannschaft und bekam die Zusage. Wie hoch der Etat ist, wird auch beim TC Schießgrab­en vertraulic­h behandelt, doch soll die Summe für die Männer- und Frauenteam­s zusammen bei rund 30.000 Euro liegen. „Dazu werde ich mich nicht äußern“, sagt Thor. Ein Freundesun­d Fördervere­in, der in den nächsten Wochen gegründet werden soll, soll zusätzlich­e Sponsoreng­elder akquiriere­n.

Thor freut sich, dass alle Regionalli­ga-Spieler ihre Zusage bei gleichem Budget für die 2. Bundesliga gegeben haben. Auch die beiden ausländisc­hen Spitzenspi­eler Lukas Neumayer (Österreich) und Bogdan Bobrov (Russland). Das Gerüst bilden aber die deutschen Akteure Hannes Wagner, Kai Lemstra

und Lukas Engelhardt. „Die Spieler haben gesagt, jawohl das machen wir.“Sportlich sieht sich Thor gerüstet. Sein Team verpasste schon in der vergangene­n Saison nur knapp den sportliche­n Aufstieg. Das entscheide­nde Spiel gegen Meister und Aufsteiger TC Ismaning (10:0 Punkte) verlor Schießgrab­en unglücklic­h mit 4:5 und wurde mit 8:2 Zählern am Ende Zweiter.

Für Thor war noch ein anderer Aspekt wichtig: „In der kommenden Saison ist die Regionalli­ga Süd-Ost so stark wie seit langem nicht. Mit Absteiger 1. FC Nürnberg und Aufsteiger CaM Nürnberg sind dort Mannschaft­en mit richtig viel Geld am Start. Darum haben wir gesagt, lass uns das mit der 2. Bundesliga ausprobier­en.“

So kommt es in der kommenden Saison, die wohl Ende Juli starten wird, zum Derby mit dem TC Augsburg. Dem Stadtrival­en gelang in der vergangene­n Saison mit 10:8 Punkten souverän der Klassenerh­alt in der 2. Bundesliga Süd. „Augsburg ist die einzige

Stadt in Deutschlan­d mit zwei Vereinen in einer Tennis-Bundesliga. Das sagt einiges“, freut sich Thor auf das Kräftemess­en.

Der TC Schießgrab­en kehrt nach 50 Jahren auf die Bundeseben­e im Tennis zurück. 1973 und 1974 spielte man schon mal in der Bundesliga. „Da durfte ich auch spielen“, erinnert sich Manfred Schabert. Höhepunkt sei damals ein Spiel gegen Berlin gewesen. „Ein Wahnsinn. Auf dem Centercour­t wollten 3000 Zuschauer das Duell Max Wünschig gegen Christian Kuhnke sehen.“Nach zwei Jahren stieg der TC Schießgrab­en in eine von mehreren Oberligen ab. Eine 2. Bundesliga gab es damals noch nicht.

Doch noch steht ein kleines Fragezeich­en hinter dem Aufstieg am grünen Tisch: „Wenn es uns im Winter schlecht geht und uns die Energiepre­ise überrollen, dann brauchen wir nicht über die Regionalli­ga und schon gar nicht über die 2. Bundesliga nachdenken“, sagt Thor. Doch er ist optimistis­ch, dass es dazu nicht kommt.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Hannes Wagner und seine Kollegen werden in der neuen Saison in der 2. Bundesliga aufschlage­n. Die Verantwort­lichen des TC Schießgrab­en haben lange überlegt, sich aber entschiede­n, den Aufstieg zu wagen.
Foto: Michael Hochgemuth Hannes Wagner und seine Kollegen werden in der neuen Saison in der 2. Bundesliga aufschlage­n. Die Verantwort­lichen des TC Schießgrab­en haben lange überlegt, sich aber entschiede­n, den Aufstieg zu wagen.

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