Tennis-Derby in der 2. Bundesliga
Weil zwei Vereine zurückziehen, rücken die Männer des TC Schießgraben aus der Regionalliga nach. Nach 50 Jahren spielt man wieder auf Bundesebene und trifft dort auf den TC Augsburg.
Als Michael Thor vor ein paar Wochen eine Mail vom Deutschen Tennisbund (DTB) im Postfach fand, da wusste der sportliche Leiter des TC Schießgraben erst nicht, was er davon halten sollte. Es war die Anfrage, ob die Tennisspieler des TC Schießgraben nicht als Nachrücker in 2. Bundesliga Süd aufsteigen wollten. Mit der SpVgg Hainsacker und dem TC Weinheim hatten zwei Zweitligisten zurückgezogen. Als Zweiter der abgelaufenen Regionalliga Südost hatte nun der TC Schießgraben die Chance, aufzusteigen. „Natürlich haben wir uns gefreut, aber gleichzeitig schwebt ja die Energiekrise wie ein Damoklesschwert über uns Vereinen“, erzählt Thor.
Es folgten einige Sitzungen mit dem Vereinschef Theodor Seitz, dem 2. Vorsitzenden Manfred Schaber und der Finanzchefin Dorothee Hallerbach. „Wir haben uns mehrmals die Köpfe heiß diskutiert und das auch noch unter Zeitdruck.
Denn wir hatten nur zehn Tage Bedenkzeit“, erzählt Thor. Am Ende gab es aber grünes Licht für das Abenteuer 2. Bundesliga.
„Voraussetzung war, dass die Saison nicht mehr kosten darf als die abgelaufene Regionalliga-Saison“, erklärt Manfred Schabert. Thor hielt Rücksprache mit seiner Mannschaft und bekam die Zusage. Wie hoch der Etat ist, wird auch beim TC Schießgraben vertraulich behandelt, doch soll die Summe für die Männer- und Frauenteams zusammen bei rund 30.000 Euro liegen. „Dazu werde ich mich nicht äußern“, sagt Thor. Ein Freundesund Förderverein, der in den nächsten Wochen gegründet werden soll, soll zusätzliche Sponsorengelder akquirieren.
Thor freut sich, dass alle Regionalliga-Spieler ihre Zusage bei gleichem Budget für die 2. Bundesliga gegeben haben. Auch die beiden ausländischen Spitzenspieler Lukas Neumayer (Österreich) und Bogdan Bobrov (Russland). Das Gerüst bilden aber die deutschen Akteure Hannes Wagner, Kai Lemstra
und Lukas Engelhardt. „Die Spieler haben gesagt, jawohl das machen wir.“Sportlich sieht sich Thor gerüstet. Sein Team verpasste schon in der vergangenen Saison nur knapp den sportlichen Aufstieg. Das entscheidende Spiel gegen Meister und Aufsteiger TC Ismaning (10:0 Punkte) verlor Schießgraben unglücklich mit 4:5 und wurde mit 8:2 Zählern am Ende Zweiter.
Für Thor war noch ein anderer Aspekt wichtig: „In der kommenden Saison ist die Regionalliga Süd-Ost so stark wie seit langem nicht. Mit Absteiger 1. FC Nürnberg und Aufsteiger CaM Nürnberg sind dort Mannschaften mit richtig viel Geld am Start. Darum haben wir gesagt, lass uns das mit der 2. Bundesliga ausprobieren.“
So kommt es in der kommenden Saison, die wohl Ende Juli starten wird, zum Derby mit dem TC Augsburg. Dem Stadtrivalen gelang in der vergangenen Saison mit 10:8 Punkten souverän der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Süd. „Augsburg ist die einzige
Stadt in Deutschland mit zwei Vereinen in einer Tennis-Bundesliga. Das sagt einiges“, freut sich Thor auf das Kräftemessen.
Der TC Schießgraben kehrt nach 50 Jahren auf die Bundesebene im Tennis zurück. 1973 und 1974 spielte man schon mal in der Bundesliga. „Da durfte ich auch spielen“, erinnert sich Manfred Schabert. Höhepunkt sei damals ein Spiel gegen Berlin gewesen. „Ein Wahnsinn. Auf dem Centercourt wollten 3000 Zuschauer das Duell Max Wünschig gegen Christian Kuhnke sehen.“Nach zwei Jahren stieg der TC Schießgraben in eine von mehreren Oberligen ab. Eine 2. Bundesliga gab es damals noch nicht.
Doch noch steht ein kleines Fragezeichen hinter dem Aufstieg am grünen Tisch: „Wenn es uns im Winter schlecht geht und uns die Energiepreise überrollen, dann brauchen wir nicht über die Regionalliga und schon gar nicht über die 2. Bundesliga nachdenken“, sagt Thor. Doch er ist optimistisch, dass es dazu nicht kommt.