Uni lädt Klimaaktivisten zum Gespräch ein
Die Mitglieder der Gruppe „End Fossil“protestieren seit Montag im Hörsaal 1 auf dem Campus. Ob sie auf das Gesprächsangebot eingehen, ist noch unklar.
Es ist ein ungewöhnliches Bild, das sich einem dieser Tage an der Uni Augsburg bietet. Seit Montag besetzt das Bündnis „End Fossil: Augsburg“den Hörsaal 1 der Uni, um mehr Klimaschutz durchzusetzen. Ihre Liste mit Forderungen ist lang. Konkret geht es ihnen zum Beispiel darum, dass die Universität bis 2027 klimaneutral ist, die Studierenden mehr mitbestimmen können und die Uni für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt.
Die Veranstaltungen im Hörsaal finden wie gewohnt statt. Allerdings mit dem Unterschied, dass an der Wand nicht nur die Projektion der Vorlesungsinhalte zu sehen ist, sondern auch Protestbanner der Aktivistinnen und Aktivisten. Teilweise würden Professoren der Gruppe auch die Möglichkeit geben, ihre Aktion den anwesenden
Studierenden zu erklären, sagt eine der Besetzerinnen. Probleme habe es in Verbindung mit der Proteste nicht gegeben, bestätigt Corina Härning, stellvertretende Sprecherin der Uni Augsburg.
Auch während der Nacht bleiben etwa zehn Studierende vor Ort. Die Schlafsäcke und Isomatten, die während des Tages an den Wänden lehnen, werden dann ausgerollt. Für die nötige Verpflegung ist ebenfalls gesorgt. Auf dem Podium wird Tee angeboten, und vor dem Hörsaal kann man sich mit frischem Gebäck versorgen – alles auf Spendenbasis. Die Gruppierung betont, dass alle Studierenden dazu eingeladen sind, an der Aktion mitzuwirken. Sie wollen sowohl mit der Universitätsleitung als auch mit den anderen Studierenden ins Gespräch kommen und freuen sich über konstruktive Kritik.
Wie lange die Besetzung noch dauern soll, ist unklar. Es hängt davon ab, wie die Gespräche mit der Universitätsleitung verlaufen. Bei einem ersten Treffen am Dienstag lud die Universitätsleitung die Aktivisten zu einem Runden Tisch zum Thema Klimaneutralität ein. Am Donnerstag, 10 Uhr, soll das
Gespräch unter der Moderation von Studierendenpfarrer Tobias Wittenberg stattfinden. Die Universität wird durch fünf Expertinnen und Experten zur Klimaforschung und Mitgliedern der Universitätsleitung vertreten. Seitens der Studierenden sollen ebenfalls fünf Vertreter und Vertreterinnen kommen können.
Bei Redaktionsschluss befanden sich die Aktivisten noch in Gesprächen untereinander, ob sie das Angebot annehmen sollen oder nicht. Pressekoordinator Lukas Schuster kritisiert, dass der Veranstaltungsraum, wo das Gespräch stattfinden soll, nicht genügend Kapazitäten habe, sodass interessierte Studierende von den Gesprächen ausgeschlossen werden würden. Außerdem sei der Moderator des Gesprächs von der Uni bestimmt worden. „Unsere Gesprächskriterien standen gar nicht zur Debatte“, sagt Schuster. Das Verhalten der Universitätsleitung bezeichnet er als „respektlos“. Die Gruppe fordert, dass nicht nur über Klimaneutralität geredet wird, sondern auch über die anderen Forderungen wie die Überprüfung der Lehrinhalte aller Fachbereiche auf „koloniales Gedankengut“und studentisches Mitspracherecht. Alle ihre Forderungen gehören laut Schuster zum Thema Klima. Im Gegensatz zum Runden
Tisch im Zentrum für Klimaresilienz wollen sie ein Gespräch mit der Universitätsleitung im Hörsaal 1, an dem sich alle interessierten Studierenden und Professorinnen und Professoren beteiligen können. So solle die „Kultur der Hintergrundgespräche“durchbrochen werden, sagt eine 25-jährige Studentin. Laut ihr setzen sich schon seit mehreren Jahren Studierende für diese Themen ein – allerdings ohne Erfolg. Es sei schwierig, mit Menschen von der Uni ins Gespräch zu kommen, die wirklich etwas verändern können. Das Treffen am Dienstag mit einem Vizepräsidenten der Uni hätte es ohne die Aktion nicht gegeben, glaubt die Kunstpädagogik-Studentin.
Erst wenn die Universitätsleitung ein Konzept mit der konkreten Umsetzung der Forderungen unter Beteiligung der Studierendenschaft vorliegt, soll die Besetzung enden, kündigt Lukas Schuster an.
Die Gruppe fordert, dass nicht nur über Klimaneutralität geredet wird